Männer
Die Wolken über dem Finale der Männer verheisten nichts gutes. Die Stimmung am Startgate war gespalten, ob es nun regnen wird und die Strecke zu einem Disaster machen würde oder ob das Wetter halten wird. Aber die Sonne schob sich durch die dunklen Wolken hindurch.
Bereits das Qualifying, in dem weniger als eine Sekunde die ersten vier Fahrer trennte, deutete auf einen Krimi hin. Charlie Harrison (USA) ließ sich nach einem sehr guten Run im Bikepark Leogang auf den „Hot Seat“ nieder. An seiner Zeit bissen sich die folgenden Fahrer zunächst die Zähne aus. Erst Michael Jones (GBR) war in der Lage Harrison zu bedrohen. Mit einer kreativen Linienwahl und einer hohen Geschwindigkeit machte sich Jones vom Start weg daran, die Zeit des Führenden zu unterbieten. Sowohl auf dem Motorway als auch in den technischen Passagen baute er seine Führung aus und setzte sich letztendlich mit 1,5 Sekunden-Vorsprung an die Spitze des Tableaus.
Jetzt war der Brite an der Reihe auf dem „Hot Seat“ nervös zu werden. Den folgenden sieben Fahrern gelang es allerdings nicht ihn zu verdrängen. Aber dann machte sich Leogang-Liebling, Aaron Gwin (USA) auf dem Weg ins Tal, in der Hoffnung trotz Daumenverletzung mit einem vierten Leoganger-Sieg in vier Jahren Geschichte zu schreiben. Mit neugewonnenem Selbstbewusstsein nach dem morgendlichen Training, wo er aufgrund seines Daumens erstmals so richtig an seiner Linienwahl feilen konnte, schoss der Amerikaner durch die ersten Sektionen. Die Farbe Grün begleitete stets die Split-Zeiten und der Kalifornier setzte sich souverän mit 1,8 Sekunden Vorsprung an die Spitze des Feldes. Es folgten nun bange Minuten als die Top 10 schnellsten Fahrer die Strecke unsicher machten. Laurie Greenland (GBR) und Troy Brosnan (AUS) schnupperten an der Führung blieben jedoch jeweils um 0,7 bzw. 0,8 Sekunden hinter Gwins Zeit zurück.
Mit nur noch drei Athleten oben am Start schien es so als wäre Gwins Lauf tatsächlich einer für die Geschichtsbücher. Dann trat Amaury Pierron (FRA) kräftig in die Pedale. Mit viel Rückenwind nach seinem Premieren-Sieg in Fort William machte er sich an die Aufgabe eine Siegesserie zu starten. Als die erste Zwischenzeit im Zielbereich aufleuchtete, wurde es laut. Der Franzose lag in Front! Aber nicht lange… Im zweiten Sektor verlor Pierron kostbare Zeit, die Zwischenzeiten leuchteten im Ziel wieder Rot, was für Raunen sorgte. Dann zündete er auf dem Motorway den Turbo, holte Meter für Meter auf und lag nach dem vierten Split wieder in Führung. Die technischen Passagen im untern Streckenteil schienen für ihn keinerlei Hindernis darzustellen. Mit 0,5 Sekunden Vorsprung entthronte Amaury Pierron Aaron Gwin! Doch würde das reichen? Brook MacDonald (NZL) war nicht in der Lage Pierrons Premieren-Sieg in Leogang zu verhindern, aber bei Luca Shaw (USA) wurde es nochmal eng. Der Amerikaner war nur ein Bruchteil einer Sekunde im Hintertreffen und es deutete alles auf ein erneutes Herzschlagfinale hin. Aber kurz vor dem letzten Drop bevor es auf die Ziellinie zuging, verlor Luca Shaw die Kontrolle und stürzte. Damit war Pierrons erster Weltcup-Sieg auf dem „Speedster“ in Leogang besiegelt.
Amaury Pierron
„Hier gleich nach Fort William wieder ganz oben auf dem Podest zu stehen, ist einfach der Hammer. Ich freue mich für mein ganzes Team, aber mir tut es auch Leid für Luca Shaw. Er hatte wieder die Pace, um ganz oben mitzufahren… Ich habe ein paar Fehler, in der ersten Kurve und kurz vor dem Motorway, gemacht, also musste ich dann alles aus mir rausholen, um wieder auf Geschwindigkeit zu kommen. Ich bin unglaublich glücklich!“
Wie kam es zu Luca Shaws Sturz?
Share