Was macht ihr eigentlich mit euren alten Fahrradschläuchen? Der ein oder andere wird sich vielleicht noch Mühe geben das Teil zu flicken, aber früher oder später wandert der Schlauch dann doch in den Müll. Und das in einer Zeit, in der wir von Schlagwörtern wie „Nachhaltigkeit“ förmlich erschlagen werden. Wir haben uns mit Jeremias Immig getroffen, der mit alten Bikeparts auf jeden Fall noch etwas mehr vor hat.

Wenn Jeremias über sich und sein Projekt erzählt, dann findet man sich selbst in der ein oder anderen Erzählung wieder. Er ist seit über 11 Jahren mit dem Fahrrad Virus infiziert und verbringt jede freie Minute auf dem Mountainbike. Wie bei vielen anderen, geht genau diese Leidenschaft auch mit einer gewissen Naturverbundenheit einher. So stiefelt Jeremias gerne im Wald rum und erkundet neue Wege mit dem Fahrrad.

Während wir wohl alle schonmal davon geträumt haben uns in Bike-Paradiesen wie Kanada oder Neuseeland niederzulassen, hat Jeremias das schon längst hinter sich. Egal ob Queenstown oder Whistler, es kann schonmal passieren, dass Jeremias sein Bike schnappt und für ein paar Jahre weg ist.

Da hören die Ähnlichkeiten zu vielen anderen Biker-Lebensläufen aber auch schon wieder auf. Während die meisten von uns wahrscheinlich nicht allzu viele Gedanken daran verschwenden, was mit unseren runtergerockten Bikeparts passiert, nachdem wir sie aus unseren Fahrrädern schmeißen, denkt Jeremias einen Schritt weiter.

Wenn man seit über einem Jahrzehnt auf dem Mountainbike unterwegs ist, dann bleibt auf jeden Falle eine Menge Material auf der Strecke. Gerade Fahrradschläuche sind zum klassischen Wegwerfartikel mutiert und das, obwohl die Dinger verdammt schwer recyclebar sind. Dieser Hang zum „IKEA-Trend“ ist Jeremias mächtig zuwider, weswegen er selbst für die runtergefahrensten Schläuche noch nach einer Verwendung sucht.

Schon vor ein paar Jahren hat er angefangen mit alten Bikeparts zu experimentieren, aber richtig konkret wurden seine Ideen als der Pamberton Bike Co. Shop aus Whistler an seine Tür geklopft hatte. Jeremias ist gelernter Raumausstatter und hat zudem ein Design Studium absolviert. Die letzten drei Jahre hat er in Whistler verbracht, wo er sich nicht nur als Biker, sondern sich auch als Möbelbauer einen Namen gemacht hat.

Pamberton Bike Co. orderte eine neue Bank für ihre Kunden und Jeremias nutze die Chance, um gleich mal seine neue Idee zu präsentieren: Wie wäre es, wenn die Kunden auf einer Bank Platz nehmen, die aus ihren eigenen Bikeparts besteht? Die Jungs vom Bike Shop waren direkt total begeistert von dem Konzept, nicht zuletzt, da so eine Bank natürlich auch als Eigenwerbung für den Laden herhalten kann.

Die Bank, die nun auch im Pamberton Bike Co. Shop zu bestaunen ist, besteht damit aus 100% recycelten Materialien. Die runtergerockten Schläuche der Kunden wurden dabei so verwoben, dass sie eine stabile und gleichzeitig verdammt bequeme Sitzfläche ergeben. Wer jetzt aber an schmuddelige Öko-Möbel denkt, der liegt vollkommen daneben. Das Design der Bänke und Hocker besticht durch Geradlinigkeit und Modernität.

Wer Jeremias jetzt schon für einen Gutmenschen sondergleichen hält, für den setzen wir noch einen drauf: Mit den Verkäufen seiner Bänke möchte er nicht nur der Umwelt etwas Gutes tun, sondern auch mittellosen Kindern das Biken ermöglichen.

Jeremias hat am eigenen Leib erfahren, wie der Sport einen davor bewahren kann, die ein oder andere falsche Abzweigung zu nehmen. Mountainbiken ist eben viel mehr als nur ein Sport, sondern auch ein richtiger Lifestyle. Jeremias möchte Kindern den Zugang zum Biken ermöglichen, die sonst vielleicht nicht die Chance dazu hätten.

Am liebsten würde Jeremias die alten Materialien bekannter World Cup Fahrer für seine Designs verwenden, um die Möbel am Ende möglichst gewinnbringend zuversteigern. Mit dem Erlös sollen die Kinder und ihr Bike-Projekt unterstützt werden.

Wir finden, es ist eine super Idee auch mal ein bisschen links und rechts des Bike-Lenkers zu schauen – und wie Jeremias selbst schon gesagt hat: „Was bringen uns die besten Trails der Welt, wenn wir am Ende nur noch auf Müllhalden rum fahren?“

Alle Möbel sind Einzelstücke und werden auf Wunsch angefertigt. Für nähere Infos geht es hier entlang.