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Tests

Im Test: GT Fury World Cup

GT geht einen Schritt zurück, um wieder richtig Anlauf nehmen zu können. Trotz  Carbonrahmen-Wahnsinn weit und breit, setzt GT in der nächsten Saison auf einen Aluminium-Downhiller, der bessere Werte aufweisen soll, als das Carbonvorgängermodell.

© Martin Ohliger
© Martin Ohliger

GT war schon Kult, bevor es überhaupt Mountainbikes gab. Gary Turner (das G und das T in GT) und sein Partner Rich Long taten sich in den 1970er Jahren zusammen, um der Welt ein paar der besten BMX-Bikes zu schenken (auch wenn man sie kaufen musste). Mehrere Jahrzehnte war GT auch ein Synonym für Rennsporterfolge im Radsport. Erst mit BMX-Rennsiegen, dann später fuhren die besten Mountainbiker der Welt wie Nicolas Vouilloz, Mike King, Eric Carter, Steve Peat und Fabien Barel Siege und Titel für GT ein.

Seit ein paar Jahren machen die Athertons die Downhillwelt auf GTs unsicher und sicherlich waren sie in der Vergangenheit mit dem World Cup Carbonbike nicht so zufrieden, wie man es als Downhillpro sein sollte, um den Titel einzufahren. Das neue GT Fury gibt es in drei Ausstattungsvarianten (Deutschland) für einen Preis zwischen 2999 und 6999 Euro und man bekommt das Ganze in vier verschiedenen Größen. Zum Testen haben wir uns für das Topmodell Fury World Cup in Größe M entschieden, das so sicherlich auch sehr nah an dem Bike ist, das das Atherton-Team im World Cup einsetzt. So ist es nicht verwunderlich, dass man Fox Federelemente, Shimano Schaltung und Kurbel, Pro Lenker, Vorbau und Sattel, E13 Laufräder und Continental Reifen an dem Bike findet.

Um herauszufinden, warum GT wieder zurück zu einem Aluminiumrahmen gegangen ist und welches Konzept hinter dem Bike steckt, haben wir uns mit Etienne Warnery, dem Entwickler des Bikes, unterhalten und einige offene Fragen beantwortet bekommen. Etienne ist 38 Jahre alt und französischer Ingenieur, der schon immer auf dem Mountainbike unterwegs war, und sogar selbst Cross-Country, Downhill- und Enduro-Rennen gefahren ist. Sein erstes Mountainbike hatte er 1987. Seit seinem Studium designt und baut er Downhillbikes. Zuerst hat er seine eigenen Bikes gebaut, später dann für Firmen wie Sunn und Lapierre Downhillmaschinen konstruiert. Eine Zeit lang hat er auch versucht ein eigenes Bike mit einer Gearbox zu entwickeln. Vor zweieinhalb Jahren hat er dann den Schritt über den großen Teich gewagt und seinen Job bei CSG (Mutterfirma von GT) angetreten und so kam es auch, dass er durch seine Erfahrung mit der Entwicklung von Downhillbikes das neue Projekt anvertraut bekommen hat.

GT-Fury-Detail-Schaltwerk
© Martin Ohliger

Mit einem kleinen Team aus Designern, Ingenieuren und Industriedesignern haben sie die ersten Modelle entwickelt. Sie haben ein neues I-Drive-System, das speziell für den Gravitybereich ausgelegt sein soll, entwickelt und haben die Geometrie gegenüber dem Vorgängermodell erheblich geändert. Dabei haben sie sich bewusst für Aluminium entschieden, um auch in Zukunft noch weiter reagieren zu können, wenn es darum geht, kleinere Veränderungen am Rahmen vorzunehmen. Das wäre mit den Carbonformen nicht gegangen und so können sie auch in der laufenden World Cup Saison leicht auf die Bedürfnisse der World-Cup-Fahrer eingehen und ihnen schnell andere Hinterbauten (länger oder kürzer) oder veränderte Winkel am Rahmen anbieten ohne dabei kostspielige Carbonformen herstellen zu müssen.

Dabei soll die Steifigkeit des neuen Rahmens im Vergleich zum alten Fury erhöht worden sein und gleichzeitig wurde das Gewicht reduziert. Das I-Drive System ist so entwickelt worden, dass es besonders die Anforderungen im Downhill erfüllt. Es wurde versucht, die Hinterbaufederung so zu gestalten, dass man auch beim Antritt im Gelände, wo man nicht auf dem Sattel sitzt, sondern sich mit dem Gewicht über dem Lenker befindet, eine gut funktionierende Dämpfung hat und die Traktion nicht verloren geht. Durch die neue Bauweise konnte auch das Gewicht und die Größe des I-Drives verkleinert werden und so sitzt der Schwerpunkt des Bikes tiefer.

GT-Fury-in-Action
© Martin Ohliger

Um die richtige Geometrie herauszufinden, wurde mit drei verschiedenen Prototypen gearbeitet. Dabei wurden so viele Rohre wie möglich benutzt und versucht, auf Schmiedeteile zu verzichten. Das Ergebnis soll gegenüber dem alten Modell folgende Vorteile haben: insgesamt 300 g leichter, 26% steiferer Hauptrahmen und 38% steiferes Tretlager. Etienne hat uns auch verraten, dass sie mit dem aktuellen Stand des Bikes und besonders dem Rahmen sehr zufrieden sind, sie aber auch ständig versuchen, das Ganze zu optimieren. Er sagt, dass das Team regelmäßig neue Geometrien und auch 650B Laufräder testet, aber sie selbst noch nicht wissen, mit welcher Geometrie-Version sie nächstes Jahr an den Start gehen. 650B soll aber für die nahe Zukunft kein Thema im World Cup sein.

Was das Größenkonzept beim Fury angeht, so sollte ein M-Fahrer zwischen 1,70 und 1,80 m groß sein und L sollte für Fahrer sein, die größer als 1,80 m sind. Für Fahrer, die an der Grenze sind, ist der entscheidende Punkt bei der Wahl der richtigen Größe der eigene Fahrstil und die Länge der Beine im Verhältnis zum Oberkörper. Der Rahmen ist für einen 30 mm Vorbau entwickelt und ist damit auch ein gutes Stück größer, als ein Rahmen, der für einen 50 mm Vorbau konzipiert wurde. Besonders wichtig ist es aber, dass man bei dem Bike, die richtige Federhärte benutzt. Der SAG sollte so eingestellt werden, dass der Dämpfer eine Einbaulänge von 222 mm hat, auch wenn das bedeutet, dass man eine härtere Feder fahren muss. Obwohl das Bike hinten 220 mm Federweg hat, wurde es so entwickelt, als hätte man den Negativfederweg eines 200mm Bikes.

WAS IST UNS AUFGEFALLEN?

Das Bike macht einen sehr durchdachten Eindruck und alles ist soweit stimmig, für einen M-Rahmen ist er extrem lang. Das Hinterrad ein- und auszubauen, ist etwas kompliziert und der Dämpfer lässt sich sehr schwer einstellen, weil er schwer zugänglich ist. Beim Ausbau des Dämpfers muss man auch etwas fummeln. So wie das Bike bei uns eingetroffen ist, hatte es eine zu weiche Feder und zu dem Preis sollte der Rahmen einen Kettenstrebenschutz haben. Wem es gefällt, der wird seinen Spaß haben, aber für unseren Geschmack war die hintere Narbe extrem laut.

GT-Fury-Detail-Daempfer
© Martin Ohliger

Wie fuhr sich das Ding?

Trotz der länge ist es sehr agil. Man kann aus Kurven sehr viel Geschwindigkeit mitnehmen und auch super herausbeschleunigen. Die Treteigenschaften sind äußerst gut. In Kurven ist das Rad genial, man hat direkt viel Vertrauen und kann auf Anhieb schnell fahren. Es liegt satt in der Kurve, auch wenn mal eine Unebenheit kommt, und hat schier endlosen Grip. Das Fahrwerk klebt förmlich am Boden und vermittelt sehr viel Sicherheit. Unebenheiten bügelt es einfach weg, für unseren Geschmack schon etwas zu viel, da man nicht viel Rückmeldung von der Strecke bekommt. Durch das tiefe Tretlager neigt das Rad zum Aufsetzen, wenn man zum Beispiel in eine Stufensektion oder ein Wurzelfeld springt. Beides lag in einigen Testfahrten sicherlich auch an der zu weichen Feder hinten, die wir erst später durch eine andere ersetzt haben. Außerdem entsteht ein Bremsstempel, was durch das Hinterbauprinzip aber relativ normal ist.

UNSER FAZIT.

Die Eingewöhnungszeit auf dem Rad ist sehr kurz. Man fühlt sich schnell wohl und sicher. Der Spaß beginnt aber erst bei höheren Geschwindigkeiten, dann aber bügelt das Bike alles weg und dann kommt einem das Bike auch bei engen Kurven nicht mehr so lang vor. In Deutschland wird es schwer sein, das Bike an seine Grenzen zu bekommen, es ist auf World-Cup.Strecken ausgelegt und nicht, um damit im Bikepark Eindruck zu schinden. Wer wirklich Rennen fahren will, der ist damit aber sicherlich bestens bedient. Wer zu viel Geld übrig hat, kann es sich natürlich auch kaufen, aber den nötigen Speed gibt es leider nicht umsonst dazu. Vielleicht sollte GT mal überlegen, ob sie bei ihrem Topmodell auch verschieden harte Federn dazulegen, so dass der Fahrer das Bike auch ohne Zusatzkosten perfekt auf sich abstimmen kann. Nur so eine Idee …

GT-Fury-World-Cup-Test
© Martin Ohliger

alle wichtigen Daten im Überblick: 

Federweg: vorne: 203 mm, hinten 220 mm

Rahmen: COR Downhill Design, 6061-T6 Aluminium

Gabel: Fox Racing Shox 40RC2 FIT Kashima

Dämpfer: Fox Racing Shox DHX RC4 Kashima

Kette: KMC X10 SL Ti

Kurbel: Shimano Saint, 165 mm, 36er Kettenblatt

Innenlager: Shimano Saint, 83 mm

Schaltwerk: Shimano Saint Shadow Plus

Schalter: Shimano Saint,

Kassette: Shimano CS-6700, 10-Speed, 11-25T

Reifen: Continental Der Kaiser Projekt Black Chili Compound, 26″ x 2,4″ F/R

Laufräder: e.thirteen LG1

Bremsen: Shimano Saint

Bremsgriffe: Shimano Saint

Lenker: Pro Atherton DH Riser, 800 mm Width, 15 mm Rise, 31,8 mm Klemmung

Vorbau: RaceFace Atlas Direct Mount, 30/50 mm

Griffe: Pro Atherton Lock-On Grip

Steuersatz: FSA Orbit Z 1,5 R, 1,5″ to 1-1/8″ Reducer

Sattel: Pro Atherton

Sattelstütze: Pro Atherton

Sattelklemme: All Terra

Größen: XS, S, M, L

Preis: 6.999 €

Info: gtbicycles.com/deu/

 

Alle Fotos © Martin Ohliger

Text: Oliver Fuhrmann, Philipp Bünnemann und Ben Althof

 

 

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