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Dirt 100

Scott Genius LT 700 Tuned

Grip, Laufruhe und ein ermüdungsfreies Fahrerlebnis. Bereit für etwas Neues?

„Rim Dinger“ (auf Deutsch „Felgendeller“) ist einer der schönsten Trails im Bikepark Wales: Eine Mischung aus Steinen und noch mehr Steinen, High-Speed Sektionen und spitzen Kanten, die dich viel Kraft kosten wenn du nicht den Rythmus des Trails triffst. Ein Ort, der schon für viele Bikes das Ende bedeutete und wo glasklar wird, dass viel Federweg immer schwächliche 150mm Heuchler übertrumpfen wird. Eins ist sicher: Das Scott Genius LT 700 Tuned ist kein Heuchler.

Und hier, mehr als irgendwo anders, gibt es überzeugende Beweise, dass gut gemachte 27,5+ Laufrad Kombinationen eine sehr reale Zukunft im Mountainbikesport haben. Zwischen unnachgiebigen Steinfeldern, an einem Ort wo ein Mangel an Sensitivität und fehlender Halt sofort auffällt, haben die großvolumigen aber leichten tubeless Reifen so sehr mitgespielt, dass es die ganze „Ansprechverhalten des Dämpfers bei geringen Schlägen“ Debatte beinahe ins Lächerliche zieht – sanfte, massiv griffige, schnell rollende Reifen.

„An diesen Reifen gäbe es wirklich für so viele Leute etwas zu finden.“

Die Vorschriften umgehen

Mit einem besseren Überrollverhalten und deutlich weniger Arm-Pump erzeugenden Fahrgefühl halten die Reifen massenweise Grip und ein lebendiges Fahrgefühl bereit, dass Wurzeln weich erscheinen lässt, über spitze Kanten gleitet und insgesamt einfach ein großes, irres Grinsen verursacht. An diesen Reifen gäbe es wirklich für so viele Leute etwas zu finden. Sie werden Selbstvertrauen in euch wecken und euch dort Halt geben, wo herkömmliche 27,5 Zoll Reifen ins Stottern und Rutschen geraten.

Zugegeben, diese Reifen stecken noch in den Kinderschuhen. Bislang waren die Schwalbe Reifen unsere Bevorzugte Wahl, obwohl Specialized auch ein paar in ihrem Angebot haben. Mit knapp unter 900g ist der Trail Star Nobby Nic 2.8 unser Favorit, aber man darf nicht vergessen, dass er recht leichte Seitenwände für so einen großen Reifen hat. Aufgerissene Seitenwände sind ein berechtigter Anlass zur Sorge, aber wir hatten bis jetzt keine derartigen Probleme.

Dies bedeutet ebenfalls, dass eine gute Fahrtechnik der Schlüssel ist, um auf den dickeren Reifen Spaß zu haben. Zu dem gleichen Ergebnis sind wir übrigens auch gekommen, als wir vor einigen Jahren die ersten 29 Zoll Reifen getestet haben. Gutes Timing ist also absolut wichtig, um den Rhythmus des Trails treffen zu können. Trotzdem erwischt uns das Fahrverhalten auf ruppigerem Terrain und in flacheren Kurven hin und wieder auf dem falschen Fuß. Aber wir finden, dass hier die Vorteile diesen Makel mehr als ausgleichen. Der Reifendruck ist hier sehr entscheidend, genau wie der Untergrund. Mit weniger Druck (12-16 psi, abhängig vom Gewicht des Fahrers) sind die Reifen anfällig in Kurven abzuknicken, was etwas irritiert. Wir hatten den größten Erfolg mit einem Druck zwischen 18-22 psi für Fahrer mit 85-90kg Gewicht – besonders unter den härteren, schnelleren Bedingungen im Bikepark Wales. Auf natürlichem Terrain funktioniert auch der geringere Druck und man bekommt in rutschigem Anliegern durch die große Auflagefläche einen verdammt guten Halt.

Dir wird sicher auffallen, dass das Scott mit Syncros TR1.5 Plus Felgen und 160mm Federweg kommt. Diese sehr seltene Kombination macht es ziemlich einzigartig. Die Felgen sind hier das entscheidende, da unserer Erfahrung nach die dickeren Reifen auf schmäleren Felgen unter größerer Belastung einknicken, wie das beim Stumpjumper 27,5+ der Fall ist. Dieses Problem hatten wir mit den super breiten Syncros Felgen nicht.

Aber wie immer ist es nicht der Reifen, der das Rad bestimmt. Das Rad an sich muss nämlich genauso stimmig sein. Das Dämpfungsverhalten am Standard 27,5 Zoll 700 LT hat uns nicht gefallen, aber jetzt, mit den anderen Werten des 27,5+ Modells, macht es Sinn. Und verdammt, es ist einfach eins der schnellsten, spaßigsten Räder, die wir im vergangenen Jahr gefahren sind.

Was uns letztendlich in eine Zwickmühle bringt: Die Bedenken, die wir vor der ersten Fahrt bezüglich des Rollwiederstands, des mangelnden Grips wegen schlechten Gummimischungen und des geringen Pannenschutzes sowie der zu dünnen Seitenwände hatten, haben sich alle zu einem gewissen Teil als unbegründet erwiesen. Dieses Bike ist so gut und up-to-date, dass sich in unseren Köpfen schon die Idee breitgemacht hat, es könnte das Rad des Jahres sein.

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