Whistler, Utah, Kamloops… Diese Orte werden mit Freeride Mountain Biking in Verbindung gebracht. Jahr für Jahr reisen unzählige Biketouristen nach Nordamerika um den Spuren der ersten Freerider und Downhiller zu folgen. Vor lauter Träumen von den perfekten Bedingungen in den riesigen Wäldern in Canada und den Sandlandschaften von Utah, geht beinahe vergessen, was vor der eigenen Haustüre liegt.
Die Flying Metal Crew mit Ramon Hunziker ist in Thun Zuhause, direkt am Tor zu den Schweizer Alpen. Nachdem Ramon vor einem Jahr als erster Schweizer die Ehre erhalten hatte, am legendären Red Bull Rampage teilzunehmen, hat er sich entschieden einen Sommer lang auf das Reisen zu verzichten und sich auf die Suche nach dem Freeride-Erlebnis in der Schweiz zu machen.
Wie sich bald herausstellt, gestaltete sich die Suche nicht ganz so einfach. Die Schweiz ist anders. Der Untergrund macht wohl den größten Unterschied. Während in Nord-Amerika oft auf weichem Untergrund oder gar Sand gefahren wird, ist der Boden hier hartgepresst und voll mit Steinen. Nicht gerade ideale Bedingungen, um einen 45 Grad steilen Hang herunterzubrettern. Bremsen ist oftmals unmöglich und viele Lines haben keine richtige Ausfahrt. Da die Schweiz sehr dicht besiedelt ist, ist das Bauen von grossen Sprüngen und Drops nicht erlaubt. Das Ziel musste daher sein, Orte zu finden, bei denen man das Gelände kreativ nutzen kann, ohne riesige Sprünge zu bauen.
Ein weiteres Hindernis bildet die Mobilität in den Alpen. Aufgrund von Fahrverboten auf Forststraßen mussten andere Wege gefunden werden. Ein Trialbike musste her. Kaum zu hören und ohne Schaden an Wegen anzurichten bringt es Ramon an bisher kaum zugängliche Ecken und Täler. Nach langen herumfahren mit dem Trialbike und wochenlanger Computerarbeit wurden einigen Locations entdeckt die seinen Vorstellungen entsprachen. Einige der gefundenen Spots befinden sich dabei im Hochgebirge. Das Wetter kann einem da oft einen Strich durch die Rechnung machen. Einige im Sommer gefundene Locations sind anfangs Herbst schon wieder eingeschneit. Roger Wegmann: „Wir hatten noch einige Spots auf der Liste, die wir am Ende nicht mehr filmen konnten, da sie schlicht zu hoch lagen.“
Nachdem Ramon einige Spots ausfindig gemacht hat wurde er von Filmemacher Roger Wegmann begleitet. Lange Fahrten und Märsche waren an der Tagesordnung. Um sich lange Fahrten zu ersparen und die schönsten Stunden des Tages auszunutzen wurde in den Bergen campiert. Obschon Ramon sicher das größere Risiko tragen musste, war das Filmen im Hochgebirge auch nicht ganz ohne.
„Einige Locations waren schon ziemlich steil und ausgesetzt, zudem sollen die Aufnahmen ja möglichst nahe an der Action sein, wobei man schnell mal in einen kleinen Steinschlag geraten kann.“ Außer einer von einem Stein zerschmetterten GoPro blieb Roger jedoch unversehrt.
Ich muss zugeben, dass ich meistens ziemlich froh war, dass ich in dem Gelände zu Fuß gehen, respektive klettern konnte und nicht mit dem Fahrrad runterfahren musste.
Orte wie Nordamerika, Argentinien, China, Tibet, oder sogar Afganistan wurde bis anhin nach Freeride-Lines abgeklappert und gefilmt. Nun steht die Schweiz auf dem Programm. Ein Land in dem beinahe jeder zweite Mountainbiken als eines seiner Hobbies angibt. Weltbewegend? Nicht unbedingt, Roger Wegman meint dazu:
Es ging in dieser Produktion nicht darum, etwas zu machen, was noch niemand zuvor versucht hat.
Im Internet kursieren viele gute Filme, die sich auf Downhill, Trails und Dirtjump konzentrieren. Uns reizte es ein neues Terrain zu erschliessen und jegliche Infrastruktur der Bikeparks zu verlassen, die Möglichkeiten der Schweizer Alpen zu erforschen.“
Das Resultat: Der 10minütige Low-Budget Film besteht neben Action Shots aus diversen Aufnahmen, die die Schönheit der Alpen aufzeigen. Für Roger Wegmann hat der Film wieder mal die Gelegenheit geboten seine Heimat aus einer neuen Perspektive zu betrachten: „Aus Gewohnheit übersieht man oft, was für atemberaubende Landschaften die Schweizer Alpen bieten.“ Obschon sich den beiden Thunern einige Hindernisse in den Weg stellten, ist Ramon Hunziker mit dem Resultat zufrieden. „Nach einigen Fehlstarts wusste ich, dass ich etwas ändern musste. Ich begann mit andern Mitteln zu suchen. Als ich dann endlich einige Locations gefunden hatte, die einfach der Wahnsinn waren, konnte ich es kaum glauben – richtiges Freeriden in der Schweiz!“
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