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Dan Milner: Die top Tipps des Bike Fotografen

Ein Blick hinter die Kulissen des Profifotografen

Dan Milner: Weltenbummler, Online TV Moderator, Schnee- und Bikefotograf (mit typisch Britischem trockenen Humor). Sein Rad und seine Kamera haben ihn an einige der entlegendsten und faszinierendsten Orte unseres Planeten geführt, Orte die viele von uns niemals zu Gesicht bekommen werden. Natürlich ist es Dans Job, die Dinge für uns (den Betrachter) festzuhalten, aber es ist ihm über die Jahre anscheindend wichtig geworden, dass uns seine Bilder noch etwas mehr vermitteln. Aber hört es am Besten von ihm selbst:

Früher hörte ich immer all das Zeug darüber wie ein Foto „eine Geschichte erzählen soll“. Ich habe immer ernsthaft genickt und zugestimmt, aber nie wirklich verstanden was zum Geier das eigentlich bedeutet…bis vor kurzem. Vielleicht hätte ich die Künstlerakademie besuchen und die Fotografie richtig lernen sollen, anstatt erst Marinebiologie zu studieren um danach ein fotografischer Autodidakt zu werden. Aber was soll’s. Ich scheine während der letzten 18 Jahre meine Spuren in der Schnee- und Bikefotografie hinterlassen zu haben und bin in der beneidenswerten (wenn man das so nennen kann?) Position einer Anlaufstelle für jeden, der eine dieser Sportarten an abenteuerlichen Orten ausüben möchte. Ihr könnt mir glauben wenn ich sage, dass viele dieser Aufträge hart sind. Es ist wie Kriegsfotografie ohne die alptraumhaften Flashbacks. Ok, vielleicht nicht ganz, aber die Tortur der harten mentalen und physischen Herausforderungen wird durch die seltenen Foto-Gelegenheiten ausgeglichen, die sich mir auf diesen Expeditionen bieten. Oh und natürlich gibt es da immer den Bonus ein paar unglaublich gute Trails an wahrhaft unwirklichen Orten fahren zu können.

Aber nach all dieser Zeit als Pro-Fotograf habe ich erst kürzlich verstehen können, worum es bei „eine Geschichte erzählen“ geht. Bis jetzt habe ich „es“ offenbar einfangen können, ohne mir dieses Ziels bewusst zu sein oder wenigstens ohne all zu viele Worte gebrauchen zu müssen. Denn wenn mir das nicht gelungen wäre, dann hätten die Fotos nicht funktioniert und meine Karriere wäre schon längst vorbei. Also auf mich bezogen schätze ich, das meine Fotografie darauf basiert „das Auge“ für ein Motiv zu haben: Die Kompositionen und Arten mit dem Licht zu spielen zu sehen, die einen Schnappschuss in ein Covershot verwandeln können. Formate und Details hinzuzufügen, die ein Bild erzeugen und das Subjekt in einen verständlichen Zusammenhang stellen – das ist der Punkt wo das Geschichten Erzählen ins Spiel kommt. Jedes mal, wenn du durch den Sucher schaust, hast du die Gelegenheit, eine Story zu erzählen und eine Szene so darzustellen, wie du sie vermitteln möchtest und die Geschichte so zu schreiben, wie du sie siehst.

Hier sind also ein paar Lektionen, die ich unterwegs über’s Geschichten Erzählen gelernt habe…

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Lektion 1:

Tauche ein. Ganz nah an das Geschehen heranzugehen kann sehr hilfreich sein, den Zuschauer genau dort zu platzieren: Auf dem windigen Bergrücken, wo du und dein Fotofahrer über die Singletrails heizen. Es ist nicht immer ein einfaches Motiv: Nah heranzugehen bedeutet, sich selbst in die Gefahrenzone zu begeben oder mit Kameras und fliegenden Schlammbrocken zu jonglieren, aber es bringt eine einzigartige Perspektive mit sich.

Dieser Bergrücken ist der Anfang einer meiner weltweit liebsten Abfahrten – ein durchgehender 1300m langer Singletrail, der bis runter zum Talboden ins französische Chamonix führt. Er ist echt mies zu erreichen: Sogar vom Lift aus muss man noch eine 300 Meter lange, felsige, stufenreiche Abfahrt durch unbarmherzige Steinbrocken (hier brach ich mir mal das Kreuzbein) und eine vierzigminütige Tragepassage bewältigen, um zu diesem Spot zu gelangen. Ich gehe hier selten nur zum Fotografieren hin, aber wenn ich mich auf diese Tour begebe, dann packe ich eigentlich immer meine Kamera ein. An diesem Tag hatte ich einen Magic-Arm an meinem Rad befestigt, um meinen Kumpel Jez Wilson aus der Perspektive meiner Gabel fotografieren zu können, während ich ihn den Kamm entlang jagte. Das vermittelt das Gefühl des unmittelbar dabei Seins.

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Lektion 2:

Finde deinen Blickwinkel. Die Komposition spielt eine große Rolle wenn es darum geht Bilder ästhetisch ansprechend zu gestalten. Eine Grundregel, das zu erreichen, ist das Subjekt horizontal oder vertikal nach einem Drittel der Bildbreite zu platzieren. Die kurvenreiche S-Form des Trails erzeugt Spannung und ermöglicht es, das Foto genau dann zu schießen, wenn in der Kurve die Action stattfindet. Darum solltest du nach einem guten Aussichtspunkt suchen, auch wenn es bedeutet dass du dafür den Hang hochkraxeln musst.

Vor etwa 10 Jahren habe ich versucht die Insel Korsika von ost nach west entlang des Mar-eMar Nord Wanderwegs zu überqueren. Es war eine harte vier Tage Fahrt, mit unzähligen Tragepassagen und Abschnitten, die sich anfühlten als würden wir in die falsche Richtung gehen. Aber der Trail weckte bei mir ein stilles Verlangen. Sieben Jahre später kehrte ich mit meinem 150mm Yeti 575 zurück und fuhr diese Sektionen als einzelne Tagesetappen. Dieses Mal mit Unterstützung der Schwerkraft. Der Trip war unglaublich und eines der Highlights war der Tavignano Gorge, ein 20 Kilometer langer technischer Trail nach Corte. Man braucht dafür einen ganzen Tag und er ist deutlich abgelegener als man annehmen könnte.

Lektion 3:

Komponiere dein Bild während du es siehst,  nicht erst später. Die digitale Technik hat unser Leben vereinfacht, da sie es uns ermöglicht in unserem komfortablen Zuhause, nachdem die Fotos aufgenommen wurden, diese in schwarz-weiß zu konvertieren oder Effekte und Filter hinzuzufügen. Das kann vielleicht einen für Instagram bestimmten Schnappschuss retten, aber es wird niemals ein schlechtes Foto gut machen. Während des Aufnehmens zu entscheiden, worum es in deinem Foto geht, wird deine Fotografie verbessern und dir helfen eine Story zu erzählen. Eine Szenerie in schwarz-weiß zu betrachten, ermöglicht es dir, diese zu vereinfachen. So kann man sich auf die Formen, Linien und Muster konzentrieren, die ein schwarz-weiß Foto erst zum Leben erwecken und von denen die Farbe ablenken würde.

Diese Aufnahme von Jez Wilson und Mike Foster, die ich im Herbst um die Mittagszeit aufnahm, hätte auch in Farbe funktionieren können. Aber die Stärke der Reflektion und die Silhouette der Gipfel wären so geschwächt worden. Sie wurde während eines langen Tages an der frischen Luft aufgenommen, der einen kompletten 1700m Auf- und Abstieg im Val Feret in Italien beinhaltete.
Sogar als (oder vielleicht gerade weil) ich Pro Fotograf bin, nehme ich nicht auf jede Ausfahrt eine Kamera mit. Das bedeutet, ich verpasse hier und da mal ein Motiv, aber es ermöglicht mir immer noch das Radfahren zu genießen und eine Verbindung mit meiner lebenslangen Leidenschaft des Mountainbikens aufrecht erhalten zu können. Aber die Kamera wandert auf jeden Fall in meinen Rucksack wenn ich weiß, dass ich mich auf einen Trip wie diesen begebe.

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Lektion 4:

Denke außerhalb des (horizontalen) Rahmens. Unser von der Onlinewelt abhängiges Leben bedeutet, dass das hochformat Foto zu einer aussterbenden Art gehört. Es funktioniert einfach nicht so gut auf unseren Computerbildschirmen. Es gab mal eine Zeit in der ich hochformat Aufnahmen mit dem Hintergedanken an Magazine-Cover machte oder wusste, dass ein Print-Magazin einseitige Leitartikel Fotos brauchte. Und trotz unserer digital-fokussierten Leben sind Hochformate oft die beste Art die Szenerie einzufangen und eine Geschichte zu erzählen.

Dieses Foto von Tibor Simai wurde während einer drei Tages Überquerung der Berge Nordargentiniens aufgenommen. Unser 70 Kilometer langer Singletrail begann im Gebirge, überquerte einen 3200 Meter hohen Pass und versank dann im Dschungel. Es war eine Reise durch eine sich konstant verändernde Umgebung, die eine niemals endende Reihe von Foto Gelegenheiten bot. Als Fotograf sehe ich mich die ganze Zeit nach möglichen Aufnahmen um und muss während ich fahre entscheiden, ob ich die Gruppe anhalte oder nicht. Manchmal halte ich an aber das Motiv gibt nichts her. Dieses Stück ausgesetzten Trails, wo die masive rote Erde im Kontrast zu dem entfernt gelegenen tiefgrünen Dschungel steht, hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Da ich mich gegen die vertikale Steinwand presste, konnte ich Tibor ausweichen und durch die heraufwuchernden Pflanzen vermitteln, wie wir und der Trail vor uns allmählich von dichtem Dschungel verschluckt wurden.

Lektion 5:

Fürchte dich nicht vor der Dunkelheit. Die heutige Technologie und HDR Bearbeitung ermöglichen es uns, Licht in beinahe jede dunkle Ecke, Spalte und Schatten eines Fotos zu bringen. Aber das ist nicht immer eine gute Sache. Tiefe Schwärze und dunkle Schatten sind nützliche Werkzeuge um starke Bilder zu erzeugen und ermöglichen es dir einer Szene Drama hinzuzufügen oder den Fahrer für mehr Gewicht als Silhouette darzustellen. Das Ergebnis ähnelt Diafilm (welcher durch seinen geringen Kontrastumfang sowieso nicht das repräsentierte, was wir mit unseren Augen sahen) und bedeutet, dass man sich mehr bewegen muss, um den passenden Blickwinkel für die beste Wirkung der Helligkeitsunterschiede zu finden.

Diese Aufnahme von James Richards wurde am zweiten Tag einer viertägigen, selbstversorger-MTB-Überquerung von Gran Canaria aufgenommen, die dem GPS Track eines Ultra Trailrunning Rennens folgte. Vier Tage lang fuhren wir durch einige der bezaubernsten Landschaften, die ich je gesehen habe, Der zweite Tag war ein langer, harter Tag voller Pedalieren und wir begannen den letzten Abstieg – ein technischer 5 Kilometer Singletrail entlang abschüssiger Klippen – als es gerade dunkel wurde. Diesen Trail in derartigem Licht zu fahren beinhaltete so seine Herausforderungen aber erlaubte es mir ebenfalls, die dramatische Szenerie in einem anderen Licht zu sehen, welches dem Abschnitt einen durchaus angemessenen Eindruck der Ausgesetztheit verlieh.

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Lektion 6:

Es geht nicht nur um Action. Beim Radfahren geht es (fast) gleichermaßen um die Kultur (den Lifestyle) wie um dass Fahren selbst und sie ist ein fester Teil der Geschichte unseres Sportes. Eine Kamera dabei zu haben bedeutet, in der Lage zu sein, diese Kultur festzuhalten: Den Schmerz, die Frustration, die Belohnungen und  das Bier nach dem Fahren. So auch in dieser Aufnahme von Jez Wilson, zusammengebochen nach einem steilen Peak District Ansiteg, während der Local Nic Kidd den Moment genießt. Wir waren alle schon mal in dieser Lage, auf beiden Seiten des Zauns.

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Lektion 7:

Unschärfe kann funktionieren. Die Tatsache, dass sich Mountainbiker in der Regel recht schnell bewegen, bedeutet dass es manchmal ziemlich schwer sein kann, eine knackscharfe Aufnahme zu bekommen. Aber das kann auch manchmal zum Vorteil des Fotos genutzt werden. Unschärfe fügt dem Foto Bewegung und Dynamik hinzu, die in knackscharfen, beinahe eingefrorenen Bildern manchmal fehlt. Ich würde nicht alle meine Fotos unscharf machen wollen, aber wenn du von sehr dunklem, feuchtem Wald im Schottischen Winter umgeben bist und mit langsamer Verschlusszeit arbeiten musst, ist Unschärfe einfach Teil des Ganzen. Du hast die Wahl: Entweder ziehst du mit der Action mit um den Fahrer scharf zu behalten und den Hintergrund zu verwischen, oder, wie in dieser Aufnahme, du lässt die Fahrer unscharf durch das Bild fahren um ihm einen Eindruck von Bewegung zu verleihen während die beeindruckende Landschaft scharf bleibt. Es kommt auf die Geschichte an, die di erzählen willst. Beide Techniken haben ihre Berechtigung, sogar nach dem Aufkommen der heutigen ISO-leistungsstarken DSLRs.

Dieses Foto von Joe Barnes und Fraser McNeill wurde während eines einwöchigen Bootstrips entlang des Caledonian Trails, von Inverness nach Fort William und zurück, aufgenommen. Unsere Idee war es gewesen, das Boot als Transportmittel und Übernachtungsmöglichkeit zu nutzen und überall dort anzulegen, wo wir Trails fahren konnten. Dies ist einer von Joes Hometrails. Ein typisch steiler, unverzeihender und rutschiger schmaler Pfad, der sich durch einen schönen Wald herabschlängelt. Meine Perspektive von einem rutschigen Felsen ermöglichte es mir, herüberzubringen, wie es aussieht wenn man in einen von Joes Trails einsteigt.

Lektion 8:

Der Manuelle Fokus hat seine Berechtigung. Ich werde es euch beichten: Ich habe einige der fortschrittlichsten Kameras die jemals hergestellt wurden und ich nehme immer noch die meisten meiner Fotos mit manuellem Fokus auf. Manchmal, wie bei dieser Aufnahme von Joe Barnes über Fort William in Schottland, wäre es beinahe unmöglich, das Subjekt durch diese eng stehenden Bäume mit dem Autofokus zu verfolgen. Stattdessen, wie bei vielen Fotos die ich mache, habe ich vorher auf die Kurve fokussiert, von der ich wusste dass ich dort Auslösen würde, die Komposition entsprechend angepasst und meinen Fokus auf manuell umgestellt. Das manuelle Fokussieren kann dir mehr Sicherheit bei derartigen Aufnahmen verschaffen und dir mehr Kontrolle über deine Komposition verleihen, da du das Subjekt auch an den Rand des Bildausschnitts platzieren kannst, wo es keine Autofokuspunkte gibt. Diese Aufnahme von Joe ist eines meiner liebsten Mountainbike-Fotos das ich jemals aufgenommen habe. Die verwobene, undurchlässige und düstere Wand aus Bäumen verleiht ihm einen unnatürlichen Unterton, der im November typisch für Schottland zu sein scheint. Es beinhaltet vielleicht nicht den Glanz von dicker Action, aber es verbindet mich mit meiner Art des Radfahrens und man kann die Geschichte besser erzählen, wenn man so eine Verbindung spürt.

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Lektion 9:

Geh ein Schritt zurück, um das ganze Bild sehen zu können. Auf meinen mehrtägigen Touren oder auf langen Ausfahrten ins Hinterland ist es beruhigend die Gruppe eng beieinander zu halten. Aber wenn du dich entfernst und Distanz zwischen dich und die Fahrer bringst, kannst du eine andere Perspektive auf das, was ihr tut und wo ihr unterwegs seid, erhalten. Es ermöglicht dir andere Kompositionen und erlaubt es dir die wahre Bedeutung davon einzufangen, wie es ist an entlegenen Orten, die Wiederstandsfähigkeit verlangen, Rad zu fahren.

Diese Aufnahme ist von einer Überquerung des Afghanischen Wakhan Korridors im Jahr 2013: Einer weiten, hochgelegen leeren Wildnis. Unsere dreiwöchige Reise und zwölf Tages Ausfahrt war das härteste, was ich in meinen 30 Jahren als Mountainbiker jemals gemacht habe aber es hat mir tausend und eine Foto Gelegenheiten geboten. Abgesehen von der persönlichen Genugtuung des Überlebens, sind das die Belohnungen die mir diese Reisen bieten.

Das Team einzufangen, wie es sich ein langes, kaltes und nasses Tal heraufkämpft, nachdem es am Tag zuvor durch einen Blizzard davon abgehalten wurde, den Pass zu überqueren, war eine dieser einzigartigen Foto Gelegenheiten. Nur in dem ich Abstand gewann, konnte ich unserem Gefühl von Zerbrechlichkeit inmitten dieser mächtigen Landschaft gerecht werden.

Ausrüstung:

Mein Abentuer-Kamera Set up besteht aus einer Nikon D750 (die leichteste Vollformat Nikon DSLR) und meistens den Nikkor 16-35mm f4, 50mm f1.4 und 70-200 f4 Objektiven. Auf längeren Trips, wo ich mein Schlafequipment einpacken muss und das Gewicht entscheidend wird, tausche ich das 70-200 Zoom gegen die Nikkor 85mm f1.8 Festbrennweite und das 16-35 Zoom gegen eine Zeiss 18mm f3.5 Festbrennweite aus. Ich benutze die Fstop Kenti und Lotus Kamerarucksäcke für meine MTB Aufnahmen und werde von Yeti Cycles unterstützt.Milner_Nikongear_1

www.danmilner.com
Twitter @danmilnerphoto
Instagram @danmilnerphoto

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