Wie lange wart ihr insgesamt auf den Philippinen?
Wir waren zwei Wochen dort, aber mein Vater kam erst in der zweiten Hälfte der Reise dazu.
Hast du noch Familie auf den Philippinen?
Ja, ziemlich viel sogar. Meine Großeltern leben zwar mittlerweile in den USA, aber sie reisen jedes Jahr zurück. Das Haus, in dem mein Vater als Kind aufgewachsen ist, steht noch – und ein Teil meiner Familie lebt immer noch dort. Im Film besuchen wir dieses Haus. Es war ein seltsames Gefühl. Als Kind wusste ich zwar, dass mein Vater von den Philippinen kommt, aber es fühlte sich oft an, als wäre er einfach eines Tages als Erwachsener aufgetaucht. Ihn sich als Kind vorzustellen, in diesem Haus, war wirklich merkwürdig – aber auch schön.

Konntest du bei dieser Reise neue Seiten an ihm entdecken?
Total. Wir wissen so wenig über seine Kindheit. Als ich Fotos von ihm als Kind gesehen habe, dachte ich nur: „Bist du sicher, dass das du bist?“ Ich konnte es kaum glauben. Die Reise war natürlich in erster Linie für mich – um meine Wurzeln kennenzulernen. Aber ich denke, sie war auch für ihn wichtig. Eine Gelegenheit, sich mit seiner Herkunft zu versöhnen und Stolz auf seine Identität als Filipino zu entwickeln. Es war wirklich eine Reise für uns beide.
Wie war das Mountainbiken vor Ort? Gibt es dort eine echte Szene?
Ich war komplett überrascht, wie stark die Community dort ist. In Manila gibt es eine riesige Rennszene. Bei manchen Rennen starten über 300 Teilnehmer:innen – das ist echt beeindruckend. Mountainbiken ist dort zwar teuer, aber die Leute sind mit Herzblut dabei. Viele fahren auf Fahrrädern, die man kaum als Mountainbikes bezeichnen würde – manche haben nicht mal Federung. Aber sie geben alles und haben einfach Freude daran, draußen zu sein.

Welche Disziplinen sind besonders populär?
Downhill und Cross-Country sind in Manila sehr groß. Die Trails sind unglaublich vielseitig – je nachdem, wo du unterwegs bist. Am ersten Tag waren wir auf einem gebauten Sprungtrail, aber das ist eher die Ausnahme. Viele Strecken sind einfache Kuhpfade, die auch noch aktiv genutzt werden. Wir sind da mal mit Vollgas runtergerast – und plötzlich standen Kühe auf dem Weg! (lacht) Diese unpräparierten Wege machen das Fahren dort technisch herausfordernd. Ein Trail war so steil und felsig, dass mir vom Bremsen die Hände wehtaten. Ich dachte nur: Wenn ich hier stürze, wird das übel.
Braucht man vor Ort einen Guide?
Ja, unbedingt. Unser Guide war Vince von Seven Day Adventures – ein Freund von Chris, der uns die ganze Reise über begleitet hat. Vince kennt sich extrem gut aus. Vieles läuft über Empfehlungen und Mundpropaganda: „Zeig mir doch mal den Trail“, oder: „Wo finde ich den Flow-Trail?“ Es ist alles sehr persönlich organisiert, aber genau das macht es auch so besonders.
Klingt, als wäre dir die Community ans Herz gewachsen. Planst du, zurückzukehren?
Unbedingt. Die Menschen dort sind mittlerweile nicht nur Freunde, sie sind Familie. Wir haben so viel miteinander geteilt – diese Erfahrung verbindet. Ich würde gerne einfach noch einmal zurückkommen, ohne Filmteam, nur zum Fahren. Es gibt so viele Orte, die ich noch nicht gesehen habe – vor allem dort, wo Chris lebt. Ich möchte auch mehr Zeit mit meiner Familie verbringen und die Stadt erkunden, in der mein Vater aufgewachsen ist. Das einzige Problem: Das Wetter ist eine Herausforderung. Entweder ist es unglaublich heiß, oder es regnet wegen eines Taifuns.
Und was steht bei dir als Nächstes an?
Wir hoffen, den Film noch auf eine weitere Tour in den USA zu bringen und ihn dann über meine Sponsoren zu veröffentlichen. Cycle of Bayanihan hat in mir wirklich etwas entfacht. Klar, ich bin Freeriderin, ich liebe es, große Sachen in Utah zu fahren – aber Freeride bedeutet nicht immer extrem. Es geht darum, frei zu fahren – auch auf einfachen Trails.
Ich finde es genauso inspirierend, wenn Frauen bei Rampage alles geben, wie wenn Anfängerinnen ihre ersten Lines auf Flow-Trails fahren. Diese Vielschichtigkeit möchte ich zeigen. Ich kann große Sprünge fahren, aber ich kann auch mit einer Community connecten, auf einfachen Trails unterwegs sein und Spaß haben.
Vielleicht entsteht bald ein neues Projekt – vielleicht mit einer anderen kleinen MTB-Community irgendwo auf der Welt. Aber im Moment lasse ich alles auf mich zukommen.
Vielen Dank für das tolle Gespräch – und viel Erfolg mit deinem Film!
Danke euch, ich freue mich riesig auf die Premiere!