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Im Test: YT TUES CF

Es gibt jede Menge gute Bikes da draußen, vor allem im Bereich Downhill! Die Hersteller versuchen stets, sich gegenseitig zu übertrumpfen und ein Bike zu bauen, dass besser als alle anderen ist. Und so gehen gute Bikes manchmal zu horrenden Preisen über die Ladentheke! Das Problem daran ist nur, dass “gut” oftmals eher mit mittelmäßig gleichzusetzen ist. Da muss man sich doch fragen, warum die teuren Hobel keine 1A-Räder mit Sternchen sind!

Das YT TUES CF ist der Carbon-Bruder des bereits etablierten YT TUES AL, das auf Grund seiner Ausstattung, der Geometrie, der Performance und der Qualität bereits zweimal unsere Auszeichnung „Downhill-Bike des Jahres“ in der Dirt 100 verdient hat. Die neue Version des YT TUES ist dem Vorgänger sehr ähnlich, allerdings wurde der Rahmen an die größeren 27,5 Zoll Laufräder angepasst und ist somit länger und flacher. Das Carbon-TUES wirkt ein bisschen aufgeräumter und obwohl das Bike hauptsächlich aus Carbon ist, sind Schwinge und Kettenstrebe weiterhin aus Aluminium. Die Verlegung der Züge erfolgt bis auf die Kettenstrebe durchweg außen, allerdings sind sie so sauber verlegt, dass sie kaum auffallen.

Das Bike gibt es in zwei Versionen (in jeweils zwei unterschiedlichen Farben): eine grüne oder weiße RockShox BoXXer/ Vivid Kombination (TUES CF Comp) und eine rote oder blaue BOS Idylle RaRe FCV/ BOS DH Void Air Kombi (TUES CF Pro). Erstere bringt 16,5 kg Kilo auf die Waage und kostet 3.499 EUR; letztere wiegt 15,8 kg und schlägt mit 3.999 EUR zu Buche.

YT TUES CF

Komponenten

Das Pro-Bike mit der BOS Federung kommt mit SRAM Guide RS Bremsen, während die RockShox Version mit der RC-Bremse ausgestattet ist. Das teurere Pro-Bike rollt schnell auf e*thirteen Laufrädern, die einen herrlichen Sound verbreiten. Außerdem ist am Bike SRAMs XO DH Gruppe verbaut, die während unserer steinigen Abfahrten beste Dienste leistete. Renthals neue Lenker- und Vorbau-Kombination bildet die Steuerzentrale. Sattel und Sattelstütze sind von SDG und die steife und zuverlässige Kurbel stammt aus dem Hause e*thirteen.

Die preiswertere TUES CF Comp-Version kommt ebenfalls mit SRAM-Antrieb (X9), läuft auf DT Swiss Rädern, hat eine Race Face Lenker/Vorbau-Kombination und ist wie sein BOS-Bruder „ready to rock“.

Federung

Sind die qualitativen Unterschiede bei der Ausstattung eher gering, sieht es bei den Federelementen schon etwas anders aus. Die 2.942 Gramm schwere BoXXer Team kommt mit Charger Dämpferkartusche; Low Speed Druckstufe und die Zugstufe können angepasst werden. Die teurere BoXXer World Cup ist einige hundert Gramm leichter, hat aber eine extra Zug- und Druckstufen-Regelung.

Beide sind gute Gabeln, zuverlässig, mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis. Allerdings hätte ich mich vor meiner Reise nach Spanien nicht zwischen den beiden entscheiden können, zumindest nicht unter nass-kalten UK-Bedingungen.

Und nun der Vergleich zwischen der BoXXer und der neuen BOS Idylle RaRe FCV, der wohl ein unfairer Zweikampf ist, denn die deutlich teurere Toulouser Gabel überragt die BoXXer in fast allen Belangen: 35 mm gegen 37 mm Standrohre, eine ganze Reihe mehr Einstellmöglichkeiten und eine unendlich konfigurierbare Luftfederkartusche gegen eine simple Stahlfeder!

Die neue BOS arbeitet schneller, akkurater und bietet ein feineres Ansprechverhalten. Sie hält dort eine konstantere Linie, wo die BoXXer leicht nervös wird; sie hat da Grip, wo die BoXXer wegrutscht und in Kombination mit dem BOS Void Dämpfer hat man ein ausgeglichenes und kontrolliertes Fahrwerk, das mich ehrlich gesagt, ziemlich begeistert. Ja, es ist ein unfairer Vergleich, aber wenn die beiden Bikes preislich so nah bei einander liegen, fällt mir einfach kein Grund ein, warum ich zur RockShox-Variante greifen sollte. Die BoXXer ist gut, keine Frage, aber die BOS ist besser.


YT TUES CF

Fahreindruck

Insgesamt sitzt man beim neuen YT TUES CF tiefer im Rad als bei der 26-Zoll-Aluminium-Version. Das Lenkverhalten war agil, die Fahrgeräusche leise (nachdem wir das Schaltwerk eingestellt hatten) und insgesamt hinterließ das Bike einen dynamischen Eindruck. Die Kraftübertragung beim Pedalieren war sehr gut und effizient. Radstand, Kettenstrebenlänge, Reach, Tretlagerhöhe passen perfekt zusammen, sorgen für ein ausgeglichenes Fahrverhalten und eine hervorragende Fahrposition.

Die Testbedingungen in Spanien unterschieden sich sehr von denen in UK. Zu Hause hätte ich wohl auch einen Unterschied zwischen den drei Gabeln ausmachen können, aber auf schnellen, harten, steinigen Trails zeigte sich, dass man sein Geld am besten in das BOS-Bike investieren sollte, denn bei dem zornigen Geläuf in Málaga und Umgebung hatte man mit der BOS einfach einen Performance-Vorteil.

Um die Einstellungen der BOS-Gabel vorzunehmen, muss man Werkzeug zu Hilfe nehmen, was dazu führt, dass sich die Art und Weise, das Setup eines Bikes durchzuführen, verändert. Die grundlegenden Einstellungsempfehlungen waren bei beiden Bikes sehr gut. Beim BOS-Bike hatte man den Eindruck, dass das Bike hervorragend abgestimmt war und zum Fahrwerk passte.

YT TUES CF

Einschränkungen

In Anbetracht der Tatsache, dass manche Hersteller noch nicht einmal über die Basics der Bike-Entwicklung hinauskommen, scheint es fast ein wenig unfair, hier ein paar kleinere Makel anzuführen, aber dennoch sollten sie nicht unerwähnt bleiben. Der Abstand zwischen Umlenkhebel und Feder ist ziemlich klein geraten, so dass ich mich frage, wie das Ganze im Wintermatsch arbeitet. Um die Guide-Bremsen zu justieren, sollte man besser kleine Finger haben und den BOS Dämpfer würde ich mit 10 psi mehr fahren, als vom Hersteller empfohlen. Fahrer über 1,80 m könnten den Reach als zu kurz empfinden, aber YT hat schon angekündigt, dass eine XL-Version in der Pipeline ist.

Fazit

Das YT TUES wird durch eine Vielzahl an Details zum echten Winner-Bike: die Harmonie von Gabel und Dämpfer, die Balance zwischen Steifigkeit und Flexibilität, die Bremsen, das wunderbare Geräusch und die Stabilität der e*thirteen Laufräder, das Design und die Fertigungsqualität. Mit dem Knallerpreis von knapp 4.000 EUR hat man auf jeden Fall eine gute Zeit auf dem Bike sicher. Was die Performance angeht, so kann das Bike auf jeden Fall mit anderen, hochpreisigen Bikes mithalten.

Manch einer mag sich nun fragen, warum YT mit diesem Superbike kein World Cup Team unterhält. Deswegen hakte ich bei den YT Chefs nach und spielte auf ihre momentanen Teamfahrer Cam Zink, Kelly McGarry und Andreu Lacondeguy an, die man eher der Kategorie Freeride zuordnen kann. Die Frage, ob Downhill World Cup oder nicht, war natürlich schon ein Thema innerhalb der Company, allerdings legen Markus Flossmann und Stefan Willared großen Wert darauf, dass ein Fahrer ins Team passt und einen starken Charakter hat. Image ist alles, Rennergebnisse eher zweitrangig. Ich denke, YT hat damit die richtige Richtung eingeschlagen, was aber nicht heißt, dass es zukünftig kein Downhill-Team geben wird. Man will die Sache richtig angehen, man will gewinnen, jedoch hat sich bisher keine vielversprechende Kooperation ergeben. In ein paar Jahren könnte das alles ganz anders aussehen. Mit Sicherheit würden die Jungs den World Cup auf den Kopf stellen (nichts gegen das charismatische und erfolgreiche Freeride-Team). Im Interview gehen die beiden YT-Chefs noch einmal auf die Problematik ein.

Was hat nun das Thema Rennenfahren in einem Biketest zu suchen? Es gibt mit Sicherheit Leute, für die die Präsenz beim World Cup eine große Rolle spielt. YT hat die Hausaufgaben gemacht und ein Bike produziert, das auf dem höchsten Level angesiedelt ist und gewinnen kann. Ich stelle mir nur die Frage, warum so viele Top-Athleten auf Klapperkisten herumfahren, obwohl es weitaus bessere Bike gibt. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem sich private Rennfahrer mit kleinem Budget ein Bike kaufen können, das besser als ein hochpreisiges Factory-Bike sein kann. In 2015 muss man viel Geld für ein gutes Bikes hinlegen, für ein exzellentes aber deutlich weniger.

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