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Das Drössiger XMA 29.1 im Test

Foto © Foveart by Sebastian Wussow

Bigger is better! Das Drössiger XMA 29.1 im Test

"Gut, dann schicken wir dir den 29er. Der wird Dir gefallen, versprochen!". Zugegeben, meine erste Erfahrung mit 29ern habe ich nicht ganz freiwillig gemacht. Denn auch ich bin von der Fraktion, die die großen Laufräder schon mal aus Prinzip vollkommen ablehnt. Aber als MTB Redakteurin muss man ja offen bleiben! Also wollte ich mich mal mehr oder weniger unvoreingenommen auf das Experiment einlassen und ein paar Wochen auf den großen Schlappen verbringen. Hier lest ihr, wie es mir dabei ergangen ist.

Der erste EindrucK

Als das Drössiger den Weg zu mir nach Aachen gefunden hatte, war ich direkt von dem Bike angetan. Mir persönlich gefällt der 29er in der schwefelgelben Ausführung und den rot eloxierten Details wirklich mehr als gut. Bei Drössiger kann man sich aber auch seine Lieblings-Kombination von Rahmenfarbe und Decals auf Wunsch und ohne Aufpreis selbst zusammenstellen. Bei dem für Drössiger typisch geknickten Sitzrohr spalten sich bekanntlich die Geister. Mit gefällt die geschwungene Linienführung und obwohl die Brems- und Schaltzüge nicht durch den Rahmen verlaufen, glänzt das Bike mit einer aufgeräumten Optik. Drössiger hat dem XMA 29.1 eine edle Ausstattung spendiert und ich staunte nicht schlecht, als ich das Bike mit dem XTR Rundumschlag entgegen nahm. Von Schalteinheit über Kurbel bis Bremsen – alles nur vom Feinsten. Und auch in Sachen Fahrwerk wird geklotzt und nicht gekleckert. Das XMA kommt mit Fox Komponenten in edler Kashima Optik daher. Auf den ersten Eindruck alles schon mehr als schick und edel.

Ich konnte es also kaum erwarten und stellte alles in Windeseile auf mich ein, um noch vor Sonnenuntergang die ersten Kilometer auf dem Edel-Bike fahren zu können. Beim ersten Aufsitzen musste ich zugeben, dass ich mich sehr „aufgebockt“ gefühlt habe. Durch die deutlich CC-lastigere Geometrie sitze ich nicht so sehr „im“ Bike wie ich es normalerweise gewöhnt bin. Aber schon nach den ersten Metern Asphalt wird klar: dieses Rad rollt ohne Ende. Hat man die großen Reifen erstmal in Gang gebracht, steht einem praktisch nichts mehr im Wege.

Bis zum ersten Trail darf ich 8km (mal gemäßigt mal knackig) bergauf strampeln. Nicht gerade meine Königsdisziplin. Dieses Mal schaue ich aber ziemlich blöd, als ich viel früher als erwartet beim Traileinstieg ankomme. So schnell war ich wirklich noch nie im Wald. Wo ich sonst schon vor Anstrengung schnaufe geht es mit dem XMA praktisch wie von selbst nach oben. Davor hätte ich niemals gedacht, dass ich wirklich einen so immensen Unterschied spüren würde!

Für die erste Abfahrt wähle ich einen flowigen Trail mit einigen Wurzeln, der wie zu erwarten sehr matschig war. Normalerweise bin ich hier mit einem mehr als großzügigen 170mm Enduro unterwegs, weswegen ich mich auf das neue Fahrgefühl erstmal einstellen musste. Das XMA möchte mit seinen 120mm Federweg, dem steileren Lenkwinkel (69°) und dem langen Vorbau (70mm) doch etwas sorgfältiger gefahren werden – trotzdem vermittelt es auf Anhieb ein sicheres Gefühl. Ein paar Spielereien mussten für den ersten Eindruck genügen und ich war wirklich mehr als gespannt, wie sich das XMA die nächsten Wochen schlagen würde.

Mit dem Drössiger hoch hinaus! Foto © Foveart by Sebastian Wussow

Uphill

Ich muss zugeben, dass Uphill nicht gerade mein Spezialgebiet ist. Mir fehlt es immer noch an Kraft und Kondition, um mit den Jungs auf langen Touren mithalten zu können. Während die in wenigen Minuten jeden Berg hochfliegen, komme ich mit riesigem Abstand hinterher gekrochen. So kann jede gemeinsame Tour schnell mal zur Geduldsprobe werden…

Aber jetzt hab ich ja eine Geheimwaffe parat! Das Drössiger ist mit einer extrem Waden-freundlichen 2×11 Übersetzung ausgestattet. Damit lässt sich jeder noch so lange Anstieg wirklich entspannt hoch pedalieren. Außerdem schleppt man kein unnötiges Gewicht mit – das XMA bringt ohne Pedale gerade mal 12,5kg auf die Waage. Mein erster Eindruck hat sich so bei jeder Tour aufs Neue bestätigt, denn so leicht und schnell bin ich die Berge wirklich noch nie hoch gekommen.

Besonders der Fox Float CTD Dämpfer hat mich dabei sehr beeindruckt. Selbst im Trail Modus bleibt das Fahrrad antrittsneutral und lässt sich ohne verschenkte Kraft pedalieren. Erst im Wiegeschritt merkt man, dass ein bisschen Schwung an den Hinterbau verschenkt wird. Auch bei technischen Anstiegen klebt das Hinterrad am Boden und liefert gute Traktion. Demnach vergesse ich immer wieder den Dämpfer bei Anstiegen umzustellen – die Climb Funktion nutze ich nach kurzer Zeit ausschließlich auf Asphalt.

Trotzdem ist das XMA nicht der aller größte Freund von richtig steilen bzw. technisch anspruchsvollen Rampen. Hier wird die Front schnell zu leicht und man muss das Gewicht etwas aktiver nach vorne lehnen. Auf unseren Trails halten sich diese Stellen aber wirklich in Grenzen und man bekommt das Drössiger mit etwas mehr Fahrtechnik und Gefühl locker jeden Berg hinauf. Bei wirklich steilen und technischen Anstiegen wäre eine absenkbare Gabel aber sicherlich von Vorteil gewesen.

Somit habe ich dem XMA auch eine der schönsten Enduro Touren überhaupt zu verdanken! Nachdem meine zwei Begleiter durch zu lange Touren im Wald und an der Bar durch diverse Kater gehandicapt waren, konnte ich zum ersten Mal in meinem Leben auch bergauf mal vorne mitfahren. So musste ein Kumpel doch anerkennend feststellen: „Woah Caro, ist ja heute gar nicht so ein Trauerspiel wie sonst mit dir!“.

Bis zur Fotofahrerin ist es noch ein langer Weg! Foto © Foveart by Sebastian Wussow

Downhill

Zugegeben, das Drössiger XMA 29.1 schreit auf dem ersten Blick förmlich nach Cross Country und musste mich von seinen Traileigenschaften erstmal überzeugen. Der Lenkwinkel von 69° mag etwas unhandlich klingen, es sei aber dazu gesagt, dass die Lenkwinkel bei 29ern immer etwas steiler ausfallen. Kombiniert wird das Ganze mit einem 70mm Vorbau und einem 740mm breiten Lenker. In Sachen Federweg stehen beim XMA Reserven von 120mm (vorne und hinten) zur Verfügung. Nachdem ich nicht immer die überlegtesten Lines wähle, verlasse ich mich gern darauf, dass mein Fahrwerk einfach den Rest für mich erledigt. Demnach war ich sehr gespannt, wie das Drössiger und ich zurecht kommen würden.

Nach einer kurzen Gewöhnungsphase vermittelt das XMA sehr viel Sicherheit. Die großen Laufräder und der Radstand (1130mm) bringen unglaublich viel Laufruhe und man vergisst immer wieder, dass unter einem tatsächlich „nur“ 120mm Federweg arbeiten. Viele haben die Befürchtung, dass die großen Laufräder das Fahrrad schwerfällig machen und man auf engen Trails den Kürzeren zieht. Jetzt haben wir im Aachener Land zwar keine Trails mit alpinen Verhältnissen und einer Spitzkehre nach der anderen, trotzdem macht das Drössiger alles andere als einen schwerfälligen Eindruck. Dank der extrem kurzen Kettenstrebe (435mm!) lässt sich das XMA bereitwillig in jede Kurve drücken.

Auf wurzeligen und technischen Trails zeigt das Drössiger dann seine Stärken. Die großen Laufräder verleiten einen immer wieder dazu einfach laufen zu lassen. Ich erwische mich öfter dabei, wie meine Zeigefinger selbst auf mir unbekannten Trails immer seltener an den Bremshebeln ziehen. Das Fahrrad verleiht ohne Ende Selbstbewusstsein! Bevor ich das XMA gefahren bin, dachte ich immer, dass 29er mit 120mm Federweg nur was für flowige Singletrails sind. Damit lag ich aber weit daneben. Selbst mit dem 70mm Vorbau bleibt Drössiger dieses unangenehme „über den Lenker“ Gefühl aus und auch bei größeren Kanten und Stufen rollt das XMA bereitwillig einfach weiter, als wäre nichts gewesen.

Natürlich würde ich das Drössiger nicht mit zum nächsten Bikepark Ausflug nehmen, über meine Home Trails kann der 29er aber nur müde lachen. Ich hätte das Fahrrad zwar gern an seine Grenzen gebracht, aber das Drössiger hat den Spieß einfach umgedreht. An jeder Ecke lädt es zum Spielen ein – hier noch mal runter, da noch mal abgesprungen und dort schnell wieder bergauf.

Foto © Foveart by Sebastian Wussow

Drössiger XMA 29.1 | Bigger is Better!

Drössiger hatte mit mir sicherlich eine harte Nuss zu knacken. In meiner Erziehung als Mountainbikerin wurde mir schnell eingetrichtert, dass 29er nur etwas für Schnittchenfahrer in Lycra Vollausstattung ist. Aber das gelbe Geschoss hat mich in den letzten Wochen und Monaten absolut vom Gegenteil überzeugt! Das Drössiger XMA 29.1 macht einfach Spaß, was auch daran liegen mag, dass es mehr als edel ausgestattet ist.

Die XTR Bremsen packen an den 180mm Rotoren kräftig zu und selbst bei Nässe geben sie keinen Mucks von sich. Nicht weniger beeindruckend war die XTR Schalteinheit. Mühelos lassen sich Gänge überspringen und das Shadow Plus Schaltwerk hält die Kette so fest, dass man sogar mutig auf einen Kettenstrebenschutz verzichten kann. Während man andere Mountainbiker schon meilenweit hört, wandelt das XMA auf leisen Sohlen.

Auch das Fox Fahrwerk ließ keine Wünsche offen. Die Federelemente sind gut aufeinander abgestimmt und das Fahrgefühl lässt nicht darauf schließen, dass hier „nur“ 120mm Reserve zur Verfügung stehen. Die CTD Funktion an der Gabel vernachlässige ich fast vollkommen, am Dämpfer wechsel ich nach kurzer Zeit nur noch zwischen „Trail“ und „Descend“.

Obwohl ich gerade in der matschigsten Zeit testen durfte, bin ich auch mit den Vredestein Bobcat Reifen sehr gut zurecht gekommen. In der Serienaustattung steht das XMA 29.1 allerdings auf Schwalbe Nobby Nics.

Fazit

Zusammenfassend muss ich sagen, dass das Drössiger XMA 29.1 für mich der ideale Begleiter auf meinen Home Trails ist. Wer keine steilen technischen Trails mit zig Spitzkehren vor der Haustür hat, sondern gemäßigte Anstiege und flowige Abfahrten, der wird mit diesem Fahrrad jede Menge Spaß haben. Gerade bergauf nimmt einem das Drössiger die Arbeit ab und es bleiben genügend Kraftreserven für schnelle Abfahrten.

Für 3699€ bekommt man hier wirklich jede Menge Fahrrad. Die Ausstattung ist mehr als edel, was sich auch beim Fahren bemerkbar macht. Insgesamt gibt es das XMA in vier verschiedenen Ausstattungsvarianten. Wunsch-Farbe des Rahmens und er Decals kann bei Drössiger ohne Aufpreis angepasst werden.

Mehr Infos über Drössiger und das XMA 29.1 gibt es selbstverständlich auf ihrer Internetseite oder über Facebook.

DIE FAHRERIN

Nun habe ich mein halbes Leben auf Eseln statt auf Drahteseln verbracht und bin noch nicht allzu lange auf Stollenreifen unterwegs. Aus diesem Grund bin ich schon noch recht häufig darauf angewiesen, dass man Fahrrad ein bisschen für mich mitarbeitet und ich mir getrost den ein oder anderen Fahrfehler erlauben kann. Trotzdem darf es gerne steil und technisch werden. Solange ich nicht springen muss ist mir jede neue Herausforderung lieb. Meine Home Trails liegen rund um den Aachener Wald. Obwohl die Region nicht gerade für ihre überragenden Höhenmeter bekannt ist, gibt es hier eine Unmenge an verschiedenen Trails. Hier kann man sich den ganzen Tag auf den unterschiedlichsten Strecken herum treiben ohne dass auch nur eine Sekunde Langeweile aufkommt.

Fahrbereit bringe ich bei einer Körpergröße von 1,78m gut 70kg auf die Waage. Das Drössiger passt in Größe M (19″) perfekt, auch wenn die großen Schlappen definitiv eine Umstellung beim Fahrgefühl mit sich bringen. Viele Fahrer würden vermutlich einen breiteren Lenker und einen kürzeren Vorbau bevorzugen. Ich hab das Set-Up in der Praxis aber als sehr ausgewogen empfunden. Auch Dämpfer und Gabel arbeiten stimmig zusammen. Bei einem SAG von 30% wurde der Federweg optimal ausgenutzt. Ich werde das XMA 29.1 nur schweren Herzens wieder abgeben – aber erst nach dem ersten Rennen der Saison!

Alle Fotos © Foveart by Sebastian Wussow. Vielen Dank an Foveart für das Shooting!

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