Wer hätte nicht gerne direkt einen Pumptrack vor Ort, auf dem man sich einfach mal kurz eine Runde austoben kann? Gerade an Schulen und Jugendeinrichtungen macht sich so ein kleiner Fahrradtrack richtig gut! Genau das dachte sich auch Lars Lummerich vom Kinder- und Jugendzentrum St. Hubertus in Aachen und ergänzte das abwechslungsreiche Angebot der Einrichtung noch rund um das Thema Fahrrad. Seit letztem Jahr können die Kinder und Jugendlichen auf einem spaßigen Pumptrack ihre Runden drehen und, falls mal etwas kaputt geht, direkt in der Fahrradwerkstatt Hilfe bekommen. Wir haben uns eine Runde mit Lars unterhalten, um mehr über das coole Projekt zu erfahren.
Hi Lars, magst du dich vielleicht erst ein mal vorstellen?
Hi Caro, klar gerne. Ich heiße Lars Lummerich, bin 30 Jahre alt und arbeite seit 2011 als Sozialpädagoge im Kinder- und Jugendzentrum St. Hubertus in Aachen. Ich bin hier für den offenen Teenie- und Jugendbereich zuständig. Ich fahre seit meinem 14. Lebensjahr MTB. Durch Freunde, die ich beim Biken im Wald kennengelernt habe, bin ich zum Dirt-Biken gekommen. Ich bin aber auch gerne mit dem Rennrad unterwegs.
Seit 2013 gibt es im KiJuZe einen Pumptrack und eine Fahrradwerkstatt. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Wir haben im Team überlegt was wir mit unserem großen Außengelände machen können. Dort wurde bis dahin gelegentlich Fußball gespielt und im Sommer haben wir unsere Wasserrutsche ausgebreitet. Wir haben jedoch nach einem strukturellen Angebot gesucht, das es so in Aachen und der Umgebung noch nicht gibt, den Mehrwert des Außengeländes und der Einrichtung erhöht. Es sollte spannend und interessant für Kinder und Jugendliche sein. Ich stellte dann die Idee des Pumptracks vor.
Wie lange hat die Planung und die Umsetzung gedauert?
Nachdem ich meine Chefinnen und die wiederum ihren Chef, den Pfarrer der Gemeinde St. Jakob in Aachen, für dieses tolle Projekt ins Boot geholt hatte, gingen wir in die Planung. Ich musste erst mal recherchieren, was der Bau eines Pumptracks kostet und wer so ein Projekt überhaupt umsetzt. Ich glaube alles in allem dauerte es ca. ein Jahr bis wir das Projekt abgeschlossen hatten. Die Terminkoordinierung und alle Leute unter einen Hut zu kriegen war am zeitaufwendigsten. Die Bauphase dauerte nur vier Tage.
Gab es finanzielle Unterstützung/Sponsoren?
Wie sich bei meiner Recherche herausstellte, ist der Bau eines Pumptracks nicht ganz billig und schon gar nicht durch unseren pädagogischen Etat zu finanzieren. Daher haben wir beim Landschaftsverband Rheinland im Rahmen des Kinder- und Jugendhilfeplans einen Antrag gestellt. Das war eine ziemlich spannende Zeit, weil vom Einreichen des Antrags bis zur Bewilligung ca. vier Monate vergangen sind. Hinzukommt kommt das ein eingerechter Antrag auch abgelehnt werden kann. Doch dann kam eines Tages die ersehnte Post. Das Projekt war bewilligt. Jetzt ging es an die Umsetzung. In der Bauphase haben wir große Unterstützung von verschiedenen Firmen aus Aachen erfahren, z.B. Baumaschinen Deubner, Container Philippen oder Boels.
Wer hat den Pumptrack gebaut und wer ist für die Instandhaltung verantwortlich?
Unser Pumptrack wurde von Konrad Willar gebaut. Ich bin auf die Jungs um Konrad Willar bei meiner Recherche gestoßen und habe daraufhin mit ihnen Kontakt aufgenommen. Konrad ist Sportpädagoge und arbeitet in Stuttgart in einem Jugendhaus, das ebenfalls einen Pumptrack betreibt. Wir hatten direkt einen guten Draht zueinander und kamen ins Geschäft. In der Anfangsphase habe ich mit Jugendlichen die gröbsten Pflegearbeiten erledigt und später haben wir Unterstützung durch unseren Kooperationspartner den Geländefahrrad Aachen e.V. bekommen.
Ist die Idee direkt auf offene Ohren gestoßen oder hattet ihr Probleme?
Im Großen und Ganzen gab es keine Probleme und die Idee wurde mit großer Offenheit und auch Neugierde aufgenommen. Ich möchte mich an dieser Stelle bei meinen Chefinnen für ihr Vertrauen bedanken und natürlich bei unserem Pfarrer, Herrn Mauritz, und dem Kirchenvorstand, die den Pumptrack erst ermöglicht haben.
Wie wird der Pumptrack von den Kindern und Jugendlichen angenommen? Ist immer viel Betrieb?
Unsere Erwartungen waren schon recht hoch, aber sie wurden übertroffen. Wir wussten natürlich, das einige Kids die unser Haus besuchen Lust auf eine solche Strecke haben, aber mit einer solchen Welle der Begeisterung haben wir nicht gerechnet. Es gibt kaum einen Tag, wo keiner auf dem Pumptrack unterwegs ist. Um es kurz zu machen, er wurde sehr gut angenommen und wird es immer noch. Was ich besonders toll finde, wir haben Kleinkinder mit ihren Laufrädern aber auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die den Pumptrack nutzen. Trotz der großen Altersunterschiede geschieht das Radfahren großteils ohne Probleme.
Sind Pumptrack und Fahrradwerkstatt für alle zugänglich?
Um das Projekt abzurunden, haben wir in einem Raum, eine Kinder- und Jugendfahrradwerkstatt eingerichtet. In Zusammenarbeit mit dem Geländefahrrad Aachen e.V. und seinen freiwilligen HelfernInnen wurde alles Nötige angeschafft. In der Werkstatt bewahren wir neben reichlich Werkzeug auch unsere Leih-Bikes auf. Die meisten unserer BesucherInnen haben zwar ein Rad aber die wenigsten davon machen auf dem Pumptrack richtig Spaß. Damit sich nicht jeder erst ein BMX-Rad oder ein Dirt-Bike kaufen muss, stellen wir insgesamt sieben Leih-Bikes zur Verfügung. Die Werkstatt ist montags und donnerstags durch EhrenamtlerInnen besetzt,die alle selber leidenschaftliche Biker sind und sich sehr gut auskennen. In der Zeit können Kinder und Jugendliche die Werkstatt mit ihren Radproblemen aufsuchen. Die EhrenamtlerInnen erklären den Kids, wo das Problem ist und reparieren mit ihnen zusammen ihre Bikes.
Finden auch spezielle Events rund um den Pumptrack statt?
Auf jeden Fall! Ganz aktuell ist am 12.04.2014 der erste Bike- & Teile Flohmarkt geplant. An diesem Tag kann man den Pumptrack befahren und es gibt ein tolles Rahmenprogramm. Wir haben letztes Jahr zusammen mit dem Geländefahrrad Aachen e.V. unsere erste Pumptrack Night organisiert bei der der Pumptrack abends mit Flutlicht beleuchtet wurde. Die nächste Pumptrack Night wird es am 30.08.2014 geben. Was auch noch ein ziemlicher Kracher ist, ist das LEAFCYCLES – BUILD TO RIDE Camp vom 03.–05.10. 2014. Die Teilnehmer des Camps haben die Möglichkeit ihr eigenes Dirtbike aufzubauen und gleich mal auf dem Pumptrack auszutesten!
Ist in Zukunft noch mehr in dem Bereich geplant?
Ich persönlich würde gerne noch etwas in Richtung Dirt machen, um den Kids die nächste Stufe zu ermöglichen. Die haben Lust sich auszuprobieren und möchten höher hinaus um Tricks zu lernen. Der Platz wäre da, aber warten wir mal ab. 🙂 Wir gehen grundsätzlich in die Richtung Sport, die Weichen für das nächste Projekt sind schon gestellt, allerdings hat das nur im weitesten Sinne etwas mit Radfahren zutun.
Kinder- und Jugendzentrum St. Hubertus
Das Kinder- und Jugendzentrum St. Hubertus bietet weit mehr als nur den beliebten Pumptrack mit dazugehöriger Fahrradwerkstatt. Dort wird seit vielen Jahren klassische, offene Kinder- und Jugendarbeit betrieben. Das Ziel der Einrichtung ist es, den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Freizeit kreativ zu gestalten. Dazu gibt es abwechslungsreiche Angebote vom gemeinsamen Kochabenden und Tanzveranstaltungen, über Mädchengruppen, bis hin zum Kickern und Billiardspielen. Die Mitarbeiter von St. Hubertus sind dabei gleichzeitig Bezugspersonen und Ansprechpartner. Das macht das Jugendzentrum auch zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Familien, Kinder und Jugendliche.
Weitere Infos und tolle Bilder von der letzten Pumptrack Night gibt es auf der Facebookseite des KiJuZe St. Hubertus.
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