Hi Gregor! Magst du dich vielleicht erstmal kurz vorstellen?
Ich bin geboren, aufgewachsen und wohnhaft in München und arbeite als freier Autor und Redakteur beim Fernsehen und in der Werbebranche.In der restlichen Zeit bin ich entweder auf dem Enduro-Bike in den Alpen unterwegs oder realisiere Filme in Eigenregie – ohne Formatzwänge oder Erwartungen von Auftraggebern.
Ich liebe es mit Menschen zu arbeiten und ihre Geschichten zu erzählen. Gleichzeitig bin ich auch in meinem Element, wenn es darum geht Extremsport möglichst fesselnd einzufangen. Mountain Bike Out of The Box ist der erste Versuch dieses Beiden Leidenschaften unter einen Hut zu bringen. Das hätte ich nicht geschafft, ohne Julius Steinbacher, meinen Kameramann…der stellt sich auch noch gerne vor ist aber zur Zeit auf Dreh.
Wie hat das Frühstück im Iran geschmeckt? 😉
Das “Frühstück” nennt sich Kale Pache und ist nichts anderes als gut gekochter Schafskopf – in unserem Fall waren noch die weich-gekochten Füße dabei. Im Iran gibt es spezielle Restaurants, in denen du nur dieses Gericht bekommst. Die Iraner essen es traditionell, wenn sie einen anstrengenden Tag vor sich haben – zum Beispiel, wenn sie einen Ausflug in die Berge unternehmen.
Wir haben das gleich nach unserer 16-stündigen Reise auf fast nüchternen Magen serviert bekommen. Zu Beginn dachten wir, die Jungs wollen uns damit auf die Probe stellen und haben ohne lange zu zögern angefangen zu essen. Die Zunge (zartes, weiches Fleisch) und das Hirn (weiche Masse, leicht schmierig im Abgang ;-)) waren OK – aber die glibberigen Füße haben wir beim besten Willen nicht runter bekommen. Ansonsten war das Essen im Iran aber ausgezeichnet – auch für unsere westlichen Mägen. Eintöpfe (Schaffleisch, Kichererbsen, Kartoffeln) im Steinkrug gekocht , unterschiedliches Kebab (Fleisch am Spieß) und die vielen verschiedenen Fladenbrotsorten bekommt man überall in sehr guter Qualität.
War das schon der größte Kulturschock? Oder wurdet ihr noch mehrmals überrascht?
So einen richtig großen Kulturschock gab’s eigentlich – bis auf den Schafskopf auf nüchternen Magen – nicht. Wir hatten uns ja schon so gut es geht vorbereitet. Überrascht wurden aber des öfteren. Gleich am Anfang ist uns aufgefallen, wie sauber das Land und insbesondere die Stadt Tehran ist (Das gilt aber leider nicht für die Luft). Es liegt nirgends Müll herum und rechts und links von den Straßen sind aufwendige Grünanlagen angelegt. Selbst im ärmeren Süden, wo Hossein lebt und arbeitet.
Dann auch die Offenheit und der Respekt mit dem uns die Menschen begegnet sind. Selbst der Taxifahrer, der uns vom Flughafen in die Stadt gebracht hat und der genau gemerkt hat, dass wir kein Ahnung haben wie viel die Rial-Schein in unseren Händen wert sind, hat uns den korrekten Preis abgerechnet. Man wird auch nirgends aufdringlich angequatscht, ob man was kaufen will. Nie hatten wir das Gefühl, dass die Iraner uns westlichen Besuchern misstrauisch oder gar abneigend gegenüber gewesen wären. Die meisten sind neugierig und wollen wissen wie wir ihr Land finden und was wir hier machen.
Viele wollen einen auch sofort zum Essen einladen, was man mehrmals ablehnen muss. Das war die nächste Überraschung, denn im Iran gilt eine Tradition namens Taarof. Die Leute bieten Dir wahnsinnig oft etwas an oder wollen dich einladen. Allerdings erwarten sie von dir erst einmal, dass du ablehnst. Erst wenn sie es dir zum vierten, fünften mal anbieten, weißt du, dass du ohne Bedenken annehmen kannst. Dahinter steckt das schöne Konzept, dass auch Menschen, die nur wenig haben und sich eine Einladung eigentlich nicht leisten können, nicht das Gesicht gegenüber dem Gast verlieren, denn immerhin haben sie es ja versucht. Es hat eine Weile gedauert, bis wir da durchgestiegen sind.
Gab es für euch ansonsten Probleme beim Filmen – evtl. aufgrund der schwierigen politischen Lage des Landes?
Auch das hat uns überrascht – wir sind natürlich mit kleinem, unauffälligem Equipment gereist. D.h. mit DSLRs wie sie auch jeder Foto begeisterte Tourist dabei hat. Aber auch damit haben wir teilweise ziemlich auffällig hantieren müssen. Dennoch hat niemand etwas gesagt – im Gegenteil die Menschen haben sich gefreut und wollten selbst gefilmt/fotografiert werden. Und auch die Polizei, die mehrmals vorbei kam hat nur interessiert geschaut aber nie etwas gesagt. Allgemein waren wir eigentlich immer entspannt unterwegs. Es gibt zwar viel Polizei und Militär und immer mal wieder die Religionswächter die grimmig an ihren Jeeps lehnen, aber wir hatten – Inshallah – mit niemandem Probleme. So lange man nichts militärisch Wichtiges filmt oder fotografiert ist man auf der sicheren Seite.
Wie wird man dort in der Bikeszene aufgenommen?
Die Jungs haben sich wahnsinnig gefreut und konnten es anfangs gar nicht glauben, dass wir extra wegen IHNEN gekommen sind. Überall wo wir hin kamen wurden wir aufs herzlichste aufgenommen. Auch wenn man sich gegenseitig kaum verstanden hat – bis auf die paar Brocken Englisch wie “very good”, “oh shit”, oder “hello, how are you” – kamen dennoch erstaunlich interessante und intensive Gespräche zustande.
Share