Enduro One – Erstes Rennen in Bad Endbach
Wie ist es eigentlich, wenn man mit seinen Kumpels ein Hobby-Rennteam bildet und völlig ambitioniert in die Saison startet? Welche Rennen werden angesteuert? Wer ist am Start? Wie soll das Team-Trikot aussehen? Wann wird trainiert? Dirk Dienemann erzählt vom ersten Rennen mit seinem Team "Rowdy Racing". Ob sie wirklich so rowdy auf dem Trail sind und ob die Jungs was reißen konnten, erfahrt Ihr in Dirks Bericht zum Enduro One Rennen in Bad Endbach.
Zwischen Pleiten, Pech und Pannen
Freitag am frühen Abend checkten mein Kumpel Thomas und ich als Vorhut unseres Hobbyrennteams „Rowdy Racing“ in einer kleinen gemütlichen Pension im beschaulichen Bad Endbach ein. Glücklich darüber, dass es trocken war, nachdem wir im strömenden Regen und bei schlechtesten Wettervorhersagen gestartet waren, konnte das 1. Rennwochenende endlich beginnen. Monatelange Planung der Rennsaison und heiße Diskussionen in unserer Whats-App-Gruppe und bei den gemeinsamen Ausfahrten lagen hinter uns. Letztendlich wurden unsere Trikots bis dato dann doch nicht fertig und von dem ursprünglichen Sechser-Team gingen wir letztendlich nur mit vier Leuten an den Start. Fast „vollständig“ (Kollege Hauke war inzwischen auch eingetroffen) feierten wir unsere eigene Pasta-Party mit reichlich Rotwein und in typischer „Waldrowdy“-Manier unter dem Vorwand, das Rennen zu besprechen.
Angeschlagen zur Anmeldung
Am Samstag Morgen trafen wir uns gut gestärkt und leicht angeschlagen mit dem noch fehlenden Waldrowdy Michi auf dem top organisierten, nahen Veranstaltungsgelände. Endlich konnten wir in den offiziellen Teil starten und den Run auf die Startunterlagen eröffnen! Wir waren übereuphorisch, heiß wie Frittenfett, nicht mehr aufzuhalten und somit die ersten, die entlang der schier endlosen Schlange von ca. 300 gemeldeten Fahrern aus dem Sport- und Freizeitzentrum mit den Startunterlagen spazieren konnten. Während wir unsere Startnummern und Transponder montierten, blieb der Blick stets gen Himmel und Regenradar-App gerichtet: Beides verhieß nichts Gutes und erschwerte die Wahl der passenden Kleidung und Bestückung des Rucksacks enorm.
Liften oder Kurbeln?
Da wir (voll untypisch) gut im Zeitplan lagen, blieb noch Zeit für einen Kaffee und das Studieren der Trainingsstages und des Prologs. Nach kurzer Ansprache des Veranstalters startete das freie Training pünktlich um 12 Uhr – Kollege Michi hatte schon mit dem ersten technischen Zwischenfall zu kämpfen. Irgendwas ist immer! Gut ausgeschildert ging es für uns Richtung Ski-Lift des örtlichen Ski-Clubs, wo sich die Frage stellte: Liften oder kurbeln? Angesichts des Zeitlimits und des doch recht knackigen Anstieges viel die Entscheidung nicht wirklich schwer und der kleine Betrag fürs Shutteln kam dem ansässigen Verein zu Gute. An der Ski-Hütte Hartenrod (Austragungsort der abendlichen Midsommer-Raceparty) und schwer hechelnden Uphill-Fetischisten vorbei geliftet und froh nicht hoch gekurbelt zu sein, ging es frisch zu Stage 1. Hier erwartete uns ein kühles Lüftchen und ein anspruchsvoller und abwechslungsreicher Trail: Mehrfach galt es, Waldpassagen im Wechsel mit fallenden Wiesenhängen und einem sacksteilen Downhill zu meistern. Die Linien des lokalen „Flowtrail Bad Endbach“ waren in die Stage integriert; es ging flowig über wechselnden Untergrund, der mit feinen Kickern und Holzrampen gespickt war. Alle „schweren“ Hindernisse waren auf einer Chickenline umfahrbar (was für einen Rowdy natürlich nicht in Frage kommt). Nach erneutem Liften ging es mit kurzer Transferstecke Richtung Stage 5 / Prolog – eine saumäßig geile und die Beine zum Glühen bringende Stage. Überwiegend über die Linien des Flowtrails ging es mit Highspeed durch Anlieger, über Kicker und ruppige, teils eng gesteckte Passagen mit viel Beinkraft Richtung Start- und Ziel-Bogen. Nachdem wir die Stages mehrfach trainiert und unsere Linien gefunden hatten, ging es Punkt 16 Uhr zur Fahrerbesprechung, Transponderaktivierung und zum anschließenden Prolog. Für mich ging der Prolog eher suboptimal aus, da ich nach missglücktem Sprung durchs Flatterband ein wenig vom Kurs abkam. Auch die Teamkollegen waren von ihrem Ergebnis eher semibegeistert, obwohl sich Thomas schon mit der Top 10 in der Masters-Wertung hätte zufrieden geben können.
Zur Stärkung ging es abends zum ansässigen Italiener und zeitig (mit etwas weniger Wein) ins Bett, um beim Rennen frischer und fokussierter anzutreten. Sonntagmorgen ging es bei Nieselregen und Nebel um 9 Uhr zum eigentlichen Rennen. Vor Ort war schnell zu erkennen, wer abends an der Theken-Stage Gas gegeben hatte. Gestartet wurde ab 9:30 Uhr blockweise und nach Klassen aufgeteilt in kleinen Gruppen, was für einen reibungslosen Ablauf und nur sehr kurze Wartezeiten vor den 5 Stages sorgte. Michi und Hauke starteten als Erste unseres Teams. Kurz nachdem ich den Startbogen und die kleine Holzbrücke passiert hatte, traf ich auf meine Teamkollegen, die verzweifelt versuchten, Haukes Dämpfer wieder zum Ausfedern zu bewegen. Schnell war klar, dass für ihn – 500m nach dem Start – das Rennen schon gelaufen war. Für uns ging es dieses Mal ohne Liftunterstützung wieder hoch zu der uns schon bekannten Stage 1. Auf Stage 2 erwartete uns eine lange, sehr tretintensive Stage, welche flowig, aber kraftraubend war. Immer wieder musste der richtige Bremspunkt vor den teils eng gesteckten Kehren gefunden werden, um nicht zu viel Kraft und Zeit auf dem Trail zu lassen. Auf dem Transfer zu Stage 3 war wieder Zeit, neue Leute kennen zu lernen und zu quatschen (was für mich unter anderem das Enduro-Format ausmacht). Auf etwa der Hälfte der Strecke war ein Versorgungsstand aufgebaut und es klarte auf. Die ersten Zuschauer fanden sich entlang der Strecke ein und Michis Bremse verabschiedete sich….somit war auch für ihn das Rennen gelaufen! Zwischenzeitlich von Thomas eingeholt starteten wir weiter durch. Stage 3 begann mit einem Steinfeld und ging größtenteils anspruchsvoll über Northshore-Elemente und die rote bzw. schwarze Linie des Flowtrails. Nach längerem Transferanstieg wartete Stage 4 mit einem abwechslungsreichen Naturtrail und Teilen der schwarzen Linie des Flowtrails auf uns. Wieder mussten Wurzfelder, Downhill und eng gesteckte technische Sektoren gemeistert werden.
Schnell zum kühlen Blonden
Zu guter Letzt stand die gut bekannte Nr. 5 auf dem Plan, welche nochmals alles von uns Fahrern abverlangte und mit der ich noch eine Rechnung offen hatte. Doch dieses Mal lief es optimal und ich kam als 55. in der Sportsklasse und Kollege Thomas als 7. in der Mastersklasse vom Publikum angefeuert durchs Ziel. Glücklich und erschöpft wurde der Monitor mit den Zeiten der einfahrenden Fahrer beobachtet, während wir unsere Energiespeicher mit den angebotenen Leckereien und einem kühlen Blonden wieder auffüllten. Unsere Zeiten und Plätze standen; circa vier Stunden nach dem Start kam auch der letzte Fahrer durchs Ziel und es war Zeit für die Ehrung der besten Fahrer aller Klassen (Pro, Masters, Sport, Lady, Guest und E-Bike). Alles in allem ein super Saison-Auftakt bei einer klasse organisierten Rennserie für Jedermann mit Spaß-Garantie.