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Jürgen Beneke: Vom Downhiller zum Möbeldesigner

Wer kennt Jürgen Beneke noch, den allerersten Downhill World Cup Sieger von 1993? Und was treibt er eigentlich heute? World Cup Rennen fahren jedenfalls nicht mehr! Stattdessen hat sich der deutsche Radsportler mit seiner Frau in der Nähe von New York niedergelassen und ist nun handwerklich unterwegs. Sein neuestes Möbel-Projekt „Shelfie“ haben wir Euch ja bereits vorgestellt.

Das Shelfie ist ein Möbelstück für alle Radfahrer, die entweder zeigen wollen, was sie im Rennstall haben oder die in einer kleinen Wohnung ohne Garage oder Bike-Schuppen wohnen. Mit dem Shelfie lassen sich alle möglichen Radtypen sicher und sauber an die Wand hängen.

Shelfie - eine Aufhängung für alle Räder
Shelfie – eine Aufhängung für alle Räder

Jürgen, über Dein Shelfie-Projekt auf Kickstarter sind wir über Dich gestolpert und wir haben uns gefragt, was Du momentan so machst. Bist Du ins Möbel-Geschäft eingestiegen?

Nachdem ich im Jahre 2000 meine professionelle Rennsportkarriere an den Nagel hing, (heute könnte ich sie an den Shelfie hängen :-))  fing ich an, für einen Freund im Häuserbau zu arbeiten. Ein Jahr später machte ich mich selbständig und spezialisierte mich auf Innenausbau und Renovierungen. Über die Jahre hinweg habe ich mich schon immer für Design und praktische Innenausstattungen interessiert und in meiner Freizeit hab ich dann angefangen, einzelne Möbelstücke in meinem Shop selbst herzustellen.

Was für einen Shop betreibst Du denn?

Ich hab neben meinem Haus eine große Garage (Autos standen nie drin), die ich voll als Holzwerkstatt umgebaut habe.

Jürgens Werkstatt
Jürgens Werkstatt

Wie bist Du auf Shelfie gekommen?

Das Leben ist teuer! Nicht jeder hat eine große Wohnung mit Keller und  Garage. Gerade für diese Leute ist ein Fahrrad das wichtigste Verkehrsmittel. Den ersten Shelfie hab ich vor über einem Jahr für mich selbst gebaut. Ich habe ungefähr zwei Wochen dafür gebraucht und war super happy mit dem Resultat, nur leider war es viel zu aufwändig in der Herstellung und ich hätte es für mindestens $1000.- verkaufen müssen. Also habe ich den Shelfie erstmal auf ein anderes Regal gestellt.

Spart Platz und sieht gut aus!
Spart Platz und sieht gut aus!

Hast Du den ersten Prototypen selbst angefertigt?

Alle Prototypen sind von mir selbst handgemacht (ich habe momentan fünf).  Ich wurde auch ein bisschen schneller, aber unter vier Tagen ist da immer noch nichts drin.

Momentan steht Dein Crowdfunding-Projekt auf Kickstarter ziemlich gut da. Meinst Du, Du schaffst die Hürde der benötigten 30.000 Dollar?

Da muss man noch ein bisschen die Daumen drücken, dass es so weiter geht. Aber das Feedback, das ich bis jetzt von allen bekommen habe, ist sehr positiv. Die Leute, die mir bei dem Kickstarter Projekt helfen, sind echte Pioniere und werden bei mir immer einen besonderen Platz im Herzen haben. Und wenn Shelfie ein großer Erfolg wird, werde ich mir fürs nächste Jahr wohl noch etwas einfallen lassen, um mich bei meinen ersten Kunden zu bedanken.

Wie viel betriebswirtschaftliches Know-How braucht man für so ein Projekt eigentlich?

In meine Fall habe ich als gelernter Werkzeugmacher ein Grundverständnis für die Kosten von Produktion und Materialien. Es ist auf jeden Fall wichtig, sich die Zahlen mehrmals durchzuschauen. Es ist unheimlich teuer, neue Produkte auf den Markt zu bringen, aber mit Kickstarter kann man, bevor man sein Haus verschuldet, sich ein paar Daten und hoffentlich etwas Startkapital sichern und damit das Risiko verringern.

Was treibst Du denn sonst noch neben Möbelbau und Design?

Radfahren und Sachen bauen! Das ist mein Leben. Mit Shelfie hab ich meine zwei Leidenschaften in ein Produkt umsetzen können, da bleibt leider nicht mehr viel Zeit für anderes.

Biken gehört immer noch zu seinen Leidenschaften, hier mit seiner Frau Stacy
Biken gehört immer noch zu seinen Leidenschaften, hier mit seiner Frau Stacy

Hast Du noch andere Projekte, die Du in Zukunft umsetzen möchtest?

Na logisch, aber immer langsam. Auf Englisch sagt man so schön: „ You have to learn how to walk before you can run“. Ich lasse alles erst mal auf mich zukommen und werden den Weg mit den wenigsten Hürden nehmen.

Was hat Dich am Leben in den USA fasziniert? Hast Du auch mal über eine Rückkehr nach Deutschland nachgedacht?

Das Leben in den USA ist gut, wenn man motiviert ist, etwas für sich selbst anzufangen. Wenn das Ziel ist, einen Job bei einer Firma zu haben, dann ist vom Leben in den USA wohl eher abzuraten. Ich bin jetzt schon über 13 Jahre selbstständig und bin eigentlich zufrieden mit meiner Wahlheimat. Ich würde gerne mal längerfristig (aber nur im Sommer) mehr Zeit in meiner alten Hood Freiburg verbringen. Da ich momentan auf der Suche nach einem Shelfie-Importeur bin, kann es schon gut sein, dass man meine Nase mal öfters in Deutschland sieht.

Fährst Du denn ab und an noch Mountainbike-Rennen? Wird man Dich vielleicht auch mal bei einem deutschen Rennen sehen?

Also fahren tue ich noch absolut alles und super gerne, aber seit meinem harten Sturz bei der Megavalanche, wo ich mir zwei Rückenwirbel gebrochen hatte, bin ich eigentlich ganz froh, dass ich noch laufen kann.

Wenn Du bei mir am Rad eine Startnummer anschraubst, verliere ich jede Selbstkontrolle! In meinem Kopf knallt da irgendetwas durch und ich muss dann 110% geben, um vorne mit dabei zu sein.

Ich würde am liebsten ein paar junge Rennfahrer ein bisschen betreuen und meine Erfahrungen an die nächste Generation weitergeben. Vielleicht gibt’s ja bald ein Shelfie Racing Team????

Danke für das Interview, Jürgen! Wir drücken Dir für Dein Projekt die Daumen!

Ihr könnt Jürgen noch 50 Tage lang auf Kickstarter unterstützen. Um das Projekt zu verwirklichen, müssen mindestens 30.000 USD zusammen kommen. Momentan ist er bei fast 24.000 USD. Kickstarter ist eine Crowdfunding Plattform für kreative Projekte, meist aus den Bereichen Kunst, Film und Design und funktioniert nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip, d.h. die Mindestsumme eines Projekts muss zusammen kommen, ansonsten findet die Ausschüttung an den Projektgründer nicht statt.

Als Unterstützer des Projekts hinterlässt man seine Kreditkartendaten und erhält je nach Höhe der Unterstützung entweder ein Goodie oder eines der ersten Exemplare des Artikels, für den man „gespendet“ hat. Kommt das Projekt zustande, wird die Kreditkarte mit dem jeweiligen Betrag belastet. Kommt es nicht zustande, passiert gar nichts. Wir finden, das ist eine ziemlich coole Sache!

Und für alle, die nochmal einen Blick auf ein World Cup Rennen aus dem Jahre 1994 werfen wollen, hier ein Video der damaligen TV-Übertragung. Bei 8:23 kommt Onkel Jürgen ins Spiel und gewinnt das Rennen!

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