Auftakt der Cannondale Enduro Tour in Dabo
Am Sonntag wagte ich mich mal wieder auf eine Rennstrecke! Das Ziel dieses Mal: Dabo im schönen Elsass! Das Auftaktrennen der Cannondale Enduro Tour sollte genau dort stattfinden, also machte ich mich mit meinen Freunden auf den Weg nach Frankreich... Wie es dieses Mal mit der Motivation und meiner Leistung lief, erfahrt Ihr hier.
Sonntag Morgen gegen 8 Uhr in Dabo antanzen und die Startnummer abholen, ist schon recht sportlich, erst recht, wenn man in Köln wohnt und eine mindestens vierstündige Autofahrt vor sich hat. Da ich diesem Stress aus dem Weg gehen wollte, machte ich einen Tag zuvor einen Zwischenstopp in Karlsruhe bei meinen Freunden vom Let’s Ride MTB Magazine, um etwas entspannter in den Renntag zu starten. Um das frühe Aufstehen kam ich aber dennoch nicht herum… Der Tag versprach sonnig zu werden und wir verließen gut gelaunt und pünktlich um 6 Uhr das Haus. Die Anfahrt klappte reibungslos und vor Ort wurden wir in unsere Parklücke gewiesen. Am Start tummelten sich bereits etliche Menschen, um ihre Startnummer abzuholen.
Cannondale Enduro Tour
Die neue Cannondale Enduro Tour besteht aus insgesamt fünf Rennen auf französischem Boden und ist aus der bluegrass Enduro Tour hervor gegangen. Die Organisatoren sind keine Geringeren als Jérôme Clémentz und seine Freundin Pauline Dieffenthaler, die sich beide im Rennzirkus sehr gut auskennen und wissen, was der Racer von heute braucht. Insgesamt kamen 380 Leute nach Dabo, um am Rennen teilzunehmen. Dabei konnte man sich im Vorfeld entscheiden, ob man das Rennen mit allem Zipp und Zapp mitnahm (d.h. alle Stages auf Sicht und mit Zeitnahme fahren) oder ob man sich in der Open Category anmeldete und dann nur vier von sechs Stages fuhr– zwar ebenfalls auf Sicht , aber ohne Zeitnahme wohl gemerkt. Die zusätzliche Open-Klasse ist vor allem für Enduro-Einsteiger interessant, die Bock auf Trails und Rennatmosphäre haben, aber nicht den Druck der Zeitmessung verspüren wollen. 50 von 380 Fahrern entschieden sich für dieses Format. Wichtig zu wissen: Die Serie ist bei Enduro-Fahrern ziemlich beliebt und ist für alle Rennen der Saison 2015 komplett ausgebucht.
Das Rennen, oder: Wie ich langsam, aber sicher ins Ziel rollte
Vor dem Rennen war ich recht nervös, aber Jérôme, der am Morgen alle Rider mit einer kurzen Ansprache begrüßte, versicherte „Nothing dangerous on the trails. It’s all about having fun!“. So startete ich kurz nach neun etwas beruhigter in Richtung Stage 1. Alle Starter hatten eine fixe Zeit vorgegeben, zu der sie sich am Startbogen einfinden mussten. Jedoch mussten sich nur die ersten 100 unbedingt an diese Zeit und Reihenfolge halten, alle anderen durften wahlweise auch etwas später losfahren. So konnte man sich letztendlich mit seinen Freunden zusammen tun und das Rennen gemeinsam fahren, auch wenn die Startnummern weit aus einander lagen.
Die Stages
Also kurbelte ich zusammen mit Steffie Teltscher und meinem Kollegen Alexej Fedorov in Richtung Stage 1. Nach meinem persönlichen Saisonauftakt beim Easyphone Cup in Esneux hatte ich ja beschlossen, einen Gang rauszunehmen und mich und mein Rad sicher über die Trails zu manövrieren. Leider war ich dann auf der ersten Stage in Dabo so langsam unterwegs, dass mir teilweise der Schwung fehlte, um über die vielen Steine, Wurzeln und Löcher zu kommen. Um ehrlich zu sein, quälte ich mich über die Trails, war ultra angespannt und konnte überhaupt keinen Flow aufbauen. Es lief überhaupt nicht! Unzählige Male durfte ich mich dann auch überholen lassen. Die Franzosen waren dabei aber immer nett und freundlich und baten um „Attention“, während sie an mir vorbeifuhren. Extrem demotiviert kam ich schließlich ans Ende der ersten Stage und dachte mir, dass ich mich mal wieder komplett übernommen hatte. Warum nochmal hatte ich mich für das Rennen angemeldet? Sollte es nicht eigentlich spaßig und schön werden? Aber ich wollte dem Ganzen (und vor allem mir) noch eine Chance geben. Also weiter zu Stage 2 und 3. Aber auch hier wollte sich nicht der Funfaktor zu mir gesellen. Die Abfahrten waren recht lang und teilweise nagelneu in den weichen Nadelwaldboden gezogen – eigentlich ein Traum für jeden Mountainbiker! Der Boden war „loose“ und leicht feucht, die Wurzeln und Steine größtenteils trocken, überall Moos und Nadeln auf dem Boden – im Fall der Fälle fiel man recht weich, wie ich schnell merken durfte.
Endlich – der Foodstop
Nach der dritten Stage kam der erste (und überaus üppige) Foodstop und der rettete mir den Ar***! Orangen, Bananen, Kuchen, Schokolade, Käse, Brot, Salami und andere kleine Leckereien waren für die Racer aufgebahrt worden. Der Zucker tröstete meine Seele und verlieh mir neuen Schwung für die restlichen Stages. Tja, und ab da machte es dann irgendwie klick! Zwar war ich immer noch nicht mit Fullspeed auf dem Trail, aber ich hatte das Vertrauen in mich und mein Bike zurück, ließ auch mal laufen und stellte fest: Geschwindigkeit gibt Sicherheit! Mit ein bisschen mehr Speed waren die Hindernisse und Sprünge viel leichter zu bewältigen, ich kam schneller um die Kurven und auch kurze, steile Gegenanstiege wieder hoch. Plötzlich machte das Ganze Spaß! Meine Kumpels hatte ich zwischenzeitlich aber schon verloren, die wollten das Rennen in den vorgegebenen 4,5 Stunden absolvieren. Ich ließ mich aber nicht stressen und fuhr mein Tempo, außerdem lernt man so auch ziemlich schnell die Leute um sich herum kennen, die ein ähnliches Tempo fahren. Auch die Anstiege hatten es in sich und waren nicht zu knapp bemessen. Am Ende war ich echt kaputt, nahm aber noch einmal sämtliche Kräfte zusammen, um die sechste und letzte Stage zu absolvieren. Für meine Schneckenverhältnisse verlief die richtig gut: Kein Patzer, keine Überholmanöver von hinten – zum Glück gab es vorher noch einen letzten Foodstop, der noch einmal die Lebensgeister weckte!
Ausgelaugt, aber total happy, die 33 km und 1300 hm doch geschafft zu haben, fuhr ich in Richtung Ziel und gab meinen Transponder bei Pauline ab, die mir sofort den Zeitenzettel in die Hand drückte. Sie hatte sofort mein Elend erkannt und legte mir noch einmal die Open Category ans Herz (bei der ich wohl besser aufgehoben gewesen wäre). Die 50 Teilnehmer dieser Klasse fuhren nämlich nur die Stages 2-5, ganz ohne Zeitdruck. Und ja, das wäre genau mein Ding gewesen! Als ich während des Rennens schon ans Aufgeben dachte, fragte ich mich natürlich, warum ich mir das eigentlich alles antun musste. Die Antwort war einfach: Weil ich Bock auf andere Trails habe, auf Neues, etwas Unbekanntes, Aufregendes. Weil ich gern in abgelegene Dörfer und Wälder fahre. Und weil sich dort jemand die Mühe macht und viele schöne Trails für mich (und zig andere) absteckt, so dass man einen Supertag auf dem Bike verbringt und sich dabei ganz auf die Trailauswahl der Locals verlassen kann. Ganz einfach! Ach ja, und weil ich mir jedes Mal erhoffe, dass ich bei einem Rennen an mein Limit gehe und es auch überschreite, so dass ich langsam aber sicher endlich schneller auf dem Trail werde.
Mein Fazit
Und obwohl mein Ergebnis wirklich grottenschlecht ist, habe ich mir mit einem sehr guten Gefühl das erste Bier nach dem Rennen genehmigt. Der Anfang des Rennens war hart und holprig, aber auf den letzten drei Stages hatte ich mich eingegroovt und vor allem Spaß am Rennenfahren gehabt. Ich muss wohl einfach noch ein wenig Geduld mitbringen, gut Ding will schließlich Weile haben. Apropos gut Ding: Pauline und Jérôme sind sehr gute und erfahrene Rennveranstalter, die einen Blick für kleine, aber feine Details haben. Die Foodstops waren der Hammer und am Ende gab es Flammkuchen und Bier für alle. Ein Traum!
Ein großes Danke an Pauline, Jérôme und ihre zahlreichen Helfer, an Kuba und Alex für ein tolles Wochenende und Christian von Cannondale für die reichliche Kaltgetränkeversorgung nach dem Rennen!