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Neuer Prototyp von Polygon gesichtet

Unser alter Dirt-Kollege Paul Haysom entschied sich Ende des letzten Jahres, auf große Weltreise zu gehen und die besten Bike-Spots dieser Welt zu erkunden. Momentan befindet er sich in Neuseeland wie viele andere Pro-Rider auch. In Queenstown sah er neulich Fabien Cousinié auf einem neuen Polygon-Downhiller. Paul nutzte die Chance und quetschte Fabien über das neue Bike aus!

“Durch die Arbeit hier am Lift in Queenstown, Neuseeland, sehe ich jeden Tag ziemlich viele Bikes. Hier kann man extrem gut biken und momentan jagt ein Sonnentag den anderen. Es wundert mich nicht, dass unglaublich viele Pro-Rider der nördlichen Hemisphäre hier ihre Saisonvorbereitung absolvieren. Das Hutchinson UR Ride Team zum Beispiel kommt schon seit einigen Jahren hierher.

Als Fabien Cousinié, aka Cous Cous und Manager des Hutchinson UR Teams, eines Tages mit einem komplett neuen Bike durchs Tor rollte, staunten viele nicht schlecht. Der LaPierre Downhiller und das neue Devinci sieht man ja des Öfteren im Lift, aber das Bike von Cousinié scheint ein komplettes Re-Design des alten Polygon-Downhillers zu sein. Ich begab mich mit Fabien an einen etwas ruhigeren Ort, um mehr über sein Bike zu erfahren.

Paul: Polygon ist im High-End Bike-Bereich ja noch nicht allzu lange ein Begriff. Letzte Saison bist Du ein neues Bike gefahren und nun hast Du schon wieder ein neues Modell. Wie kommt’s?

Fabien: Polygon hat gerade erst den Markt der High-End-Bikes betreten. Es war lange Zeit ziemlich still um die Marke, da die Bikes hauptsächlich in Südostasien und Australien verkauft wurden. Aber vor anderthalb Jahren beschloss Polygon, auch auf anderen Märkten Gas zu geben.

Cous Cous mit seinem neuen Polygon Prototypen
Cous Cous mit seinem neuen Polygon Prototypen

Du warst gerade mal eine Saison auf dem Colossus unterwegs und nun stehst Du hier mit einem Modell, das komplett anders aussieht!

Ja! Seitdem es das Rennteam gibt, wird unglaublich viel Energie in die Bike-Entwicklung gesteckt. Das hier ist schon der dritte Prototyp. Das erste Bike, das auf dem Markt war, gefiel uns recht gut, allerdings wollten wir die Geometrie weiter entwickeln, sie etwas entspannter machen. Also nahmen wir den Colossus-Prototypen und änderten die Kinematik ein wenig, um es an die Anforderungen des World Cups anzupassen. Die Bike-Entwicklung bei Polygon geht schnell voran und es ist schon etwas Besonderes, dass eine Company so viele Prototypen herstellt. Aber das ist der beste Weg, um festzustellen, was funktioniert und was nicht.

Im Namen der Produktentwicklung fleißig am shredden
Im Namen der Produktentwicklung fleißig am shredden

Was genau sollte denn am Colossus geändert werden?

In erster Linie die Kinematik, die letztendlich immer ein Kompromiss aus verschiedenen Faktoren ist. Wir haben versucht, das Bike leichter zu machen, so dass man es besser pedalieren kann. Außerdem sollte die Federung kontrollierter und progressiver sein, hier möchte ich allerdings nicht zu sehr ins Detail gehen. Letztendlich mussten wir eine gute Balance aus geringerem Gewicht, einer guten Pedalier-Performance, Progressivität und Federelementen finden. Es gibt so viele gute Bikes auf dem Markt und wir wollen einfach die perfekte Rennmaschine.

Lass uns über die Federelemente sprechen. Warum seid ihr von Fox zu BOS gewechselt?

Das hatte verschiedene Ursachen. Mit Fox hatten wir eine sehr gute Zeit und viele andere Rider schwören auf die Produkte. Als Team wollten wir aber wachsen und weiter gehen, allerdings fanden wir das optimale Paket nicht bei Fox. Wir sind aber im Guten aus einander gegangen. Mit BOS haben wir viel getestet und die Produkte funktionieren einwandfrei. 2009/2010 waren sie ja bereits Sponsor unseres Teams. BOS hat ein paar wirklich gute Projekte in petto und wir sind das perfekte Team für die Jungs. Außerdem sind sie nur eine Stunde von uns entfernt!

Lass uns über die Geometrie des Bikes reden!

Bike-Geometrie ist wie Kochen und hängt stark vom persönlichen Geschmack ab. Die wahre Lösung gibt es einfach nicht und wir versuchen zumindest, den Geschmack möglichst vieler Biker zu treffen. Beim Design fokussieren wir uns nicht nur auf die Geometrie, sondern auf das Bike als Ganzes und auch auf die Reaktion der Federung. Die Kinematik spielt auch eine große Rolle. Das neue Bike hat einen flacheren Lenkwinkel und ein niedriges Tretlager. Es soll möglichst schnell sein, ohne dabei an Grip zu verlieren.

Mick Hannah mit seinem neuen Race-Bike
Mick Hannah mit seinem neuen Race-Bike

Bei den Bikes heutzutage sieht man oft einen längeren Reach und kürzere Kettenstreben. Ist das hier auch der Fall?

Die Kettenstreben bei dem Bike können von 435 auf 445mm individuell angepasst werden. Und wahrscheinlich werden wir die Lenkerhöhe noch verändern, denn ein höher gelegenes Cockpit ist viel entspannter beim Fahren.

Dein Prototyp hat anscheinend 26 Zoll Laufräder!

Ja, hat er.

Macht das denn Sinn, mit 26“ zu testen, wenn der allgemeine Tenor momentan ganz woanders hingeht?

Wir sind offen für alles und testen mit jeder möglichen Option. Es ist nur eine Frage der Zeit. Wir wollen nicht überstürzt handeln und ein Bike mit einer neuen Laufradgröße auf den Markt bringen, das nicht dafür designed wurde und bei dem nicht alle Teile perfekt passen. Wir testen momentan ziemlich viel und finale Entscheidungen werden noch vor dem World Cup getroffen. Die Zeit wird zeigen, wohin die Reise geht und wir werden mit dem Produkt an den Markt gehen, das einfach die schnellste Performance bietet. Wenn man im November testet, wenn die Fitness noch nicht ganz ausgereift ist, denkt man „Yeah, funktioniert gut!“. Wenn man aber im März fast auf dem Höhepunkt seiner körperlichen Form ist, fährt sich so ein Bike auch wieder anders. Daher finde ich, sollte man die wichtigsten Entscheidungen treffen, wenn die Rider mit ihrer Fitness fast auf Wettkampflevel sind.

Ihr habt in diesem Jahr auch den Laufradhersteller gewechselt, von Mavic zu e*13.

e*13 ist schon seit ein paar Jahren Teamsponsor und jedes Jahr fragten sie an, ob wir nicht ihre neuen Laufräder fahren wollen. In diesem Jahr haben sie uns dann ein richtiges Knaller-Paket angeboten – unter anderem auch Custom Laufräder. Die Produkte sind absolut wettbewerbsfähig und die Innovationen, die kommen werden… man, ich darf echt nicht zu viel verraten! Bei den Laufrädern sparen wir auf jeden Fall eine Menge Gewicht.

Was bei dem Bike richtig heraus sticht, ist der Mudguard! Vielleicht eine der wichtigsten MTB-Innovationen der letzten Zeit…!?

Ja, das ist ein Prototyp von Zefal, mit dem wir momentan arbeiten. Wir versuchen einfach, die besten Aspekte der momentan erhältlichen Produkte ein einem neuen zu vereinen. Dieser Mudguard wird etwas steifer und größer sein. Der Prototyp ist im 3D Druck entstanden, aber das finale Produkte wird im Kunststoff-Spritzverfahren hergestellt, so dass der Mudguard noch ein bisschen steifer wird. Aber ich bin ein Riesenfan von 3D Druck!

Und dann noch die Reifen!

Wir haben mit verschiedenen Gummimischungen getestet, aber alles in allem haben wir hier am wenigsten verändert. Dieser Reifen hier, der Toro 2.5, ist super für staubige und feuchte Bikeparkstrecken, aber trotzdem funktioniert er auch in trockenem Terrain. Vielleicht ist es nicht der schnellste Reifen, aber er läuft unter allen Bedingungen recht gut. Wenn ich nicht jedes Mal meine Reifen wechseln muss, macht das mein Leben schon einfacher.

Du sprichst die ganze Zeit von der Produktentwicklung im Team, aber ihr seid doch alle unterschiedliche Fahrer!? Wie kann man denn einen Konsens erreichen? Und hat jeder das gleiche Stimmrecht?

Ich, Guillaume und Mick haben alle dieselbe Größe. Wir fahren alle dieselbe Rahmenhöhe. Natürlich haben wir unterschiedlich gebaute Körper, zum Beispiel kürzere Beine oder längere Arme – aber von der Bike-Geometrie her gesehen, sind wir auf einem Level. Hauptsächlich beeinflusst das Setup der Federelemente die Geometrie am meisten. Und da gibt jeder unterschiedlichen Input. Jeder kann seine Meinung äußern und wir probieren alles einmal aus. Letztendlich sind wir aber oft derselben Meinung, was das Bike Setup angeht. Es ist witzig, so unterschiedlich ticken wir gar nicht, außer Tracey natürlich, die ist ja auch ein bisschen kleiner. Aber trotzdem fährt sie ganz schön tough!

Was ist mit Dir? Wirst Du jedes World Cup Rennen in diesem Jahr fahren?

Mein Rennkalender ist ziemlich eng gestrickt dieses Jahr. Ich will jedes World Cup und auch jedes Rennen der EWS mitnehmen. An einer Stelle gibt es Überschneidungen – Windham oder Crankworx. Bis jetzt bin ich überall angemeldet und ich werde mal sehen, wo ich am meisten gebraucht werde. Es ist ganz schön anstrengend, das Team zu managen und gleichzeitig Top 10 Ergebnisse einzufahren. Mein Training in diesem Winter war eher eine spaßige Angelegenheit. Ich habe zwar auch antrengende Sachen gemacht, aber die Rennen sind für mich ein nettes Bonbon und ich werde sehen, wie weit ich komme. Auf die Enduro-Rennen haben wir uns gut vorbereitet, daher wäre es schon gut, wenn ich zu den EWS Rennen fahre und unser Team repräsentiere. Es wird auf jeden Fall ziemlich krass!

Ist es für Dich wichtiger, ein gutes Ergebnis zu erzielen oder ein gutes Feedback zur Performance Deines Bikes zu geben?

Was die Rennergebnisse angeht, haben wir andere Fahrer im Team, die die guten Ergebnisse einfahren werden. Mein Schwerpunkt liegt tatsächlich auf der Entwicklung und wenn ich gut performe ist das ein zusätzlicher Bonus. Wie zum Beispiel 2012, als wir in Pietermaritzburg als bestes Team hervor gegangen sind. Als Rennfahrer weiß ich einfach, wie schwer es ist, ein gutes Ergebnis zu bringen, egal wie sehr man sich das auch wünscht und vornimmt. Ich will einfach nur, dass das Team immer sein Bestes gibt und keine Zeit mit unwichtigen Dingen verschwendet. Solange sie hart trainieren und 100% geben, bin ich happy. Manchmal fährt man eben nicht das allerbeste Ergebnis ein – das gehört einfach dazu. Außerdem haben wir ein gut funktionierendes Media-Team bei uns, das uns stetig begleitet. Wenn die Ergebnisse mal nicht top sind, können wir wenigstens unseren Sponsoren immer noch etwas zurück geben.

Neben Eurem Filmer Jean Baptiste Bazzarini habt ihr jetzt auch einen Fotografen an Eurer Seite…

Ja, Jean Baptiste begleitet uns seit zwei Jahren und nun ist Kevin Triboulat auch dabei. Das Team ist medial sehr gut aufgestellt.

Männer und Frauentitel dieses Jahr?

Das ist der Plan, ja! Der Rennkalender passt einfach super zu unseren Fahrern, sowohl beim Enduro als auch Slopestyle Team. Wir haben einige der besten Produkte am Start und alle Möglichkeiten, um das beste Bike zu erschaffen.

Letzte Frage: Wann kann man das Bike kaufen?

Keine Ahnung! Schaut einfach mal auf der Facebook-Seite von Polygon oder auf der Webseite. Der neue Downhiller wird nicht auf dem Markt sein, solange wir nicht das beste Produkt haben.”

Hier noch ein schönes Video des Hutchinson UR Teams aus dem letzten Jahr:

 

 

 

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