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Casey Brown – Beyond the Bike

Bisher haben wir bei "Beyond the Bike" immer Fahrer gesehen, die hart trainiert haben, die sich nach Verletzungen wieder zurück kämpfen und, die versuchen nach ganz vorne zu kommen. Jede einzelne Leistung dieser Athleten ist bewundernswert, aber bei der Geschichte von Casey Brown wird einem klar, dass die Einstellung der Fahrer vielleicht die größte Rolle bei ihrem Erfolg spielt. Casey hat etwas sehr einzigartiges und inspirierendes. Wenn Casey auf dem nächsten Rennen an euch vorbei rauscht, dann werdet ihr vermutlich mehr sehen, als nur ihre Zeit!

Casey Brown ist gerade mal 23 Jahre alt und trotzdem gibt es in ihrem Lebenslauf ein beeindruckendes Spektrum von wahnsinnigen Höhen und Tiefen. Casey ist als die Jüngste von fünf Kindern in Neuseeland geboren und in einem Umfeld aufgewachsen, das den meisten von uns vollkommen fremd sein wird. Noch vor ihrer Geburt ist ihr Vater aus den USA abgehauen, um vor der Drogenbehörde zu fliehen.

Die Familie landete damit in Barn Bay, eine der abgelegensten Regionen in Süd-Neuseeland, die nur durch einen sechs stündigen Fußmarsch oder per Helikopter zu erreichen ist. Das Haus wurde von ihrem Vater gebaut und im Vorgarten befand sich eine Start- und Landebahn, die auf das Tasmanische Meer zeigte. Sie lebten ein primitives Dasein in einer modernen Welt. Es gab kein fließendes Wasser. Keine Elektrizität. Lebensmittel wurden nur alle drei Monate besorgt, nachdem sie dafür eine waghalsige Reise hinter sich bringen mussten. Sie mussten durch Flüsse waten, durch den Regenwald wandern und Quads und Busse nehmen, um in die Zivilisation zu gelangen. Schuhe haben sie dabei nur selten getragen, was jedoch typisch für die Kultur in Neuseeland ist, da sie eh als unnütz angesehen werden.

Nach der Trennung von ihrer Mutter zog Caseys Vater nach Revelstoke (British Columbia), wo er anfing in der Forstwirtschaft zu arbeiten. Ihr Bruder tat es ihm gleich und kurz darauf folgten auch Casey und ihre Schwestern in die ländliche Stadt British Columbias. „Die Kinder blieben immer länger bei meinem Vater, da er die ganzen Spielsachen, Fahrräder und Ski hatte – es war wie das Gelobte Land“, erzählt Casey. Einmal in Revelstole eingelebt, fing auch Casey damit an, jegliche Aktivitäten auszuprobieren, die jede Menge Geschwindigkeit benötigten. Sie unterstrich alles mit ihrem einzigartigen Style und startete bei Freestyle-Ski Wettbewerben in ihrer Region. Ihr Vater und ihr Bruder waren immer auf Mountainbikes unterwegs, weswegen auch sie irgendwann anfing ihnen zu folgen, bis irgendwann ihr Vater ihr folgen musste.

In einem Schulprojekt wurde Caseys Klasse aufgefordert über ihre Helden zu schreiben. Jeder ihrer Klassenkameraden hat sich für bekannte Persönlichkeiten oder Filmstars entschieden. Casey wählte ihren Bruder. „Ich habe mich für das Projekt Sam entschieden. Er war mein Idol“, erzählt Casey. Sam ist in der Mountainbike Welt für seinen Auftritt in New World Disorder 3 bekannt. „Er hatte immer so viel zu tun, aber wenn er nach Hause kam, selbst wenn es drei Uhr morgens war, dann haben wir noch etwas zusammen unternommen und sind auf einen Night Ride gegangen“. 2009 wurde Sam beim Drogenhandel erwischt und zu 40 Jahren Haft in einem Gefängnis in Washington verurteilt. Vier Tage später begann er Selbstmord. 

Casey ist nicht davon überzeugt, dass die Details, die über den Tod ihres Bruders bekannt wurden, wirklich richtig sind; sie glaubt nicht daran, dass es Selbstmord war. Aber anstatt wütend zu sein und sich zurück zu ziehen, hat Casey etwas gefunden, was sie antreibt – ihren Bruder. Sie hat sich darauf konzentriert aus diesem Verlust heraus noch stärker zu werden. „Schlimme Dinge können passieren, aber man muss sich auf das Gute konzentrieren und weiter machen“, sagt Casey. „Wegen dieser Erfahrung ist meine Familie super eng zusammen gewachsen und ich bin sehr dankbar dafür“. Das war auch der Grund, weswegen sie sich zu 100% auf ihre Mountainbike-Karriere konzentriert hat. „Nach so einer Sache sieht man einfach nichts mehr als selbstverständlich an. Danach ging es bei mir richtig los, ‚Ich werde eine Mountainbikerin sein. Ich werde das tun, was ich liebe. Ich weiß nicht, wie lange ich hier noch sein werde.‘ Diesen Rat kann ich allen geben“, wiederholt sie unerbitterlich.

Durch die technisch anspruchsvollen Trails in Revelstoke und die massiven Sprünge im Whistler Bike Park ist Caseys Talent schnell über das eines typischen Bike Junkies hinausgewachsen. Sie war schlicht und ergreifend schneller, stärker und stylischer als andere Bikerinnen. Dabei erkennt man an ihrem Style, welche Fahrer sie über die Jahre beeinflusst haben. Sie ist damit aufgewachsen Sam hinterher zu jagen, sie hat Jahre mit ihrem Ex-Freund verbracht, der einen unglaublichen Style an den Tag gelegt hat und sie fährt viel mit ihren Kumpels wie Mike Hopkins. All das hat Casey in eine eigene Klasse katapultiert, wenn es um Sprünge und Style geht. Sie gehört zu den wenigen Frauen, die regelmäßig an den Crankworx Whip Off Worlds teilnimmt und dieses Jahr hat sie sogar einen Titel abgeräumt beim „throwing it sideways“ mit Größen wie Bernardo Cruz, Andreu Lacondeguy, Danny Hart und den weltbesten Whippers.

Passend zu ihrem Style ist Casey auch dafür bekannt, dass sie vollkommen furchtlos auf dem Fahrrad unterwegs ist. Sie wählt Lines, die andere Frauen beim World Cup vermeiden, was ihr schon viele starke Ergebnisse aber mindestens genauso viele Verletzungen eingebracht hat. 2011 hat sich Casey beim Kanada Cup Rennen ihre Leber in zwei Hälften gerissen und das nur einen Tag nachdem sie mit ihrem AM Bike auf den großen Freeride Lines unterwegs war. „Ich bin einen Tag vor dem Seeding auf den Kopf gestürzt als ich mich bei einem 3m Sprung um gut 4m verschätzt habe. Bei meinem Rennlauf am nächsten Tag konnte ich einfach nicht schnell genug reagieren und bin über den Lenker gegangen, wobei ich sowohl meinen Rahmen als auch meine Leber in zwei Hälften gerissen habe. Ich war für kurze Zeit blind, hab mir ein paar Rippen gebrochen und hatte innere Blutungen. Es war eine ‚Licht-am-Ende-des-Tunnels‘ Erfahrung.“ Auch mit ihrem „Death Grip“ Video hat sie uns das fürchten gelehrt, als sie die Bremsen von ihrem DH Bike abmontiert hat, um so eine super schnelle Line in Kamloops zu fahren, die schon zuvor viele Fahrer an den Rand der Verzweiflung gebracht hat.

 

Nachdem der Großteil ihrer Karriere noch vor ihr liegt, ist Casey bereit, um die härtesten Trails zu fahren, die größten Sprünge zu nehmen und sich mit den schnellsten Frauen der Welt zu messen. Sie wird noch viele Strecken ablaufen und viele Gipfel mit ihrem Hund besteigen. Dabei sind Schuhe natürlich nicht zwingend notwendig. Sie ist sehr fokussiert, verliert aber gleichzeitig auch nie den Spaß am Fahren. Glücklich, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, mental und körperlich stark, schnell und so stylisch – es gibt kaum genug Worte, um Caseys Persönlichkeit, ihr Fahren und ihre Lebenseinstellung zu beschreiben. Die richtige Perspektive wird für sie immer eine primäre Rolle spielen. Wir könnten uns alle eine Scheibe von ihrer Philosophie abschneiden, denn sie hat Recht – wir wissen alle nicht, wie lange wir hier noch sein werden.

 

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