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Tests

Protektor-Rucksäcke: Deuter Attack 20 und Flyt 14 im Test

Für Protektor-Rucksäcke ist der Markt zwar vergleichsweise noch relativ überschaubar und wird hauptsächlich von den namhaften Brands beherrscht, doch die Qual der Wahl bleibt bei der Entscheidungsfindung trotzdem nie aus. Zu den Platzhirschen in dem Segment zählt Deuter, deren Attack-Serie seit Jahren fest etabliert ist. Als führender Hersteller für Rucksäcke lehnt man sich in Gersthofen aber nie zurück, sondern treibt in der Entwicklungsabteilung konstant Innovationen voran. Wir haben mit dem Attack 20 und dem Flyt 14 zwei aktuelle Modelle unter die Lupe genommen.

Auf den ersten Blick wirken sie wie Minimalisten mit durchdachten Verstaumöglichkeiten für Tagestouren, doch die Protektor-Rucksäcke von Deuter wurden speziell für die härtere Gangart auf Trails konzipiert, um den Rücken im Ernstfall bestmöglich zu schützen. Denn wenn es zählt, kann sich das Tragen solch robuster Modelle als essenziell wichtig erweisen und vor schweren Rückenverletzungen bewahren. Für einen Tagestrip in den Voralpen haben wir neben dem Attack 20, der firmenintern als „Patriarch“ der Serie gilt, zum direkten Vergleich auch den etwas kompakteren Flyt 14 getestet, um herauszufiltern, wie gut die Rucksäcke Schutz, Ventilation, Handling beim Beladen und Organisation im Innenraum unter einen Hut bringen.

Neben dem Hauptfokus auf Sicherheit sollten die zusätzlichen Features bei Protektor-Rucksäcken gut aufeinander abgestimmt sein. Fächersysteme mit sinnvoller Aufteilung garantieren einfache Handhabung mit schnellem Zugriff. Seitentaschen mit leicht zugänglichem Stauraum für Energieriegel, Bikejacke oder Handschuhe sparen unterwegs Zeit und Nerven, während Flick- und Werkzeug sowie Dämpfer- und Luftpumpe in einem separaten Fach Platz finden sollten. Auch praktische Halterungen für Fullface- und Halbschalenhelme sind wichtig, damit möglichst keine zusätzlichen Handgriffe nötig sind, um problemlos und schnell an den Inhalt der Fächer zu kommen.

Übersicht

Passform und Komfort

Bei Bike-Rucksäcken steht generell bezüglich Komfort der feste Sitz und eine gleichzeitig bequeme Positionierung am Rücken im Mittelpunkt, garantiert durch eine körpernahe Passform. Bergab – und vor allem bei Stürzen – darf er nicht verrutschen, damit der Protektor im Ernstfall an der entscheidenden Stelle entgegenwirken kann. Sowohl der Attack als auch der Flyt passen sich in der Praxis dank der Rückensysteme bestens der Körperform an. Verstellmöglichkeiten der ausgereiften Tragesysteme fixieren beide Modelle dort, wo sie bleiben sollen – auch beim Downhill in anspruchsvollerem Gelände. Der Attack 20 mit dem Contact-Rückensystem erweist sich hinsichtlich des Tragekomforts als leicht vorteilhaft gegenüber dem Airstripes-System des Flyt.

Beim Flyt 14 schlagen nur 1150 Gramm zu Buche, was sich unmittelbar in gesteigerter Bewegungsfreiheit bemerkbar macht, wenn man insgesamt nur mit leichtem Gepäck unterwegs ist.

Der mit 1550 Gramm Leergewicht deutlich schwerere Attack ist beladen dank der großzügigeren Polsterung im Direktvergleich bequemer zu tragen und eignet sich mit den zusätzlichen Litern Volumen auch für längere Touren, bei denen sich die Last auf Becken und Schultern verteilt und keine Druckstellen erzeugt. Beim Flyt 14 schlagen hingegen nur 1150 Gramm Gewicht zu Buche, was sich unmittelbar in etwas mehr Bewegungsfreiheit bemerkbar macht, wenn man nur mit leichtem Gepäck unterwegs ist. Dementsprechend ist die reduzierte Polsterung auch zweckgebunden und wird erst dann zum Nachteil, sobald der Rucksack deutlich schwerer beladen wird.

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Beim Leichtgewicht Flyt wurde an Schulterträgern und im Hüftbereich ebenfalls weniger Schaumstoff verarbeitet, was sich zwar vorteilhaft auf die Passform, allerdings etwas nachteilig auf den Tragekomfort bei längerem Einsatz sowie unter höherer Last auswirkt. Schwitzen bleibt beim intensiven Biken niemals aus, doch beide Rückensysteme sorgen durch viel Mesh und großzügige Zwischenräume im Mittelbereich für gute Belüftung. Die Hüftflossen beider Rucksäcke könnten für unseren Geschmack sogar minimal breiter ausfallen, um einem Verrutschen nach oben noch besser vorzubeugen.

Schutz

Die TÜV-GS-geprüften Protektorplatten der deutschen Firma SAS-TEC vermitteln bei der Erstinspektion direkt einen mehr als soliden Eindruck und geben ein zusätzliches Sicherheitsgefühl für den Einsatz im Endurobereich auf jedem Trail-Level. Die integrierte Rückenprotektorplatte fällt beim Attack 20 etwas massiver aus und ist ausgelegt für mehrmaligen Aufprallschutz. Der im Normalzustand flexible Protektor-Schaum verhärtet sich erst bei einer Krafteinwirkung und absorbiert hochwirksam die Aufprallenergie.

Je stärker der Schlag auf das Material einwirkt, desto fester verhärtet es. Nach einem Unfall formt es sich wieder in seine Ausgangsform zurück. Deuter garantiert für die im Gewicht reduzierte Protektorplatte des Flyt 14, die nicht multi-impact-fähig ist und nach einem harten Sturz ausgetauscht werden sollte, „Free Crash Replacement“. Der Hersteller ersetzt also kostenlos nach einem Unfall deformierte Platten innerhalb der zweijährigen Gewährleistung. Doch auch abseits der entscheidenden Sicherheitsaspekte zeigte sich durch die optional herausnehmbaren Elemente die Vielseitigkeit der beiden Modelle.

Organisation und Handling

Wie bei Trail-Rucksäcken üblich, verfügen sowohl der Attack 20 als auch der Flyt 14 über Tool-Fächer an der Vorderseite, die durch ihre durchdachte Aufteilung umgehend Zugriff auf Ersatzschlauch, Pumpen oder Werkzeug erlauben. Der Attack bietet außerdem darüber ein gepolstertes Abteil, in dem etwa die Brille oder sonstige sensible Teile untergebracht werden können. Für Smartphones gibt es praktischerweise bei beiden Rucksäcken seitlich ein leicht erreichbares Extrafach. Ein Absetzen des Rucksacks entfällt hierbei, da die Tasche durch einen einfachen Griff via Reißverschluss einhändig zu öffnen ist. Die kleinen Taschen am Hüftgurt eignen sich perfekt für kleine Dinge, die man unmittelbar greifbar haben will. Hier sollte man allerdings nie härtere Gegenstände verstauen, die sich bei Abflügen direkt schmerzhaft an der Hüfte bemerkbar machen.

Beide Rucksäcke verfügen über eine Vorrichtung für Trinkblasen, wobei die Verstaumöglichkeit beim Attack direkt vor dem Protektor in einem eigenen Fach liegt. Ins große Hauptfach passen die voluminöseren Sachen für eine Tour wie Ersatzkleidung und Kamera. In den kleinen Taschen kann zusätzliches Equipment sehr übersichtlich verstaut werden. Der auf die Basics reduzierte Flyt eignet sich mit seinen 14 Litern dagegen eher für leichteres Gepäck – hier ist mehr Kompromissfähigkeit gefragt, während der Attack erweiterten Handlungsspielraum bei der Länge der Packliste erlaubt. Für die kleineren Runden mit ausreichend Platz für ein Trinksystem und die unerlässlichen Sachen reicht der Flyt aber allemal.

Beide Protektoren-Rucksäcke verfügen über Helmhalterungen, die neben einem Halbschalen- auch einen Fullface-Helm aufnehmen. Im Regenhüllen-Fach finden sich am unteren Teil auch jeweils Kompressionsriemen zur äußeren Befestigung der Protektoren. Ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt hat der Attack mit dem „Carrying Guard“, der Tragepassagen dank spezieller Antirutsch-Beschichtung am oberen Teil des Rückens sowie der Schulterträger deutlich erleichtert und an dem sich Helm und Protektoren ganz einfach außen am Rucksack befestigen lassen.

Fazit

Die bewährten Tragesysteme aus dem Hause Deuter sorgen beim Attack 20 sowie dem minimalistischeren Flyt 14 im Zusammenspiel mit Schulterriemen und Beckengurt für eine optimale Lastverteilung ohne Druckpunkte, wobei zusätzlich eine Luftzirkulation gewährleistet ist. Beide Protektoren garantieren mit hervorragenden Dämpfungswerten erhöhte Sicherheit. Leichtgängige Zipper und das unverwüstlich wirkende Obermaterial punkten bei beiden Modellen in gewohnter Deuter-Qualität. Der Stauraum beim größeren Attack 20 erweist sich für die essentiellen Sachen als optimal aufgeteilt und liefert die Steilvorlage für beste Organisation. Beim deutlich abgespeckteren und härteren Flyt bestehen im Direktvergleich spürbar weniger Optionen, was man für unterwegs mitnehmen kann. Bei der Planung von längeren Touren stößt er für den Transport von zusätzlichem Equipment an gewisse Grenzen. Allerdings wurde er auch nicht für diesen Zweck konzipiert, sondern eignet sich mit ausreichend Platz perfekt für kleinere Tagestouren, bei denen der Rücken zusätzlich geschützt sein soll. Ein kleiner Kritikpunkt kam bei den Hüftflossen auf, die etwas breiter ausfallen könnten. Ansonsten haben Attack 20 und Flyt 14 beim Test absolut überzeugt.


Deuter Attack 8 JR

Mit dem Deuter Attack 8 JR hat der Klassiker in diesem Jahr zudem auch einen Stammhalter bekommen – es ist der erste TÜV/GS-zertifizierte Bike-Protektor-Rucksack für Kinder und Jugendliche.

Der Attack 8 JR wird für eine Körpergröße von 145 – 170 cm empfohlen.


Im Gespräch mit Bike-Profi Gerhard Czerner über Protektor-Rucksäcke

Wie viel Wert legst du auf Sicherheit beim Biken?  

Die Ausrüstung muss einwandfrei funktionieren, ohne dass ich mir ständig Gedanken darüber mache. Das ist für mich ein großer Sicherheitsaspekt. Materialversagen kann zu schlimmen Stürzen führen. Ich war die letzten Jahre oft in entlegenen Ecken der Welt unterwegs, da ist eine verlässliche Ausrüstung ein Muss. Helm und Handschuhe habe ich immer auf/an. Sonstige Protektoren oder meinen Rucksack trage ich, je nachdem, was ich so mache.

Sollte ein Protektor-Rucksack mittlerweile zur Grundausstattung von Mountainbikern gehören?

Die Spielformen, Einsatzmöglichkeiten des Mountainbikens sind so vielfältig, dass es mir nicht möglich ist, hier eine allgemeine Empfehlung zu geben. Tagestouren, Mehrtagestouren, Downhill, Slopestyle, Marathon, Enduro – die Liste der Disziplinen, die unter „Mountainbiken“ fallen ist lang. So unterschiedlich die Disziplinen, so unterschiedlich ist auch der Bedarf an der Ausstattung. Das muss jeder für sich entscheiden. Bei vielen Einsätzen ist ein Protektor-Rucksack aber durchaus sinnvoll.

Foto: Martin Bissig

Trägst du nur bei Vollgas-Trailaction einen Protektor-Rucksack oder auch auf leichten Touren? 

Der Rucksack liegt immer gepackt hier und ich nehme ihn einfach mit. Daher ja, meist fahre ich mit Protektor-Rucksack. Außer ein paar wenige Gramm mehr hat er ja keinerlei Nachteile gegenüber einem Rucksack ohne Protektor, dafür den Mehrwert des Rückenschutzes. Die paar Gramm Zusatzgewicht fallen eh nicht auf, wenn der Rucksack gut sitzt.

Über welche Features sollte der ideale Rucksack mit Protektor für dich verfügen?

Allem voran muss er sicher an Ort und Stelle bleiben. Er darf nicht rutschen und wackeln. Daher ist ein vernünftiges Rückensystem für mich das Wichtigste. Leicht zugängliche Fächer für das Nötigste – aber nicht zu viele, das bringt nur unnötiges Gewicht. Da ich oft mit Trinkblase fahre, braucht er dafür eine sichere Aufnahme. Ich verwende tatsächlich auch die Regenhülle öfters, da ich bei jedem Wetter biken gehe.

Welche Modelle nutzt du aktuell am intensivsten?

Den neuen FLYT 20. Er ist leicht, hat alle Fächer, die ich brauche, sitzt fest am Rücken und hat genug Volumen, wenn ich noch eine Regenjacke und eine Windjacke einpacken möchte.

Du bist seit über 15 Jahren im Deuter-Team. Inwiefern hat sich die Sicherheitsausrüstung seit deinen Anfangstagen dort verändert?

Deuter hat bereits 2005 den ersten TÜV-geprüften Protektoren Rucksack auf den Markt gebracht. Da war das noch kein großes Thema. Erst als sich weitere Hersteller dem Thema angenommen haben, ist das vermehrt in die Köpfe der Verbraucher gelangt. Zu Beginn war der Einsatz vor allem im Bikepark gedacht. Dementsprechend war das Packvolumen klein. Es gab auch nur eine Größe. Jetzt ist das Thema in der breiten Masse angekommen und die Anforderungen vielfältig. Darum gibt es jetzt auch diverse Größen von „Extra Large“ bis hinunter zu den Kinderrucksäcken mit Protektor. Auch verschieden Protektoren werden verbaut, um die unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden. Das war 2005 alles noch gar nicht denkbar. Gerade den Schritt hin zu einem vollwertigen, gut ausgestatteten Protektor-Rucksack für Kinder finde ich super!

Wirst du aktiv in die Produktentwicklung mit einbezogen und inwiefern fließen deine Ideen mit ein?

Ja, wir Sportler werden schon früh, oft schon beim ersten Brainstorming über neue Produkte, mit in die Entwicklung eingebunden. Viele der Ideen in den Rucksäcken stammen von uns Athleten. Wir nutzen die Produkte schließlich auch fast jeden Tag, oder bekommen auf Touren mit Gästen viel Rückmeldungen. Diese fließen dann oft in die Entwicklung ein. Nicht immer können alle Wünsche umgesetzt werden, manchmal dauert es auch ein wenig. Umso mehr freut es uns dann, wenn wir Features und Details an den Rucksäcken sehen, die von uns initiiert wurden und am Markt gut angenommen werden.

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