Foto: sd photography
Ob Franz Grossmann überhaupt jemals wieder auf einem Bike sitzen würde – diese Frage stellte sich im Jahr 2017 zunächst gar nicht. Zu gravierend waren die Folgen des Unfalls vor vier Jahren, als der Kärntener beim Downhill-Event „Downtown Puerto Vallarta” in Mexiko so schwer verunglückte, dass er sechs Monate im künstlichen Koma lag. Er überlebte das Schädel-Hirn-Trauma und die Hirnschwellung, bei einer komplizierten OP sollte sein Leben später noch einmal auf der Kippe stehen: Doch der heute 34-Jährige überstand auch diese kritische Phase. Dank des Zusammenhalts in der Bike-Community wurde bei einer GoFundMe-Kampagne umgehend finanzielle Unterstützung für seine Familie organisiert, die ihm gemeinsam mit dem engsten Freundeskreis wieder auf die Beine half.
„Ohne die GoPro-Aufnahme wüsste ich von meiner Fahrt nichts mehr. Sie ist wie aus meinem Kopf gelöscht. Ich kann von Glück reden, dass nichts mehr da ist – kein normaler Mensch würde jemals wieder auf ein Bike steigen“ – Franz Grossmann
Bei der anschließenden Reha kämpfte er sich durch alle Höhen und Tiefen langsam zurück und ist nach immensen Fortschritten – vor allem in den vergangenen Monaten – wieder genesen. Mitte 2019 schob er erstmals wieder den Downhill-Hobel aus der Garage und wird seitdem regelmäßig auf den Trails rund um Klagenfurt gesichtet. Unermüdliches Training und die verschiedenen Therapien zahlen sich endlich aus.
Trotz des Unfalls hat sich der ehemalige Pro nie die Motivation und seinen Traum nehmen lassen, verfolgt eisern das Ziel, irgendwann wieder unter den Besten mitzumischen. Als ehemaliger Staatsmeister im Kajak will er nebenbei auch öfter zurück ins Wildwasser. Derzeit sind mehrere Projekte in der Pipeline, so ist etwa ein Buch über seine Geschichte geplant, zudem hat er einen Vertrag bei einer Frankfurter Agentur unterschrieben. Denn dauerhaft fast ausschließlich auf seinen schweren Schicksalsschlag reduziert zu werden, geht ihm verständlicherweise gegen den Strich. Es spornt ihn nur mehr an, in der vor ihm liegenden Zeit auf dem Zünder zu bleiben.
Täglich stehen weiterhin mehrere Stunden Physio- und Psychotherapie auf dem Programm. Es geht für ihn darum, seine Balance zu finden, zu alter Stärke zurückzukehren. Besonders bei Piloten, die Überdurchschnittliches leisten, spielt die mentale Komponente eine entscheidende Rolle, um volles Potenzial auszuschöpfen. Auch wenn seine Leidenschaft ihn – laut eigener Aussage – “beinahe sein Leben gekostet hätte”, bleibt das Biken für ihn essenziell: „Das Gefühl von Freiheit ist dabei einfach unvergleichlich und nicht ersetzbar durch andere Dinge“, sagt Franz, der regelmäßig vor unerwartete Herausforderungen gestellt wird: „Ich musste bei der Führerscheinstelle beweisen, dass ich noch fähig bin, ein Auto zu fahren. Jede Therapieeinheit empfinde ich als Prüfung. Gute Sessions motivieren mich, geben mir wieder Kraft, an meinem Ziel zu arbeiten.“ Der österreichische Haudegen schmiedet wieder ambitionierte Pläne.
Wir freuen uns vor allem über die Meldung, dass er nach dieser einschneidenden Lebensphase und zermürbenden Monaten in der Reha mittlerweile wieder fest im Sattel sitzt!
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