Was ist der größte Unterschied zwischen der Bikeszene hier und der im Iran?
Der größte Unterschied ist , dass im Iran das Mountainbiken einfach noch nicht wirklich angekommen ist. Es gibt zwar eine Szene und die hat sich in den letzten Jahren auch stark entwickelt aber im Vergleich zu Europa gibt es nur sehr wenige Biker. Allein in Theran sieht man vielleicht einen Biker am Tag. Das hat auch einen Vorteil: Jeder kennt hier Jeden. Jeder Iranische Biker ist auf Facebook und Pinkbike. Hier verabreden sie sich, tauschen sich aus und handeln mit Bike und Parts. Und das obwohl Facebook im Iran eigentlich gesperrt ist. Durch VPN Netzwerke können die Meisten diese Sperre aber umgehen. Hossein schätzt, dass es 500 aktive Downhill- und Freeride-Fahrer in ganz Iran gibt. Davon fahren ca. 100 ernsthaft – bedeutet sie fahren auch Rennen und investieren viel Geld in ihren Sport.
Auf welchen Bikes sind die Jungs unterwegs?
Am häufigsten haben wir Giant und Specialized gesehen. Das hat den Hintergrund, dass nur diese beiden Marken hochwertige Downhiller in den Iran importieren. Die einzigen relativ neuen Bikes die wir gesehen haben waren die von Hossein und von zwei seiner Freunde, die auch in den Top 10 mitfahren und gesponsert werden. Die Bikes der anderen Jungs sind ziemlich alt. Meistens ist der Rahmen schon ein paar mal geschweißt, die Brakepads sind mit zugeschnittenen Autobremsbelägen geklebt und abgefahrene Reifen werden mit Spax wieder griffig gemacht. Es gilt: Improvisation statt Konsum, was auch damit zusammenhängt dass durch die Sanktionen Importe extrem teuer sind. Für einen einzelnen DH Reifen muss ein Iraner gut 90 Dollar hinblättern – fast ein Drittel des durchschnittlichen Monatslohns.
Haben die Jungs die Chance bei internationalen Rennen teilzunehmen?
Ja klar, solange diese Rennen in Ländern stattfinden, die mit dem Iran befreundet sind und wofür die Jungs Visa bekommen ist das kein Problem. Hossein hat bei den letzten beiden Asian Continetal Championships der UCI im Libanon (2012, Hossein Platz 4) und in China (2014, Hossein Platz 10) teilgenommen. Leider – laut Hossein – ziemlich lasche Veranstaltungen (flache und kaum technische Tracks), wo die Jungs nicht ihr ganzes Potential zeigen konnten. Sein größter Wunsch ist es deshalb auch einmal in Europa oder den USA bei einem Rennen an den Start zu gehen – und ich glaube er hätte da auch gute Chancen. Ich war schon bei einigen Rennen, habe aber selten einen so schnellen Rider wie ihn getroffen – mit dem Style hat er es nicht so, aber sauschnell ist er.
Also würdest du uns allen einen Trip in den Iran empfehlen?
Naja, Leuten, die Ihre Zeit maximal mit extremen Abfahrten nutzen wollen, für die ist der Iran weniger geeignet. Hier gibt es keine Bikeparks, angelegte Trails oder Lifte für Biker. Wer allerdings neben dem Biken auch noch ein Abenteuer erleben, eine völlig verkannte Kultur kennenlernen und seinen Horizont extrem erweitern will, für den ist der Iran perfekt.
Gemeinsam mit den Hossein und zwei weiteren Iranischen Bikern arbeite ich derzeit an einem Konzept um Bikereisen in den Iran anzubieten. In den nächsten Wochen wird unsere Website www.otbtours.de online gehen und ab Mai 2015 wollen wir regelmäßig Bikereisen in den Iran anbieten. Da ist eine tolle Möglichkeit für die Jungs mit Ihrer größten Leidenschaft gutes Geld zu verdienen.
Hast du schon das nächste „Out of the Box“ Projekt vor Augen? Wo geht es als nächstes hin?
Erst mal müssen wir diesen Film fertig bekommen. Das Geld für die Postproduktion versuchen wir durch Crowdfunding über eine Kickstarter-Kampagne zusammenzubekommen. Wenn der Film fertig ist, wollen wir ihn auf Bike- und Sportfilm-Festivals zeigen und – wer weiß – vielleicht findet sich ja ein Sender oder ein Sponsor über den wir unsere Kosten wieder rein bekommen. Wir wollen mit dem Film nicht unbedingt Geld verdienen – aber bisher haben wir schon viel privat investiert und Kosten deckend arbeitet es sich doch leichter. Wenn das alles klappt, wird Mountain Bike out of The Box in das nächste Land ziehen – wieder auf dem asiatischen Kontinent und wieder weit ab vom Mainstream, versprochen!
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