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Das Santa Cruz Nomad im Test!

Überall ein Blickfang - das Santa Cruz Nomad!

Testbericht – Santa Cruz Nomad

Was kann der magenta gewordene Bike-Traum und was nicht? Lohnt es sich, so tief ins Portemonnaie zu greifen oder handelt es sich um ein reines Prestige-Objekt? Unser Testbericht zum Santa Cruz Nomad, einem der am meist gehypten Enduro-Bikes, soll Aufschluss geben.

Design und Einsatzbereich

Vor nicht allzu langer Zeit hätte man noch Schwierigkeiten gehabt, den Sinn und Zweck eines 165 mm Mountainbikes zu definieren. Bikes wie das Commencal Supreme, das Specialized SX Trail oder auch das Orange Alpine waren weniger auf den Trails unterwegs, als vielmehr auf der Ladefläche vom nächsten Shuttle-Fahrzeug anzutreffen. Diese Gattung Bikes war unter vielen Namen bekannt und anfangs kristallisierten sich Begriffe wie „Mini-Downhiller“ oder „Park-Bike“ für diese Nischenbikes heraus. Im Laufe der vergangenen Jahre etablierte sich in der breiten Masse der Mountainbiker letztlich der Begriff „Enduro“ für Bikes mit 165 mm Federweg.

Die heutigen Enduro-Bikes durchliefen allerdings eine lange Evolutionskette. Noch vor zehn Jahren luden wir Bikes dieser Sorte auf die Ladefläche unseres Shuttles und fuhren damit Richtung Downhillstrecke. Heute kurbeln wir dagegen komplett selbständig die Berge rauf und wieder runter. Das Zeitalter der universell einsetzbaren Bikes – der berühmten eierlegenden Wollmilchsau – ist angebrochen und Modelle wie das Santa Cruz Nomad oder das Bronson haben die Fantasie vieler Biker beflügelt. Leicht und gut durchdesignt, zaubern sie ihren Besitzern auch nach den härtesten Anstiegen ein Lächeln ins Gesicht.

Beim Santa Cruz Nomad sticht vor allem die Optik heraus. Die extravaganten Farben sind derart prominent, dass wir den Rahmen fast in mattschwarz lackiert hätten, damit das auffällige und großartige Design unser Testergebnis nicht beeinflusst. Zugegeben, dieser Gedanke ging so schnell wie er kam, denn das Finish dieses Bikes ist einfach unschlagbar. Aber das Nomad punktet nicht nur mit optischen Reizen: Wie viele Fahrer versicherten, ist das Bike auch absolut zuverlässig. Zwei wichtige Bereiche also, in denen die Marke aus Kalifornien mächtig Punkte einheimst.

Fahrwerk

Die Pike Gabel und der Vivid Air Dämpfer von RockShox haben Klasse, Power und sind nur schwer kaputt zu bekommen. Auf unserer ersten Tour mit dem Nomad fuhren wir noch einen RockShox Monarch Dämpfer. Damals empfanden wir die Druckstufe als zu schwach, um ein straffes Setup für den Anstieg einzustellen. Wir hatten sogar geschrieben, dass der Lockout am Monarch nicht funktionieren würde – eine Fehleinschätzung, die sich aber kurz darauf durch einen Anruf von RockShox aufklärte: Dieser Monarch war nämlich gar nicht vollständig blockierbar. Aber egal, das Nomad braucht auf jeden Fall eine Lockout-Funktion, denn 165mm Federweg lassen sich bergauf eben nur schwer treten, vor allem wenn es nicht möglich ist, das Fahrwerk zu straffen, um Gewicht vom Hinterrad zu nehmen. Dennoch erwies sich das Fahrwerk insgesamt als wirklich sehr gut und deutlich besser als frühere Santa Cruz-Modelle im mittleren Federwegsbereich. Einzig der normalerweise bei VPP-Fahrwerken vorhandene Biss und Vortrieb ließen zu wünschen übrig – ich denke, man kann eben nicht beides haben.

KOMPONENTEN

Das Nomad haben wir in Großbritannien und Frankreich in unterschiedlichen Ausstattungen getestet, daher auch die unterschiedlichen Bilder hier. Wir verbauten verschiedene Schaltgruppen von SRAM sowie Lenker und Vorbauten in unterschiedlichen Maßen. Das Basismodell des Santa Cruz Nomad gibt es mit SLX-Bremsen und der günstigeren SRAM X1-Schaltgruppe. Es sind ebenfalls diverse Varianten mit SRAMs zuverlässigen Schaltungskomponenten, einer Reverb Stealth und Shimano XT Bremsen erhältlich, was unabhängig vom gewählten Modell für gute Qualität bürgt. Allerdings waren wir etwas verwundert, einen Laufradsatz vorzufinden, der normalerweise an eher günstigeren Bikes Verwendung findet. Vor allem wenn ein ENVE am Nomad eigentlich zum Pflichtprogramm gehört.

Fahreindruck

Hauptverkaufsargument bei diesem Bike ist seine Vielseitigkeit, also fuhr ich auf meiner Testrunde zuerst Richtung Berge, legte einen kleinen Gang ein und startete die Schinderei berghoch. An diesem Punkt vermisste ich am Vivid Air einen Lockout oder die Möglichkeit die Druckstufe weiter zuzudrehen – der Vivid ist zwar ein großartiger Dämpfer, aber definitiv kein Kletterer. Vielleicht wäre hier der Monarch die bessere Wahl, da man die Dämpfung mit nur einem Hebel kontrollieren kann. Allerdings wäre ein kleinerer Luftdämpfer an einem Bike, das auch heftigere Abfahrten meistert, schnell überfordert. Auf Abfahrten konnte das Heck des Nomad mit guten Fahreigenschaften punkten und steckte auch grobes Gelände locker weg. Dabei arbeitete der Hinterbau unglaublich effektiv. Obwohl es mit der Federung keinerlei Probleme gab, wirkte das Bike in Bezug auf die Lenkung permanent etwas unruhig und es war schwierig eine zentrale Position über dem Bike beizubehalten. Die optimale Positionierung des Fahrers kommt bei vielen der aktuellen 160 mm Bikes schnell und natürlich, aber am Santa Cruz Nomad verlagerte sich der Schwerpunkt immer wieder. So schien das Vorderrad nie 100%ig bei der Sache und ein Quäntchen Unsicherheit entstand. Es fuhr einfach einen Hauch unpräzise und ich fragte mich, ob eine Fox 36 vielleicht die bessere Gabel an einem Bike wäre, auf dem der Fahrer ständig seinen Schwerpunkt verlagern muss. Die 36 ist vor allem auf den ersten 30% ihres Federwegs für übermäßige Bewegung nicht ganz so anfällig und könnte das Bike besser in der Spur halten.

Einschränkungen

Von meiner Größe her bin ich genau in der Mitte der von Santa Cruz empfohlenen Maße für einen L-Rahmen; andere 160 mm Bikes sind hier im Vergleich etwas länger und geräumiger. Auch gibt es Bikes mit besserer oder gleichwertiger Ausstattung für deutlich weniger Geld. Das ist aber auch schon alles. Wir sind viele Versionen des Nomad gefahren, unser Testbike in Großbritannien war das X1 AM mit einem RockShox Fahrwerk. Wer sich allerdings nach einem hochwertigerem Fahrwerk mit Fox 36 und Float X sehnt, der muss auch deutlich tiefer in die Tasche greifen. Im Vergleich hierzu erhält man ein Canyon Strive mit Carbonrahmen und gleichwertiger Ausstattung einige Tausend Euro günstiger.

Fazit Santa Cruz Nomad

Die Detailverliebtheit und das Finish an diesem Bike sind einwandfrei, angefangen bei den Rahmenprotektoren über die Kabellänge und -führung bis hin zur Lackierung. Wenn mich also jemand fragt „Welches Enduro-Bike soll ich mir kaufen?“, dann kann ich darauf Folgendes antworten:

Für das YT Capra sprechen der Preis und die bessere Federung, das Sanction von GT hat den stabileren Rahmen und einen blockierbaren Dämpfer – ein wirklich robustes Bike, das man für deutlich weniger Geld mit noch hochwertigeren Komponenten ausstatten könnte. Die Größenverteilung ist ebenfalls besser. Das Cannondale Jekyll ist vom Fahrwerk her nicht ganz fehlerlos, würde das Nomad aber in Sachen Allround-Eigenschaften weit hinter sich lassen, außerdem kann der Federweg vom Lenker aus verstellt werden. Genauso beim Canyon Strive CF mit Shapeshifter und unschlagbarer Ausstattung. Orbea aus dem Baskenland produzieren mit dem Rallon ein Bike mit einer ähnlichen Geometrie wie das Nomad, es ist robuster und hat das bessere Fahrwerk. Beim Nomad waren wir außerdem immer etwas besorgt, den Lack zu beschädigen.

Obwohl es wirklich schwierig ist, sich auf dem etwas zu frontlastigen Nomad richtig zu positionieren, hat es das richtige Gewicht für ein Bike, auf dem man den ganzen Tag unterwegs ist. Ein Lockout am gut harmonierenden Vivid-Dämpfer wäre eine echte Bereicherung und würde das Bike insgesamt besser machen. Was genau hebt das Nomad, eines der teuersten Bikes dieser Kategorie, aber von der Konkurrenz ab? Was ist so besonders oder welche speziellen Features rechtfertigen den hohen Preis? Nach reiflicher Überlegung fallen mir da nur die Lackierung und die hervorragende Fertigungsqualität ein. Das sind für viele Fahrer aber auch schon genug Argumente.

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