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Ridingstyle @ Fabian Arzberger #2

Mountainbike Bremstechnik

Die Fabian Arzberger Kolumne geht in Runde zwei. Vor ein paar Wochen gab der Fahrtechnik-Lehrer und erfahrene Sportler, uns einen Kurs, zum Thema: Grundtechnik – die Mutter aller Fahrtechniken. Heute auf dem Programm bei Ridingstyle: Die Mountainbike Bremstechnik. Los gehts…

Die Bremstechnik ist eine grundlegende Fahrtechnik, die sehr wichtig zu beherrschen ist um sicher im Gelände unterwegs zu sein. Auf dem Trail gilt es stets in der Gewünschten Geschwindigkeit unterwegs zu sein, bzw. auch auf unvorhergesehene Situationen reagieren und anhalten zu können. Somit können Stürze wegen zu hoher Geschwindigkeit oder falschem Einsatz der Bremsen vermieden werden.

1. Wie sollten meine Bremsen eingestellt sein?

Um mit einem MTB mit moderner Scheibenbremse effektiv bremsen zu können, ist in der Regel ein Finger an jeder Bremse ausreichend. Die Zeigefinger greifen den Bremshebel möglichst weit außen und bleiben in jeder Situation im Gelände am Bremshebel um so verzögerungsfrei bremsen zu können.

Der Bremsfinger ist immer bremsbereit und erreicht locker den Bremshebel
Der Bremsfinger ist immer bremsbereit und erreicht locker den Bremshebel

Der Hebel sollte nicht zu weit vom Lenker entfernt sein, damit Frau oder Mann auch mit kleineren Händen den Hebel immer gut mit dem ersten Fingerglied erreichen kann.

Der Druckpunkt wiederum sollte nicht zu nah am Lenker sein, so dass man bei starkem Zug den Hebel (mit dem zweiten Fingerglied) nicht ganz bis zum Lenker ziehen kann.

Außerdem sollte man nicht den Mittelfinger zwischen Hebel und Lenker einklemmen können. Falls doch, kann man die Bremse weiter nach innen Richtung Vorbau verschieben.

Der Druckpunkt ist noch ein Stück vom Lenker entfernt und der Mittelfinger wird nicht eingeklemmt
Der Druckpunkt ist noch ein Stück vom Lenker entfernt und der Mittelfinger wird nicht eingeklemmt
Die Neigung der Bremse ist ebenfalls sehr wichtig, wenn auch individuell je nach persönlichem Fahrstil. Generell sollte der Unterarm mit dem Handrücken in etwa eine Linie bilden, damit Schläge am Vorderrad nicht zu sehr auf das Handgelenk übertragen werden, sondern eher von den Armen aufgenommen werden können. Eine Neigung von 30° bis 40° ist eine gute Ausgangsstellung.
Unterarm und Bremse bilden möglichst eine gerade Linie
Unterarm und Bremse bilden möglichst eine gerade Linie

2. Wie setze ich die Bremsen ein?

Um flüssig im Gelände unterwegs zu sein, ist es wichtig gefühlvoll, kontinuierlich und dosiert zu bremsen. Blockierende Reifen sollten vermieden werden ebenso wie ABS Bremsungen, da so sehr viel Unruhe entsteht. Man versucht also den Druck am Bremshebel gefühlvoll zu steigern, bis der gewünschte Bremsdruck vorhanden ist. Dabei sollte die Geschwindigkeit so reguliert werden, dass man sich permanent in der gewünschten Geschwindigkeit bewegt.

Auch der Untergrund ist ein wichtiger Faktor für den Bremseinsatz. Bei vermeintlich rutschigem Bodenbelag sollten die Bremsen dosierter eingesetzt werden, da die Räder schneller blockieren und mit weniger Bremsleistung zu rechnen ist.

Ein abgebremstes Laufrad hat immer weniger Grip als ein sich frei drehendes Rad.

3. Wann setze ich welche Bremse ein?

Generell sollte man Vorder- und Hinterrad-Bremse gemeinsam einsetzen um eine möglichst hohe Bremswirkung zu haben. Dabei bietet die VR-Bremse etwa 70% Bremsleistung, die HR-Bremse nur etwa 30%. Durch die beim Bremsen auftretenden Fliehkräfte wird der Fahrer nach vorne geschoben, wobei mehr Druck am VR entsteht. Daher ist der Einsatz der VR-Bremse generell sehr wichtig, aber vor allem wenn es steil wird oder bei harten Notbremsungen.

 

Bei erhöhtem Druck auf das Vorderrad vergrößert sich auch die Auflagefläche und somit steigen Traktion und Bremswirkung.
Bei erhöhtem Druck auf das Vorderrad vergrößert sich auch die Auflagefläche und somit steigen Traktion und Bremswirkung.

Bei Kurvenfahrten wie auch bei Fahrten schräg zum Hang sollte die VR-Bremse nur sehr dosiert eingesetzt weren, da erhöhte Gefahr des seitlichen Wegrutschens besteht. Dabei ist das rutschen des Hinterrades eher zu verkraften als das des Vorderrades, da dieses noch eher abgefangen werden kann.

Schräg am Hang neigt ein stark abgebremstes Rad Richtung Tal zu rutschen.
Schräg am Hang neigt ein stark abgebremstes Rad Richtung Tal zu rutschen.

4. Wie ist meine Position auf dem Bike?

Um den beim Bremsen entstehenden Trägheitskraft noch vorne widerstehen zu können, ist es wichtig seinen Körperschwerpunkt ab zu senken. Dabei werden die Arme und Beine gebeugt und man versucht sich mit den Händen gegen den Lenker nach vorne hin ab zu stützen. Die Fersen drücken Richtung Untergrund, denn so kann man sich auch mit den Füßen auf den Pedalen gegen die entstehenden Kräfte stemmen.

Da je nach Intensität der Bremsung die Beschleunigungskräfte nach vorne variieren, ist die Position auf dem Bike auch unterschiedlich stark ausgeprägt. Bei einer schwachen Bremsung (z.B. um bergab die Geschwindigkeit zu halten) ist es ausreichend über dem Rad zentral tief zu gehen.

Leichte Bremsung um die Geschwindigkeit zu regulieren.
Leichte Bremsung um die Geschwindigkeit zu regulieren.

Bei einer starken Bremsung wird der Körperschwerpunkt zudem leicht nach hinten verschoben um sich gegen die entstehenden Kräfte gegen den Lenker stemmen zu können. Dabei ist stets darauf zu achten, nicht zu weit nach hinten zu gehen, damit der Druck auf das Vorderrad nicht abreißt. Arme und Beine bleiben dabei weiterhin gebeugt.

Starke (Not)Bremsung
Starke (Not)Bremsung

Beim Verändern der Position während des Bremsens ist das Timing sehr wichtig. Zeitgleich zur Erhöhung des Bremsdruckes wird der Schwerpunkt stärker abgesenkt und entsprechend nach hinten verschoben um sich besser gegen den Lenker abstützen zu können. Wird die Bremskraft verringert, nimmt man umgekehrt wieder eine zentralere Position ein.

Die Position auf dem Bike ist also abhängig von der Stärke der Verzögerung (Verringern von Geschwindigkeit). Denn dadurch entstehen erst die Beschleunigungskräfte die den Fahrer auf dem Rad nach vorne schieben.

Außer einer guten Bremstechnik verbessern auch andere Faktoren die Bremsleistung. Z.B. haben das Reifenprofil und die Gummimischung einen großen Einfluss auf die Bremswirkung. Dabei kommt es allerdings auch wieder stark auf die Art und den Zustand des Untergrundes an. Außerdem spielt der Luftdruck eine erhebliche Rolle, denn mit weniger Luftdruck erhöht sich die Auflagefläche des Reifens und mehr Stollen greifen in den Boden. → Einer der großen Vorteile von Schwalbes Procore System oder auch generell von Tubeless Systemen oder der Plus Bereifung.

Nun sollte einer gefühl- und kraftvollen Bremsung nichts mehr im Wege stehen. Viel Spaß beim ausprobieren.

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