Fahreindruck
Mit einem vernünftigen Lenker in der Hand fühlt man sich direkt wohler und der Spaß kann beginnen. Und wie immer: Wer runter fahren will, muss erst mal hochkommen. Für mich stellte dieser Test tatsächlich die Premiere mit einem 1×11-Antrieb dar. Theoretisch war ich vorher klarer Fan dieses Trends: Weniger Hebel am Cockpit, weniger Züge am bzw. im Rahmen, weniger mechanische Teile am Rad, die nicht einwandfrei funktionieren oder im ungünstigsten Fall ausfallen – weniger ist in vielen Fällen gar nicht so schlecht. Weniger bedeutet in diesem Fall allerdings auch weniger Gänge und ein Kritikpunkt an den neuen Einfachkurbeln sind häufig die fehlenden Übersetzungen im Grenzbereich. Sprich: Wo ist der Granny Gear? Vermutlich war das Testgebiet nicht anspruchsvoll genug, aber mir fehlte weniger ein noch leichterer Gang, sondern vielmehr die feineren Abstufungen dazwischen. Aber in Wirklichkeit vermisst man eigentlich doch eher einfach nur bessere Beine…
Von der Übersetzungsproblematik abgesehen lässt sich das Merida One Sixty ohne größere Probleme bergauf kurbeln. Auch an steilen Passagen, mit schwindendem Druck auf dem Vorderrad, bleibt es gelassen und die Leichtfüßigkeit entspricht dem guten Gesamtgewicht des One Sixtys. Überhaupt scheinen dem Rad ein paar Prozent mehr Steigung gut zu tun, denn die einzigen Momente, in denen das Bike behäbig wirkt, sind die in der Ebene oder an leichten Steigungen. Ein ‘Rouleur‘ ist es wahrhaft nicht, deshalb verweilen wir auch nicht lange auf dem Hochplateau, sondern stürzen uns schnellstmöglich wieder hinunter ins Tal – und hier fängt der Spaß erst richtig an!
Was die Optik schon vermuten ließ, wird auf schnellen, flowigen Trails nun bewiesen: Unglaublich handlich und wendig lädt das Merida One Sixty zum Spielen ein. Es können gar nicht genug Kanten, Wurzeln und Steinstufen auf dem Weg liegen. Alles, was als Absprung dienen könnte, kommt sehr gelegen. Die Kurven und Kehren können nicht eng genug sein. Dieses 26er bietet hervorragende Alternativen zu den Vorteilen eines Twenty-Niners. Warum Unebenheiten glattbügeln, wenn man drüber springen oder ausweichen kann? Die Souveränität und die Gelassenheit, die große Laufräder ausstrahlen, wirken im Gegensatz zu dem Spieltrieb, der mit dem gelben Knallfrosch ausgelöst wird, plötzlich langweilig.
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