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Table, Double, Drop? So überwindest du dich

Wir sind neulich über einen feinen Artikel in Lisa Kruses Bike-Blog gestolpert und fanden ihn so gut, dass wir sie gebeten haben, ihn auch bei uns zu veröffentlichen. In ihrem Artikel spricht sie über die Erfahrungen, die sie in den letzten Jahren auf verschiedenen Downhill-Strecken gemacht hat und wie sie sich überwunden hat, den ein oder anderen größeren Sprung mitzunehmen.

Sich erstmal an die Strecke stellen und gucken ©Downhill Fotographics

Pedal to the medal

Neulich fragte mich eine Freundin „Sag mal, Lisa, wie überwindest du dich, wenn du Sachen noch nie gefahren bist?“

Ich überlegte und schrieb ihr einen halben Roman via Whatsapp. Als ich ein paar Tage später in der Frühe laufen war und über Gott und die Welt nachdachte, kam mir die Idee, aus dieser Frage doch einfach mal einen Blog-Eintrag zu schreiben. Sowas wie ein „How to…“ also eher ein How-to-überwind-you…

Auch wenn ich mittlerweile schon lange dabei bin, gibt es immer wieder Situationen, in denen auch ich vor einem Gap, Drop oder Double stehe und es einfach nicht hinkriege, drüber zu springen. Es gibt meiner Meinung nach verschiedene Faktoren, die wichtig sind, um sich an Sprünge usw. heranzutrauen.

1. Selbstbewusstsein/ mentale Fitness

Als ich anfing zu radeln, hab ich niemals darüber nachgedacht, was ich da eigentlich genau mache (bezogen auf den sportlichen Aspekt). Ich fand es nur total cool. Meine Brüder fuhren schon länger und für mich war das alles mega beeindruckend, diese ganzen krassen Kerle, die über riesige Sprünge flogen. Damals fand ich immer, dass ich auch gut fahre. Habe immer geprahlt, dass, wenn ich mal irgendwann Rennen fahre, ich die anderen Mädels abhänge und so. Voll übertrieben. Bis ich mich dann zu meinem ersten Rennen traute, dauerte es circa 4 Jahre. Und als ich nach diesem ersten Rennen im Ziel ankam, kullerten erstmal die Tränen. Das ist nämlich ganz schöner Stress, den so ein Rennen von dir abverlangt. Punkt 1, den ich damals gelernt habe, ist also, dass man mit einem GESUNDEN Selbstbewusstsein an so etwas rangehen muss. Das ist nicht nur beim Rennen fahren so, sondern auch bei normalen Bikepark-Runden.

Man sollte sich auf seinem Rad wohl fühlen und dem Rad und sich selbst 100%ig vertrauen. Zum einem dem Rad, denn wenn du auf einem Rad unsicher bist (beispielsweise machst du dir Gedanken, ob deine Bremse gut genug bremst oder du hast das Gefühl, dass die Reifen nicht genug Grip haben) solltest du versuchen, das Problem zu lösen.

Der zweite wichtige Punkt hier ist, dass man auch mal über seinen Schatten springen und vor allem Vertrauen in sich selber haben muss. Man muss an sich glauben! Mir persönlich helfen da innere Sprüche wie „Ich schaffe das“, „Ich springe das jetzt“ und nicht „Oh mein Gott, schaff ich das?“. Also immer sich selbst innerlich motivieren, eventuell auch mal „anschreien“ und nicht irgendwas in Frage stellen. Stelle niemals was in Frage, denn wenn man das tut, sollte man es eventuell lieber gleich lassen. Wer will und wem es hilft, kann auch gerne beim Sprung oder Drop laut schreien, hab ich auch schon gemacht, wenn’s raus musste (machen doch so China-Männer beim Taek-won-do auch)… Weiter unten schreibe ich noch über körperliche Fitness, aber eben diese hier oben beschriebene mentale Fitness ist für mich das A und O.

2. Vertrauensperson

Für mich ist es wichtig, dass ich bei manch neuem Sprung jemanden habe, der mir genau sagt, wie ich drüber springen soll, was ich dabei machen muss oder sogar dass er mich drüber zieht. Manchmal – gerade dann wenn man sich so viele Gedanken über einen Sprung macht – weiß man einfach nicht mehr, wie das mit dem Ziehen war, wie schnell man eigentlich sein muss und so weiter und so fort. Es gibt bei mir nur bestimmte Leute, bei denen ich persönlich „abschalten“ kann und die mich über irgendwas drüber ziehen können. Man muss es vielleicht mit der ein oder anderen Person ausprobieren und auch ehrlich zugeben, wenn es mit irgendwem eben nicht klappt. Derjenige wird dir schon den Kopf nicht ausreißen.

Andererseits kann es tierisch stressen, wenn man mit einer Gruppe Freunden im Bikepark ist und alle irgendwie ein bisschen besser als man selbst fahren. Man kann sich gerade bei minderem Selbstvertrauen sehr schnell gestresst fühlen und will dann einfach gar nichts mehr machen, wenn dir drei, vier Leute versuchen zu erklären, dass das alles doch „total easy“ sei. Dann lieber sagen „Jungs (oder Mädels), so krieg ich das nicht hin. Versuch ich ein ander Mal.“ Oder „Du, Hans, ich will das lieber nur mit dir alleine üben.“

3. Respekt/ klein anfangen

Im Grunde gehört dieser Punkt auch zum Selbstvertrauen, denn man sollte immer Respekt vor dieser Sportart haben. Das alles ist nicht ohne und man sollte sich schon selber gut einschätzen können, was man kann und was nicht. Deswegen auch nicht beim größten Drop eine dicke Fresse haben und sagen: „Ich mach das ohne Probleme, das ist doch was für Kinder“, sondern den Respekt bewahren und einen ähnlichen Sprung oder Drop in kleiner Version vorab springen und sich langsam an immer etwas Höheres rantasten.

4. Muckis

Was sich über die Jahre für mich rauskristallisiert hat, ist auf jeden Fall, dass man körperlich fit sein sollteEs gab bereits verschiedene Situationen, in denen die Muskelkraft einfach aufgibt und man sich wirklich heftig auf’s Maul legt. Zum einen ist es wichtig, durch einen gut trainierten Körper schlimmere Stürze (zum Beispiel den klassischen über-den-Lenker-Flieger durch Pudding in den Armen) zu vermeiden. Außerdem ist ein gut trainierter Körper bei einem schlimmen Sturz von Vorteil für die Heilung einer Verletzung bzw. können dadurch auch Verletzungen vermieden werden. Zum anderen erfordert ein gut trainierter Körper weniger Kraftaufwand für einen einzelnen Sprung.

5. Stürzen können und wollen

Auch wenn ich noch nie ausprobiert habe, ob ich richtig stürze, mit der Zeit kommt es halt einfach, dass man immer mal wieder hinfällt. Und wenn es zu einem Sturz kommt, sollte man ihm sich komplett hingeben und keine Angst davor haben. Denn wenn man sich darauf vorbereitet, dass man stürzen könnte und sich richtig abrollt, kann man ebenfalls die ein oder andere Verletzung vermeiden. Und vor allem auch die Angst vor einem nächsten Sturz mindern. Ich glaube, manch eine Bikeschule bietet auch extra Kurse an, in denen Stürzen geübt wird…?!

6. Konzentration

Ebenfalls ein für mich wichtiger und genauso schwieriger Punkt ist die Konzentration. Das habe ich auch vor allem auf den Rennen gelernt, bei denen mal zwischen 2 und 5 Minuten einfach 100% konzentriert sein muss, bei jedem Abschnitt der Strecke. Man muss sich die Strecke von oben bis unten eingeprägt haben, wissen wo man lang fährt, dabei auch noch Geschwindigkeit und Körperspannung halten. Genauso ist es, wenn man sich nur auf einen einzelnen neuen Sprung fixiert. Man muss den Ablauf kennen, beispielsweise ein Table: treten, Lenker festhalten, ziehen, Airtime, landen, ggf. bremsen.

All diese Punkte spielen in gleichen Anteilen zusammen, so dass man beim Downhill besser werden kann. Mir persönlich haben die Rennen sehr viel geholfen. Auch wenn ich vor 6, 7 Jahren gesagt bekommen hätte, „Lisa, du fährst 2015 in der Elite-Klasse Downhill-Rennen“ hätte ich denjenigen wahrscheinlich ausgelacht. Ich bin ein sehr zurückhaltener Mensch, sowohl in meiner Art als auch eben in meiner Art Rad zu fahren. Ich überlege sehr viel und habe einen der größten Denker-Köpfe, was Sprünge usw. angeht. Aber ihr seht: Auch das habe ich überwunden! Das ging alles nur, weil ich über die Jahre (sieben sind es mittlerweile schon) gelernt habe, dass ich mir selber mehr vertrauen „muss“*, dass ich stärker bzw. kräftiger sein „muss“, mich besser konzentrieren „muss“, auf Stürze vorbereitet sein „muss“ und auch den Respekt vor Strecken und Sprüngen haben „muss“.


Lisa hat in ihrem Blog „If you want to ride bikes, ride bikes“ noch ein paar persönliche Überwindungsgeschichten aus verschiedenen Bikeparks. Wer also mehr lesen will, schaut mal rein: http://lisakruse.blogspot.de

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