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Ann Christin Hartmann | Interview

Ihr habt noch nie etwas von Ann Christin Hartmann gehört? Dann wird es Zeit! Die Studentin aus Kassel macht gerade ihren Master in Landschaftsarchitektur und ist seit letztem Jahr des Öfteren auf Downhill Rennen anzutreffen. Den meisten wird Anni aufgefallen sein, weil sie bis vor Kurzem auf ihrem Uralt-Freerider von Nicolai unterwegs war. Vollgepackt mit Ersatzteilen und Campingausrüstung zog sie oft mit der Deutschen Bahn von Rennen zu Rennen. Andere werden im Rahmen des Super Gravity NRW Cups von ihr gehört haben, weil sie den ersten Gesamtsieg der Serie mit nach Hause nehmen konnte. Grund genug, um die Anni mal etwas genauer vorzustellen.

Hi Anni, du bist die erste Gesamtsiegerin des Super Gravity NRW Cups, herzlichen Glückwunsch dazu! Welches Resumée kannst du nach dem ersten Jahr dieser Serie ziehen? Werden wir dich auch nächstes Jahr wieder am Start sehen?

Ich hätte auf jeden Fall Lust, auch nächstes Jahr wieder an den Start zu gehen. Der Super Gravity NRW Cup ist ein Event von Fahrern für Fahrer – und das merkt man auch an der lockeren Atmosphäre. Klar, dass die Strecken vielleicht nicht immer so krass waren wie bei anderen Downhill-Rennen, aber es gibt in NRW nun mal keine riesigen Bergketten. Trotzdem haben die Strecken immer richtig viel Spaß gemacht. Für mich war es ein schöner Ausgleich zu den Rennen des GDCs, wo die Stimmung bei weitem nicht so familiär und locker ist.


Du warst auch bei fast allen Rennen des Super Gravity NRW Cups. Was war dein persönliches Highlight der Rennserie und warum?

Am besten hat mir definitiv das Rasenrennen in Olpe gefallen. Das ganze Wochenende war super organisiert und auch die Stimmung war einfach legendär. Das Highlight war das Battle-Format, bei dem wir zu zweit auf der Downhill-Strecke gestartet sind. Das ist schon echt aufregend, wenn das rostige 4X-Gatter zu Boden knallt und man nur noch wie verrückt in die Pedale tritt. Treten können wir alle, da sind wir alle gleich. Statt sich alleine auf die richtigen Linien konzentrieren zu können, muss man eher taktisch fahren, um sich noch vor der ersten Kurve nach vorne zu kämpfen.

Du bist vor gut vier Jahren überhaupt erst zum Mountainbiken gekommen und feierst nun die ersten größeren Erfolge. Was ist für dich das Besondere am Rennfahren?

Irgendwie hab ich einfach echt Spaß daran, oben im Häuschen zu stehen und zu wissen, gleich gehört der Berg für einen kurzen Moment nur mir und die Uhr läuft. So ein bisschen ist das, wie der Letzte oben auf dem Berg zu sein, kurz bevor es dunkel wird. Ich möchte in erster Linie nicht gegen die anderen fahren, sondern gegen die Uhr. Wenn ich einen absolut abgefahrenen Run hatte, wo ich mit Speed & Flow alle Linien getroffen habe, sollte es nicht so wichtig sein, welche Platzierung es letztendlich wird.

Foto © Wipp Art

Du bist gerade dabei, deinen Master in Landschaftsarchitektur abzuschließen. Als Student ist man
meistens knapp bei Kasse und muss schauen, wie man Masterarbeit, Rennfahren und neue Anschaffungen unter einen Hut bekommt. Wie bekommst du das hin? Hast du Sponsoren?

Ich bin immer etwas arg am struggeln, wenn mal eben wieder ein Teil seinen Tod findet. Daher war mit den laufenden Kosten meiner schwarzen Perle auch nicht realistisch an einen neuen Rahmen zu denken. Der generelle Geldmangel hat aus meiner Sicht aber auch einen sehr positiven Effekt gehabt. So hab ich einfach gelernt, mit dem zu fahren, was ich habe – egal wie alt, egal wie kaputt. Sicherlich ist ein funktionierendes Bike das A und O in diesem Sport und die meisten neuen Entwicklungen der Hersteller, ob Parts oder Geometrien, sind sehr sinnvoll und  funktionieren einfach viel besser, aber man sollte sie nicht brauchen, um Spaß auf dem Fahrrad zu haben.

2014 wurde ich glücklicherweise schon von ONE Industries und SixSixOne unterstützt, so dass ich zumindest meine bröckeligen Protektoren wegschmeißen konnte und wieder mit heilen Klamotten unterwegs war. Und ich durfte für das Dudestuff-Team fahren, was eine super Erfahrung war, weil es einfach klasse Leute sind, mit denen man richtig viel Spaß haben kann, egal ob auf dem Bike oder beim Grillen & Bier trinken. Seit September ist klar, dass ich 2015 für SOLID und Loose Riders Global Alliance fahren werde. SOLID hat mir dann sogar für den Rest der Saison schon mal ein Strike zur Verfügung gestellt, damit ich für die letzten zwei Rennen (Olpe, Thale) mit einem funktionierenden Bike an den Start gehen konnte. Bei den Loose Riders fühle ich mich auch mehr als gut aufgehoben, weil für die der Spaß am Fahren ebenfalls an erster Stelle steht und Erfolge gerne mit reichlich Bier gefeiert werden!

Ich hab gehört, dass du immer für ein Bierchen mit Freunden zu haben bist. Zwischen Masterarbeit und Rennvorbereitung bleibt meistens aber wenig Zeit. Wie sieht dein Training als Hobby-Racerin aus? Wie oft sitzt du auf dem Fahrrad?

Das Wort „trainieren“ hat für mich immer einen etwas seltsamen Beigeschmack. Alle sagen immer, sie gehen trainieren – ich denk mir immer „nein, ich gehe Fahrrad fahren!“. Für manche vielleicht nur Klugscheißerei, für mich aber eher eine Einstellungssache. Auf dem Fahrrad sitze ich eigentlich jeden Tag. Hier in Kassel bin ich meistens mit meinem kleinen All Mountain unterwegs und am Wochenende geht es mit dem großen Bike in die nahegelegenen Bikeparks. Da die letzten Züge des Masters schon echt extrem zeitintensiv sind, bleibt aber nicht immer Zeit, um wirklich Mountainbiken zu gehen. Daher fahre ich oft nur für den Spaß an sich, mit meinem alten Herkules Monte Carlo (86er Rennrad mit Flatbar!) durch die Stadt oder an der Fulda entlang. Gerne nachts mit lauter Musik. Dann hat man die Stadt fast für sich allein.

Auf welchen Strecken bist du dann meistens unterwegs? Hast du eine Lieblingsstrecke?

Der Harz ist wohl mein liebster Ort zum Fahrrad fahren. Schulenberg, St. Andreasberg, Hahnenklee, Braunlage und Thale – fünf Bikeparks in einer Region, jeweils ca. eine halbe Stunde von einander entfernt.


Gerade unter den Frauen gibt es bei den Rennen oft heiße Diskussionen, ob man einen speziellen Sprung wirklich machen soll oder nicht. Wie gehst du mit dieser Situation um? Hast du vielleicht einen allgemeinen Tipp für andere Hobby-Racer parat?

Oh je, wahrscheinlich gibt es so einige gute Hobby-Racer, die mehr Rennerfahrung haben als ich. Aber ich würde sagen, Angst & Nervosität vor dem Start sind wohl die größten Feinde eines jeden Racers. Ein kleiner Gedanke reicht oft aus, um die Stimmung zu kippen. Aber Racing ist unvorhersehbar und es kann einfach immer etwas passieren, ob nun Sturz oder technischer Defekt – Shit happens. Es wird sicher nicht das letzte Rennen gewesen sein, daher kann man sich eigentlich auch einfach entspannen und sich darauf freuen, dass man gleich die Strecke ganz für sich alleine hat.

In Hinsicht auf das Sprungthema, habe ich für mich festgestellt, dass es besser ist, wenn ich solch einen Sprung dann einfach nicht fahre. Dann nehme ich halt die Chicken Line, aber habe dafür ein gutes und sicheres Gefühl auf der Strecke. Lieber sollte man sich auf den Lauf freuen, anstatt sich schon am Gate Sorgen um eine Stelle zu machen.

Für dich steht der Spaß an der Sache also stets im Vordergrund. Trotzdem kommt man beim Downhill auch öfter an persönliche Grenzen und muss lernen, sich zu überwinden. Was war deine größte Herausforderung bisher?

Mein erster Gedanke war eben automatisch, welches Rennen oder welcher Sprung? Aber das war oder ist eigentlich nicht meine größte Herausforderung. Auch wenn das für manche naiv klingt, als emanzipierte Frau fiel es mir am Anfang schwer, umzudenken und einzusehen, dass Männer tatsächlich schneller unterwegs sein können als wir Frauen. Daher wollte ich zumindest genauso technisch sauber fahren und locker auf meinem Bike sitzen, wie die richtig schnellen Kerle. Also am persönlichen Limit fahren, aber das locker und sicher. Das ist für mich quasi auch die Quintessenz des Downhillfahrens – den Flow finden.


Das scheint dir schon verdammt gut zu gelingen, am Streckenrand habe ich nämlich schon öfter den Kommentar gehört „Ach krass, das war ja ein Mädel!“. Gibt es da für dich spezielle Vorbilder?

Ein direktes Vorbild habe ich so gesehen nicht, aber ich bewundere viele sehr gute Fahrer/innen für ihr fahrerisches Können. Zum Beispiel feiere ich den Fahrstil von Dean Tennant total und kann von seinen Videos nicht genug bekommen.

Was sind deine Pläne für die nächste Saison? Irgendein spezielles Rennen im Visier?

In der nächsten Saison werde ich mich neben den GDCs mal auf dem nächsten Level der EDCs versuchen. Maribor wird dann als die erste Station des Cups auch meine Feuertaufe. Für mich ist das ein freudiges Abenteuer, im Ausland zu racen und noch ohne jegliche Orts- und Streckenkenntnisse gegen die Uhr zu fahren, was mir durchaus ein bisschen Respekt verschafft. Auf der europäischen Ebene sind die Strecken ja durchaus ein gutes Stück anspruchsvoller. Ich freu mich aber jetzt schon drauf und bin gespannt, was das wird.

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