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Wie wichtig ist das Preisgeld bei einem Rennen?

Wir befragten vier Persönlichkeiten der Bike-Branche nach ihrer Meinung zum Thema Preisgeld! Wenn man als Vollzeit-Pro-Rider unterwegs ist, dann stellt es einen guten "Nebenverdienst" dar, vorausgesetzt es ist entsprechend hoch. Georgy Grogger als Rennveranstalter sowie André Wagenknecht, Jasper Jauch und Johannes Fischbach als Rennfahrer schrieben ihre Sicht der Dinge nieder!

Georgy Grogger, Trail Solutions

Beim Thema Preisgeld sitze ich zwischen zwei Stühlen. Natürlich ist ein fettes Preisgeld immer schön, aber nur wegen des Preisgeldes ist eine Veranstaltung noch nicht gelungen. Dazu gehört viel mehr! Ich habe bei Eurem Schwesterblatt, der englischen Dirt (Ausgabe 100), mal gelesen, es gäbe nur drei wichtige Dinge bei einem Rennen: Der Uplift muss passen, die Zeitmessung und die Rennstrecke.

Aus meiner Sicht ist die Rennstrecke das Wichtigste! So viel wichtiger als das Preisgeld. Die Rennen sollen Spaß machen, die Teilnehmer sollen Spaß haben – jeder, der nur wegen dem Preisgeld kommt, hat schon von Anfang an verloren. Ganz krass finde ich, wenn Veranstalter Preisgeld für Kinder auszahlen. Kinder sollten wegen der Liebe zur Bewegung, dem sportlichen Ehrgeiz und dem Spaß an der Sache bei Rennen teilnehmen, nicht wegen der Knete.

Unfassbar krass finde ich, wenn bei manchen Festivals Leute Geld bekommen, um irgendwelche irrwitzigen Stunts zu machen. Das ist geschmacklos und spiegelt wohl zum Teil das Wesen unserer Zeit wider: Für Geld mach‘ ich jeden Scheiß! Die Sache mit dem Preisgeld ist ja die: Nicht mal die schnellsten Downhill-Profis können nur vom Preisgeld leben. Wir Veranstalter sitzen da im gleichen Boot wie die Athleten, es geht nur mit Sponsoren. Und nicht bei allen Sponsoren geht es ums Gewinnen. Auch aus diesem Grund rate ich jedem Athleten, Team oder Team-Manager: Fahrt aus Spaß Rennen, nicht wegen der Kohle! Der Rest ergibt sich. Etwas nur für Geld zu machen, zerstört jede Motivation.

André Wagenknecht, Cube Action Team

Diese Frage ist natürlich immer etwas heikel, da man ja angeblich nicht gern über Geld spricht. Man sollte auch unterscheiden, dass es verschiedene Sichtweisen bei dieser Frage gibt. Dazu zähle ich die eines Veranstalters, eines Hobbyfahrers und eines professionellen Bikers. Da die Frage an mich als Fahrer geht, kann ich nur sagen: „Klar, ist es cool, wenn man nach einem guten Rennen auch noch ein Preisgeld für seine Platzierung erhält!“. Für einen Fahrer, welcher sein Leben für und auf den Sport ausgerichtet hat und auch von diesem lebt, ist es wichtig, dass er auch seinen Unterhalt davon bestreiten kann. Jedoch sollte man hier sein mögliches Fixum vom Preisgeld trennen. Anspruch auf Preisgeld besteht nun einmal nur für die Top-Platzierungen. Also sollte man auch hier das Preisgeld einzeln betrachten.

Für mich persönlich gab es nie eine Motivation nur wegen des Preisgeldes. Wäre ich so ein Rennen gefahren, dann hätte ich mich wegen einem falschen Ziel motiviert.

Egal, wie schön es ist, dass nach einem Rennen Preisgeld gezahlt wird, kommt es nie an das Gefühl heran, dass DU heute den perfekten Lauf hattest. Oder saß von euch einmal jemand Sonntag Abend im Auto und hat auf den vielen Kilometern nach Hause permanent über die paar Euro nachgedacht? Ich hoffe nicht! Da kann ich mich nur an eines der besten Gefühle überhaupt erinnern. Man ist nicht glücklich wegen dem Geld, sondern über seinen persönlichen Tag, die Erinnerungen an den Lauf und die Freude über das Ergebnis. Ich hatte mir einmal von meinem Preisgeld ein Verbrenner RC-Car gekauft (mit ca. 24 Jahren). Meine Eltern wollten mir als Kind keines kaufen. Dies hatte so an mir genagt, dass ich mir diesen Wunsch doch noch erfüllt habe. Es war super! Endlich so ein Teil mit über drei PS, Allradantrieb, Scheibenbremse und zwei Öldämpfer pro Rad. Jetzt nach vielen Jahren erinnert mich jedoch nur noch die heutige Frage zum Preisgeld an das Auto. Allerdings vergesse ich nie den Tag, als ich bei Sonne, Staub und mit all meinen Kumpels das Rennen gefahren bin. Diese Sache zeigt mir, dass Preisgeld ein Spiegel dessen ist, ob unser Sport finanziell gut aufgestellt ist, ob Sponsoren ihn wahrnehmen und vielleicht auch in welchem Teil unserer Gesellschaft dieser angesiedelt ist. Wir werden womöglich nie Gelder eines Tennis- oder Fußballspielers bekommen. Aber kommen wir mit pinkfarbenen Cabriolets zum Rennen?

Johannes „Fischi“ Fischbach, GHOST RRP

Eine solche Frage sollte sich eigentlich erübrigen! Es ist ungefähr dasselbe, als würde ich fragen: Wie wichtig ist für dich dein Gehalt? Vielleicht ist es nicht zu 100% dasselbe, weil ich noch Gelder von Sponsoren bekomme, aber zumindest so ähnlich.

Natürlich sind mir die Preisgelder wichtig! Als Bikeprofi lebst du nun mal von den Geldern, die du durch deine gute Leistung einfährst. Nun ist es in unserer Branche leider so, dass es nur sehr wenige Events mit guten Preisgeldern gibt. Deshalb leben wohl die meisten Sportler nicht von den Preisgeldern, sondern von den Geldern, die sie von ihren Sponsoren einnehmen. Allerdings ist es für einen Sportler schon ein gutes Zubrot, wenn er über die Saison bei den Rennen ein paar Schecks einfahren kann. Allgemein wäre es cooler, wenn es mehr Events wie zum Beispiel die Citydownhills geben würde. Bei diesen Rennen stimmt das Preisgeld!

Jasper Jauch, Liteville

Ich glaube, alle deutschen Fahrer wissen, dass man davon allein nicht leben kann. Das Preisgeld bewegt sich meist zwischen 100 und 500 €. Für mich ist es meist ein guter Bonus, damit ich die folgenden Reisekosten besser decken kann. Rennen wie der „Downhill am Inselsberg“ in Tabarz oder das damalige „Wheels of Speed“ lockten die Fahrer mit hohen Preisgeldern. Das hat auch gut funktioniert, doch leider werden für den Veranstalter die Kosten auch immer größer, die zuerst am Preisgeld eingespart werden. „Money rules the world“, das ist leider nun mal so. Und da ich meine Wohnung noch nicht gesponsert bekomme, ist für mich ein Rennen mit hohen Preisgeldern interessanter.

Die Höhe des Gewinnes ist jedoch nicht allein zu betrachten, auch die Staffelung zu den Platzierungen ist entscheidend, ob sich ein Fahrer dafür oder dagegen entscheidet. Wenn es zum Beispiel nur bis zum 3. Platz Preisgeld gibt, würde ich mich bei Teilnahme des Syndicate Teams dagegen entscheiden, wenn ich das Rennen nicht aus anderen Gründen fahren wollte. Es scheint nämlich sehr unwahrscheinlich, mit ein bisschen Taschengeld wieder nach Hause zu fahren. Ich bin ein Freund von Staffelungen bis zum 10. Platz. Es soll jeder etwas vom Kuchen abbekommen, schließlich sitzen wir alle im selben Boot.

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