Solid Bikes Fahrer Benny Strasser führt ein scheinbar beneidenswertes Leben: Im Sommer stets auf Tour steuert er die besten Rennstrecken Europas an und darf dabei auch noch das neueste Material seiner Sponsoren testen! In den vergangenen Wochen standen Bad Wildbad, Albstadt und Spicak auf dem Programm. Aber lest selbst, was er auf seinem Roadtrip erlebte.
Text: Benny Strasser
Das Wetter spielt im Moment ja wirklich verrückt. Trotzdem blieben zwei wichtige, aber nass-kalte Trainingseinheiten unter der Woche nicht aus, bevor wir uns auf die kurze Anreise zum dritten Stop des German Downhill Cups nach Bad Wildbad machen konnten. Die letzten beiden Jahre musste ich mich Stürzen geschlagen geben, so dass ich mit meiner alten Heimstrecke noch eine Rechnung offen hatte…
Was ich allerdings immer etwas komisch finde, ist die Atmosphäre „daheim“. Es fühlt sich nicht nach Rennenfahren an, obwohl die zum reinen Bikeparkbetrieb identische Strecke sogar noch deutlich mehr Spaß macht. So auch wieder in diesem Jahr. Kleine Anpassungen beim Abstecken bescherten uns einen tollen Streckencharakter und es wurde wieder einmal deutlich, warum in Wildbad einige kneifen.
Wie in den vergangenen Jahren auch, fühlte ich mich ziemlich gut. Die leicht feuchten Bedingungen waren nicht ganz einfach und dennoch konnte ich mich im Seedingrun mit ausreichend Polster vor meinen Schweizer Buddy Dominik Gspan setzen. Die gemeinsame Saisonvorbereitung in Down-Under sowie der fortlaufende Battle zwischen uns sind eine gute Sache. Zuversichtlich konnte ich so auf den Renntag blicken und war auf die Wetterentwicklung gespannt. Marcus Klausmann durfte aufgrund eines Defektes nämlich als erster Starter noch im Trockenen auf die Strecke und es war Regen angesagt. Der Grip im Training war grandios und als ich hörte, dass Marcus meine Zeit vom Vortag nur knapp unterboten hat, konnte mir der kurz vor Ende einsetzende Regen mental nichts mehr anhaben.
Doch wieder einmal erwischte es mich gleich nach dem Start. Vielleicht war es doch nasser, als erwartet und so schlug ich unglücklich in einen Baum ein, was mich im flachen Startsprint vermutlich einiges an Zeit gekostet hat. Den restlichen Lauf konnte ich sauber ins Ziel bringen, doch war das leider nicht genug. Dennoch durfte ich mich über einen zweiten Platz, sowohl in der Tages- als auch der vorläufigen Gesamtwertung, sowie ein gemeinsames Podium mit unserem Nachwuchsheizer Joshua Barth freuen. Die Stimmung im Zielbereich war außerdem grandios und ich möchte allen Anwesenden ganz herzlich für den tollen Empfang und das fleißige Mitfiebern danken. Meine offene Rechnung der vergangenen Jahre kann ich mit einem zugekniffenen Auge also als beglichen ansehen.
Anschließend stand die Entscheidung für mein nächstes Wochenende an: lieber eine gezielte Vorbereitung auf der DM-Strecke in Albstadt oder einfach zum EDC nach Spicak und weiter die Gesamtwertung verteidigen? Ich entschied mich für Letzteres, schließlich finde ich das vorherige Training auf den Rennstrecken ohnehin irgendwie doof. Zwischenzeitlich konnte ich auch meinen vollen Part im neu erschienenen Bikefilm „All in One“ bestaunen sowie ein Bild von meinem ersten Tag auf einem MTB. Die Woche nutzte ich außerdem, um mein spezielles DM-Bike fertig zu machen und nach intensivem Pumptracken Albstadt zumindest mit dem Allmountain intensiv anzuschauen. Die fiesen Ecken sind eigentlich alle raus und so wird es mit den Änderungen vermutlich recht spannend werden.
Die endlich sommerlichen Tage konnten wir also vollauf genießen und wir nahmen das Wetter gleich mit in die Tschechei. So ein schönes Rennen gab es nämlich schon lange nicht mehr. Von Anfang bis Ende strahlend blauer Himmel und etwa um die 30 Grad. Die Strecke war zum letzten Jahr nahezu unverändert und kam dem Test meines neuen Strikes sehr entgegen. Die Linien waren schnell wieder aus dem Backup abgerufen. So konnte ich die nötigen Trainingsfahrten etwas reduzieren und früh die Geschwindigkeit steigern. Im Seedingrun kam ich ganz gut durch, war an ein paar Stellen allerdings noch etwas unsicher. Dennoch habe ich damit an der Top 10 gekratzt, was mit den vorhandenen Reserven also schwer in Ordnung war.
Sonntag konnte ich die letzten Hindernisse ausmerzen und fuhr ein gutes Rennen. Die Bedingungen waren mittlerweile superstaubig geworden und bei einem technisch anspruchsvollen Absprung schoss mich ein Steinchen etwas in die falsche Richtung. Den Sturz konnte ich vermeiden, allerdings wieder nur mit Baumkontakt und entsprechendem Schwungverlust. Die Zeiten, wie immer, supereng und so reichte es mit keinen fünf Sekunden Abstand auf den Sieg noch für die Top 15. In der Gesamtwertung konnte ich mich außerdem auf Platz 6 vorarbeiten sowie meinen Biketest für nächste Woche erfolgreich abschließen. Seid gespannt, ich werde berichten!
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