Es ist noch eine Rarität in der Enduro World Serie, doch am 13. Mai 2018 wurden beim 3. Stop in Olargues, Frankreich, einige Athleten einem Doping Test der französischen Anti-Doping Agentur (AFLD) unterzogen. Und nun kam raus, das zwei von ihnen ein positives Analysenergebnis erhielten. Richie Rude und Jared Graves wurden positiv auf Higenamine und Oxilofrine getestet.
Richie Rude vom Team Yeti Cycles, welcher das Rennen in Olargues gewann und Jared Graves gaben zu, im Juli die Ergebnisse des Dopingtests erhielten. Sie wurden positiv auf Higenamine und Oxilofrine getestet. Beides Stoffe, die auf der Dopingliste stehen. Die Athleten verteidigten sich, dass sie diese Mittel nicht absichtlich zu sich nahmen.
Bis jetzt hat die AFLD noch keine öffentlichen Berichte herausgeben, doch Jared und Richie berichten folgendes:
9 männliche Racer mussten sich dem Test unterziehen
Die französische Anti Doping Agentur hat am 3. Stop der EWS 9 Personen getestet. Davon nur Männer, da keine weibliche Vertreterin der Anti Doping Agentur zur Hand war. Pinkbike berichtete, dass sich folgende Fahrer dem Test unterziehen mussten: Richie Rude, Adrien Daily, José Borges, Greg Callaghan, Jared Graves und Martin Maes. Doch außer Rude und Graves wurde niemand beschuldigt.
Wie funktioniert so ein Drogen Test?
Die AFLD-WADA nimmt von jedem getestetem Athleten eine A und B Probe. Graves und Rude haben es beide abgelehnt ihre B Probe erneut zu testen, somit haben sie das Ergebnis der A Probe akzeptiert.
Jeder positiv getestete Athlet darf sich nach Bekanntgabe seiner Analysenergebnisse dazu äußern. Kann er oder sie keine plausible Erklärung abliefern, werden sie für einen bestimmten Zeitraum suspendiert. Bis 2015 wurden Namen teilweise nicht veröffentlicht, welche positive Doping Tests erhielten. Rude und Graves gingen vor Veröffentlichung ihrer Ergebnisse an die Öffentlichkeit.
Was sind Higenamine und Oxilofrine?
Higenamine werden bei Asthmapatienten angewendet und gehören zur Beta 2 Klassifizierung. Alle Beta 2 Drogen sind absolut verboten durch die WADA. Es lässt die Muskeln, welche die Atemwege kontrollieren, entspannen und somit können die Lungen mehr Sauerstoff aufnehmen, was zu einer höheren Leistungsfähigkeit führt. Higenamine werden gleichzeitig auch als Fettverbrenner in Nahrungsergänzungsmittel verwendet.
Oxilofrine sind Wachmacher und Amphetamine, die die Fokussierung und Wachsamkeit fördern. Es kann auch die Reaktionszeit beeinträchtigen, indem es den Körper dazu auffordert mehr Adrenalin zu bilden. Mehr Adrenalin bedeutet mehr Ausdauer und Fitness und die Blutkörperchen transportieren mehr Sauerstoff und verbrennen mehr Fett.
Kann man ein Nahrungsergänzungsmittel an den Pranger stellen?
Man muss nicht Sherlock Holmes sein, um zu wissen, dass der Nahrungsergänzungsmittelhersteller “Ryno Power” ein gemeinsamer Sponsor von Rude und Graves ist.
Ryan McCarthy, Ryno Power’s Präsident und Eigentümer äußerte sich folgendermaßen:
“Higenamine und Oxilofrine kommen in unseren Produkten nicht vor. Unsere Nahrungsergänzungsmittel werden strikten Tests unterzogen und es wird penibel darauf geachtet kein Mittel zu verwenden, das nicht auf der Inhaltsstoffeliste steht.”
Der WADA Artikel 2.1.1 besagt, dass jeder Athlet selbst dafür verantwortlich ist, welche Zusatzstoffe er oder sie seinen Körper zuführt, egal ob bewusst oder unbewusst.
Interview: Jared Graves Statement zur Dopingkontrolle
Jared, hast du jemals schon einmal absichtlich verbotene Substanzen zu dir genommen?
Jared Graves: Absolut nicht! Ich würde niemals absichtlich meinen Ruf schaden wollen. Dafür fahre ich schon zu lange Rennen. Derzeit befinde ich mich in einem absoluten Loch in meiner Karriere. Während meiner aktiven Rennzeit im 4Cross und BMX wurde ich zahllose Male von der australischen Anti- Doping Authority (ASADA) getestet und ich hatte keine einzige positive Meldung darunter.
Warst du nicht vorsichtig genug?
Jared: Ich nehme vor jedem Workout Drinks zu mir und bis jetzt war auch absolut nichts verwerfliches darunter. Deswegen habe ich mich auch nicht Up to Date gehalten, denn jeder Doping Test fiel negativ aus. Das war jetzt ein schrecklicher Wachrüttler und ich achte nun penibel darauf, was ich meinem Körper zufüge. Auch andere sollten diesem Beispiel folgen.
Glaubst du, es hat dir jemand was untergemischt?
Jared: Ich sehe das Ganze jetzt als einen ganz großen “What the fuck” Moment. Gerade versuchen wir auszuloten, wo das Problem lag. Zuhause bin ich viel mit Hobby Fahrern am Trainieren und meine Kumpels haben absolut kein Interesse daran mir oder sich selbst solche Substanzen hinzuzufügen. Genauso auch meine Racing-Kollegen. Jeder hilft jedem. Wir haben im enduro einen tollen Spirit und den will ich auch bewahren. Ich bin ein sauberer Rennfahrer und möchte auch so in den Köpfen der anderen verankert sein.
Wirst du für nächstes Jahr gesperrt werden?
Jared: Ich habe nun noch 6 Monate hoch dosierte Chemo Therapie vor mir. Und dann kann es Monate dauern, bis ich zurück auf meinem Energie Level bin. Dieses Höllen Zeug aus der Chemotherapie ist gift für den Körper und der braucht seine Zeit um sich davon zu erholen. Für mich steht Rennenfahren nicht auf dem 2019er Plan.
Der Spirit im Enduro steht gerade auf der Kippe. Wie geht es nun mit Richie und Jared weiter?
Nun heißt es erst einmal abwarten, bis alle getesteten Proben veröffentlicht werden. Es gibt noch 3 weitere Racer von denen kein Statement abgegeben wurde. Eins steht fest, es wird WADA Sanktionen für Jared und Richie geben und die EWS wird ihre eigene Gesetzesform überdenken, wenn die UCI 2019 ein Wörtchen mitzureden hat.
Sean Estes, Specialized Global PR Manager hat sich folgendermaßen geäußert:
Wie ihr alle wisst, muss Jared gerade den Kampf gegen seinen Gehirntumor überstehen. In dieser schweren Lage muss er sich zu 100% auf diese Behandlung konzentrieren. Unser größtes Anliegen ist es nun Jared auf dieser Reise so gut es geht zu unterstützen. Alles andere ist zweitrangig.
Chris Conroy von Yeti Cycles über Richie Rude:
Wir stehen voll und ganz hinter “sauberem” Rennfahren und unterstützen solche Doping Tests. Aufgrund von Richies Aussage und seiner selben Einstellung zu sauberem Rennfahren und Training sind wir davon überzeugt, dass es sich um einen Einzelfall handelt, dass er unbewusst diese Substanz zu sich nahm. Yeti steht voll und ganz hinter Richie Rude.
Interview: Richie, wie geht es dir?
Richie: Ich sitze hier wie auf Kohlen bis wir endlich herausfinden, wo diese Substanzen herkommen.
Würdest du im Falle einer Sanktion wieder zum Downhill zurückkehren?
Richie: Ja, das würde ich definitiv in Betracht ziehen. Würde mir bestimmt wieder Spaß machen.
Wie denkst du beeinflusst dieses Thema den Spirit des Enduros?
Richie: Auf der einen Seite ist es mega Schade, dass so etwas aufkam. Andererseits kann das auch anderen die Augen öffnen und wenn dann nächstes Jahr die UCI ein Wörtchen im Enduro mitzusprechen hat, werden die Behörden uns aufzeigen, wie wichtig es ist auf die Inhaltsstoffe von Lebensmittel zu achten, die wir uns zuführen.
Auch meine Sponsoren stehen absolut hinter mir und falls ich zur Zwangspause gezwungen werde, wird es noch viele andere Möglichkeiten für 2019 für mich geben.
Hinter seinem stoischen Äußeren ist Richie Rude einfach jemand, der das Radfahren über alles liebt - eine Leidenschaft, die als junger Grom in seinem Hinterhof...
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