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Tim Bringer

Rider

Tim Bringer im Interview: MTB Slopestyle World Champ 2025

Der französische Überflieger Tim Bringer über seinen Weg vom BMX-Kid zum Slopestyle-Weltmeister

Header-Foto: Boris Beyer

Er ist fast zwei Meter groß, stammt aus der Nähe von Paris und hat den Slopestyle-Zirkus in den letzten Jahren ordentlich aufgemischt. Der 27-jährige Timothé “Tim” Bringer gehört zu den spannendsten Persönlichkeiten im Slopestyle.

Außerdem ist Tim frisch gekrönter MTB Slopestyle World Champion 2025 und kombiniert rohe Power mit feinem Stil, ein Kontrast, der ihn auf den größten Kursen der Welt unverwechselbar macht. Wir sprechen mit Tim über seinen ungewöhnlichen Weg vom BMX-Kiddo zum Slopestyle-Weltmeister, über mentale Strategien, Familienzusammenhalt, Kreativität abseits des Bikes, Masters of Dirt und seinen nächsten großen Traum.

Tim Bringer
Foto: Boris Beyer

Hey Tim! Wo erwischen wir dich gerade? 

Tim Bringer: Hey! Ich bin gerade zu Hause, in Frankreich. Das ist selten genug. Ich reise so viel, dass ich die Tage zu Hause richtig feiere. Zeit für mich, meinen Hund, die Familie. Das erdet mich.

Du kommst aus der Nähe von Paris, oder? 

Genau, ich bin in der Nähe von Paris geboren. Später sind wir in den Süden gezogen, Richtung Nizza. Das hat mir als Fahrer extrem viel gegeben, Sonne, gute Parks, motivierte Leute, die perfekte Umgebung, um sich weiterzuentwickeln.

Wie bist du genau zum Biken gekommen? 

Über die Familie. Mein Vater fährt, mein Bruder fährt, eigentlich fährt jeder in der Familie. Ich bin quasi reingerutscht. Mit vier Jahren habe ich BMX angefangen. Zuerst Race, bis etwa zwölf. Dann BMX Freestyle bis 18/19. Ich war sogar im französischen Nationalteam. Es war cool, professionell organisiert, gute Coaches, aber irgendwann fühlte ich, dass da noch etwas anderes auf mich wartet.

Der Wechsel zu MTB kam eher zufällig: Ein Kumpel von mir, auch supergroß, Slopestyle-Profi, meinte eines Tages: „Versuch’s doch mal!“ Ich war erst skeptisch. Aber dann habe ich Dirt-Jumps gefahren, MTB probiert, ein bisschen herumgespielt. Und plötzlich war ich drin.


Tim Bringer

Foto: Clint Trahan

Wie ist das dann alles professionell geworden?

Der erste Contest war in Nizza. Sehr klein, aber unglaublich herzlich. Dann Montpellier, das war riesig, laut, verrückt. Danach habe ich gemerkt: BMX wird mir zu eng. MTB gibt mir Freiheit, Kreativität, größere Features.

Der Durchbruch kam schneller als erwartet. Ich erinnere mich an Frankfurt: Ich stand da oben, riesiger Kurs, alles neu, richtig scary. Aber genau da habe ich gemerkt: Das ist mein Ding. Ein bis zwei Jahre später stand ich das erste Mal auf dem Podium.
Ab da war klar: Das ist mein Weg. Bei meinem alten BMX ist der Lenker irgendwann gebrochen, und dann lag das Bike zwei Jahre rum. Ich habe es nie wieder angefasst.

Was geht dir während eines Contests durch den Kopf?

Das klingt vielleicht verrückt, aber: nichts. Ich denke nicht an das Risiko. Nicht an „Was wäre, wenn…“. Ich denke nur an die Abläufe, das Timing, die Energie. Slopestyle ist kein Sport, in dem du kalkuliert crashen kannst. Du MUSST den Trick im ersten Versuch stehen, oder gar nicht machen. Es ist nicht wie im Park, wo du es zehnmal probierst. Bei einem Contest musst du wissen, dass du es kannst.

Tim Bringer
Foto: Boris Beyer

Wie sieht dein Training so aus?

Ich habe einen Coach, der MTB-Athleten betreut. Wir machen immer einen Wochenplan, Gym, Mobility, Technik, Core, Balance. Aber im Slopestyle ist das Trick-Level so hoch, dass du zu viel Muskelmasse sogar vermeiden musst. Wenn ich zu hart trainiere, werde ich schwerer und ein schwererer Körper dreht schlechter. Es ist ein Balance-Akt: stark, aber nicht zu stark.

Ich bin fast zwei Meter groß, mein Bike fühlt sich manchmal wie ein Kinderfahrrad an, das ich herumwirbeln muss. Flips sind schwieriger, Spins sind anders. Ich muss anders trainieren als die kleinen, leichten Jungs. Und das Mentale macht mindestens 50% aus. Drei Backflips sind körperlich easy, aber mental? Du brauchst Fokus. Manchmal ist nicht der Körper müde, sondern der Kopf.

Wie sieht ein normaler Tag bei dir aus?

Früher hatte ich Schuldgefühle, wenn ich mal nicht MTB gefahren bin. Von wegen: „Du darfst keinen Tag verlieren!“ Heute denke ich: Genieße es. Die Tricks werden größer, riskanter. Du kannst nicht jeden Tag die krassesten Moves üben. Manchmal geht’s nicht, weil der Kopf nicht voll da ist. Wenn ich nicht fahre, mache ich Kunst: Graffiti, Tattoos, Musik. Oder bin bei meinen Eltern. Oder reise. Ich brauche diese Balance, sonst brenne ich aus.

Tim Bringer
Foto: Tim Borrow

Du bist MTB-Slopestyle-Weltmeister 2025, was bedeutet dir das?

Ehrlich? Das war nie mein Ziel. Ich wollte das Crankworx Event in Kanada gewinnen. DAS war mein Plan. Der Weltmeistertitel kam irgendwie nebenbei, aber natürlich bin ich extrem stolz darauf. Für Kanada wollte ich weniger Risiko eingehen, aber ich habe mich morgens bei einem Trainingslauf hingelegt. Danach war der Fokus weg. Ich hatte einen anderen Plan, aber manchmal läuft’s nicht so. Jetzt steht die Trophäe zu Hause. Kanada bleibt mein Traum. Vielleicht die Triple Crown. Schauen wir mal.

Was macht dir am meisten Spaß: Contests, Shows oder Video-Parts?

Für mich ist das perfekte Fahren das, was ich für mich selbst mache, kein Druck, nur Energie und Flow. Contests sind wichtig, weil sie mich pushen. Da mache ich neue Tricks. Da wachse ich. Shows wie das Masters of Dirt Event sind mega nice. Big-Air-Landungen, kein Stress wegen kleiner Fehler. Viel Spaß, viel Publikumsenergie. Video-Parts sind Kunst. Eine Line bauen, Spots finden, Style zeigen, Licht, Ästhetik. Das ist pure Kreativität.

Wie trainierst du ohne echte Slopestyle-Line zu Hause?

Schwierig. In der Nähe von Nizza gibt’s keinen echten Slopestyle-Kurs. Ich fahre Park, Dirt, Street, Bikepark, alles, was geht. Seit ich klein bin, baue ich Lines im Garten meiner Eltern. Irgendwo findet man immer ein Stück Land. Aber eine richtige Line, mit Big Jumps, Bonerlog, Step-Downs, kostet viel Geld. Und du brauchst einen Berg.

Tim Bringer
Foto: Boris Beyer

Wie siehst du die aktuelle Slopestyle-Szene?

Das Level ist explodiert. Triple Flips, unfassbare Kombos. Aber ich finde: Nicht jeder Trick muss ultra-riskant sein. Ich liebe stylische, „clean“ Tricks. Für mich geht es um: schöne Bewegung + Kontrolle + Sicherheit.

Dein Lieblingstrick?

Flip No-Hand oder 360 No-Hand. Diese Tricks fühlen sich einfach nach Freiheit an. Voll reinziehen, voll fliegen, perfekt.

Was war dein härtester Trick bisher?

Double Flip No-Hand über ein riesiges Holzfeature, komplett scary. Dann Kanada: Bonerlog-Doubleflip, der war sehr flach und schwierig zu timen. Und dieses Jahr die Double-Flips im Run. Aber ich bin nie komplett zufrieden.

Wirst du nervös vor neuen Tricks?

Natürlich. Jeder wird nervös. Aber ich habe gelernt, meinen Kopf zu kontrollieren. Wenn ich bereit bin, tue ich es. Früher, mit 16/17, war ich verrückt, einfach machen, crashen, wieder machen. Heute denke ich: Was ist ready, was nicht? Ich weiß genau, ob ich etwas kann oder nicht. Und ich mache nur das, was Sinn macht.

Hast du ein Role Model?

Meine Familie. Die Bringers sind extrem eng verbunden. Wir sind zwei Brüder, aber meine Mutter ist der absolute Mittelpunkt. Sie ist Managerin, lautester Fan, Organisatorin, Herzstück. Mein Vater fährt auch, so bin ich überhaupt auf’s Bike gekommen.

Tim Bringer
Foto: Tim Borrow

Lebst du nach einem Motto?

Glaube an das, was du kannst. Es hat lange gedauert, bis ich das verinnerlicht habe.

Gab es Momente, in denen du ans Aufhören gedacht hast?

Nie ernsthaft. MTB ist mein Zuhause. Selbst nach Rückschlägen war klar: Ich komme zurück.

Wie oft warst du schon beim Master of Dirt (MOD) dabei?

Ich kann’s nicht zählen, acht, neun, zehn Jahre? Seit ich 18/19 bin, bin ich fast jedes Jahr dabei. Früher war’s nur Wien, klassische Dirt-Jumps. Heute gibt’s Airbags, Big Air, alles ist sicherer. Aber gleichzeitig auch verrückter, weil man größere Moves machen kann.

Was bedeutet MOD für dich?

Familie. Spaß. Laut. Verrückt. Aber auch harte Arbeit: morgens Training, zwei Shows, Autogrammsessions, spät ins Bett, viel Reisen. Neue Tricks? Schwierig. Eine Show ist kein Ort für Risiken.

Welche Ziele hast du?

Kanada gewinnen. Mehr Reisen: Neuseeland, große Trips. Eine bessere Routine: weniger Ablenkung, mehr Fokus.


Tim Bringer

Was ist deine größte Erkenntnis bisher?

Glaub an dich. Ich habe lange gezweifelt, heute weiß ich: Wenn ich bereit bin, mache ich es.

Welchen Rat würdest du deinem jüngeren Ich geben?

Gar keinen. Ich war früher verschlossen, nur aufs Fahren fixiert, aber genau das hat mich hierher gebracht. Keine Reue. Der Sport hat mir so viele Freunde und Erfahrungen gegeben.

Tipps für Kids, die Slopestyle anfangen wollen?

Habt Spaß! Hört auf, sofort Sponsoren zu suchen. Baut Basics auf, BMX hilft extrem. Fortschritt kommt durch Routine und Freude, nicht durch Druck. Macht euer Ding.

Was bedeutet Mountainbiken für dich?

Alles. Es ist mein Leben. Ich bin damit aufgewachsen. Es ist mein Ort, an dem ich frei bin. Ich pushe nur, wenn es Sinn macht. Ich liebe es.

Tim Bringer
Foto: Xenia Trampusch

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Foto: Syo Van Villet
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