In unserer heutigen Ausgabe von „Jobs im Bike-Biz“ schildert Thomas Dietze, was zum Beruf des Mountainbike-Fotografen gehört. Mit Sicherheit habt Ihr auch schon mal das ein oder andere Bild von ihm gesehen, denn er ist den ganzen Sommer über für den iXS Cup unterwegs.
MTB-Fotograf Thomas Dietze im Interview
Thomas, was machst Du, um Deinen Lebensunterhalt zu verdienen?
Ich bin im Sommer als Pressefotograf auf dem iXS Downhill Cup unterwegs. Das sind 21 Rennen vom iXS Rookies Cup bis zum iXS European Cup. Dort begleite ich Fahrer mit der Kamera und versuche, mit meiner Kamera einen schönen Einblick ins Geschehen zu geben. Ab und zu kommen Fotoshootings oder andere Events dazu. Als Ausgleich zum Fotografieren bin ich noch Veranstalter eines Kunst Festivals, das sich IBUg nennt.
Hat Dein Job eine Stellenbezeichnung?
„Fotograf“ sollte es auf den Punkt bringen. Gelernt habe ich diesen Beruf nicht.
Was genau beinhaltet Dein Job? Wie läuft so ein Rennwochenende ab?
Der Job besteht aus weit mehr als nur dem Rennwochenende, die Fotos müssen auch noch verkauft werden. Es ist wie bei vielen Sachen: Nach der Saison ist vor der Saison! Im Winter bringe ich mein Equipment in Ordnung und schaue, ob der Markt sinnvolle Neuanschaffungen bietet, die ich mir auch leisten kann. Dann werden im Winter die meisten Deals gemacht, damit ich mich im Sommer allein auf das Fotografieren konzentrieren kann.
Am Donnerstag ist meistens Anreise-Tag, wo ich erst mal in das Hotel einchecke und schaue, wo ich gutes Internet bekomme. Wenn alles passt, schaffe ich es an dem Tag noch, meine Akkreditierung zu holen und schon mal durch das Fahrerlager zu schlendern. Der Freitag beginnt sehr entspannt, da der Trackwalk meist um die Mittagszeit ist und ich vorher noch nicht viel zu erledigen habe. Nach dem Trackwalk muss es dann schnell gehen, da schon die ersten Fotos in die Redaktionen gesendet werden. Direkt danach bin ich schon wieder auf der Strecke zu finden, um die ersten Trainingsfotos zu machen. Den frühen Abend bin ich wieder im Fahrerlager, um die Stimmung der Fahrer und des Events einzufangen. Vor dem Schlafengehen werden auch die Fotos gesichtet und verteilt. So geht das dann die darauf folgenden Tage weiter.
Wie bist Du dazu gekommen?
Meinen Job in einem Sportgeschäft hatte ich hingeschmissen, da er mich einfach nicht mehr zufrieden gemacht hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon viel mit Musik und Streetart-Events zu tun. Fotografiert hatte ich zu diesem Zeitpunkt auch schon sehr viel. Von den Events konnte ich nicht leben und hatte nach dem ersten DirtMasters Festival einige meiner Fotos zum Mountainbike Rider Magazine gesendet. Uwe Buchholz, der damals 2007 die Fotos bekommen hatte, beförderte eines der Bilder sofort mit einer Doppelseite in das Magazin. Ab da dachte ich mir, dass man mit der Fotografie vielleicht auch Geld verdienen könne. Dann nahm alles seinen Lauf und mit viel Fleiß, Arbeit, Mut und Glück hab ich es geschafft, davon zu leben.
Welche Fähigkeiten braucht man dafür?
Man braucht als Allererstes ein gutes Auge. Viel Geduld und die Bereitschaft, sich immer wieder aufs Neue zu motivieren, bei egal welchem Wetter rauszugehen und Fotos zu machen.
Welche sind die positiven und negativen Seiten Deines Jobs?
Am Schönsten finde ich, dass man in der Natur ist und sich mit damit beschäftigen kann, was man gerne macht. Radfahren und Fotografieren. Leider ist im Sommer nicht mehr so viel Zeit, selber Rad zu fahren und man sitzt auch viel vor dem Computer oder im Auto.
Kannst du davon leben? Falls nicht, was machst Du sonst noch?
Nur davon zu leben, Fahrradfahrer zu fotografieren, ist sehr schwer. Darum schaue ich, dass ich neben der Saison für andere Firmen Fotos mache und mit dem oben genannten Event die Leerzeiten sinnvoll nutze.
Welchen Rat würdest Du jemandem geben, der ebenfalls MTB-Fotograf werden will?
Wenn du MTB-Fotograf werden willst, solltest du dir neben den Ideen, was du für Fotos machst, in allererster Linie daran denken, wie du sie verkaufst. Es gibt teilweise sehr gute Fotografen, die leider nicht davon leben können, weil sie ihre tollen Bilder nicht zu Geld machen können.
Würdest Du Deinen bisherigen Weg wieder genauso einschlagen?
Ja! Ich habe für mich entdeckt, dass es mehr wert ist, einen Beruf zu haben, der mich zufrieden macht und mir gewisse Freiheiten gibt. Für mich ist Zeit und Zufriedenheit mehr wert als Geld.
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