Die Mountainbike Szene wird immer wieder von neuen Trends überrollt, die von einigen gefeiert aber eben auch von vielen verabscheut werden. Erst war es der Enduro-Hype, dann kamen die Laufradgrößen-Diskussionen und nun spalten sich die Geister über das Thema E-Bikes. Wieviel Spaß man mit den Teilen haben kann, wenn man sich selbst auch nicht allzu ernst nimmt, beweist Ed Masters:

Auch ich weiß noch nicht genau, was ich von dem Elektro-Trend halten soll. Ich wurde schließlich von einer Gruppe eingefleischter Downhiller großgezogen und das macht sich ein ums andere Mal in meiner Einstellung bemerkbar. Die „DOs & DON’Ts“ wurden mir so von Anfang an eingeimpft. 26 Zoll Laufräder? Top! Enduro? Wenn es sein muss. 29 Zoll? Nur was für Schnittchen-Fahrer! Kein Wunder also, dass ich ein T-Shirt besitze, auf dem zu lesen ist: „No lycra! Only jeans or race shorts allowed!“.

Und was ist? Mittlerweile werden die Downhill Böcke nur noch selten ausgepackt und wir treffen uns 90% der Zeit mit unseren 650B Hobeln zu ausgedehnten Touren. Viele meiner Kumpels verkaufen sogar ihre dicken Boliden und sind selbst im Bikepark nur noch auf ihren Enduros unterwegs. Und selbst was das Thema 29er betrifft haben sich doch verdächtig viele gemeldet, die mit meinem aktuellen Testrad auch gerne mal eine Runde drehen würden…von wegen Schnittchen!

Ist es also nur noch eine Frage der Zeit bis wir alle mit Elektro-Antrieb durch die Wälder düsen? Die strikte Erziehung meiner Jungs lässt mich sofort daran zweifeln. Beim Biken geht es doch um die eigene Leistung, um die sportliche Herausforderung und um Natur. Wer will schon vor jeder Tour sein Fahrrad an die Steckdose hängen? E-Bikes sind natürlich trotzdem eine gute Sache – aber eben nur für Pendler und Omis, die zu Aldi fahren.

In dieser Einstellung fühlte ich mich bisher auch bestätigt. Als wir mit einem Elektro Testbike in Winterberg unterwegs waren, haben wir schließlich mehr als nur einen verachtenden Blick kassiert. Aber ich hab auch schon das absolute Gegenteil davon erlebt. Ein umgebautes Elektro-Trek-Session hat bei meinen Kumpels in Malmedy wahre Beigeisterungsstürme ausgelöst. Schließlich war man mit dem Teil schneller wieder oben, als mit dem Lift!

Ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass sich gerade die Gravity Szene mit Händen und Füßen gegen E-Bikes wehren würde. Eine Einstellung, die mein Bruder überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Er ist zwar kein Mountainbiker, dafür aber ein absoluter Experte für Autos und Motorräder – und eine meiner wichtigsten moralischen Instanzen. Er war förmlich schockiert, wie ich mich so vehement gegen den Fortschritt stellen konnte. Er musste schließlich auch einsehen, dass die Elektro-Hybride selbst im Sportwagen Bereich nicht mehr abzuhängen sind.

Hat mein Bruder vielleicht Recht? Spielen die Ideale rund um Natur, sportlicher Herausforderung und Verzerrung des Wettbewerbs vielleicht überhaupt keine Rolle? Würden wir ansonsten vielleicht immer noch mit V-Brakes und Starrgabeln rumgurcken?

Ich persönlich will das absolut nicht wahr haben. Und erst letztens meinte ein Kumpel überzeugt: „Mir kommt nichts Elektrisches ans Fahrrad!“. Trotzdem wird sich der Sport weiterentwickeln und die Szene mit neuen Trends überfluten. Es gibt mittlerweile bei vielen Enduro Rennen separate E-Bike Klassen (ein Beispiel wäre da die Enduro One Serie). Bietet diese Klasse vielleicht Leuten die Möglichkeit sich dem Wettbewerb zu stellen, die sich das Ganze ohne Assistenz vielleicht nicht zugetraut hätten? Oder wird die E-Bike Klasse einfach eine neue „High-Level“ Renn-Kategorie mit spannenden Wettkämpfen, die wir so gar nicht erwartet hätten?

Was meint ihr zu dem Thema? Gibt es vielleicht ein paar E-Bike Racer unter euch, die ihre Erfahrungen mit uns teilen möchten?