Du fährst sowohl die Rennen in Deutschland als auch die Rennen der World Series – kannst du mal sagen, was der größte Unterschied dabei ist und ob jeder bei der World Series an den Start gehen kann oder was man dabei zu beachten hat?
Prinzipiell kann sich jeder bei der EWS anmelden, aber natürlich ist die Konkurrenz im Fahrerfeld entsprechend dichter. Fast jedes Rennen der Weltserie lief nach einem anderen Format ab. Zum Beispiel gab es Rennen wie in Whistler, mit einem Renntag, aber auch Formate wie in Winterpark, wo sich die Stages auf drei Renntage verteilten. In Punta Ala, wurde eine große Runde gefahren, auf der die Wertungsprüfungen verteilt waren, während in Val d’Allos, jede Stage mit dem Lift zu erreichen war. Generell kann man aber schon sagen, dass die Rennzeit wesentlich länger, dadurch konditionell anspruchsvoller, ist als in Deutschland und pro Stage zum Teil über 1000 Tiefenmeter am Stück zurückgelegt werden.
Bist du für viel Training auf den Strecken oder magst du das Format mit wenig oder gar keinem Training lieber?
Klare Trainingszeiten fi de ich sehr wichtig, um faire Bedingungen zu schaff en. Bei Rennen mit Liftunterstützung ist nur ein Trainingsrun, direkt gefolgt von einem oder zwei Raceruns sehr gut. Mein Lieblingsformat ist jedoch dasselbe, wie es auch bei den deutschen Rennen praktiziert wird: ein oder zwei Tage Training mit einem Renntag, an dem die Stages auf einer großen Runde abgefahren werden. Um mehr Tiefenmeter zu bekommen, kann hierbei eine Liftfahrt eingebaut werden, generell bin ich aber dafür möglichst viele Höhenmeter selbst zu „erradeln“. Kein Training hat auch seinen Reiz und stellt wieder neue Herausforderungen an die Fahrer. Risiko und Geschwindigkeit muss komplett anders abgewogen werden. Dann sollte aber sichergestellt sein, dass die Trails nicht in den Wochen vorher, z.B. von den Locals, schon befahren wurden.
Wenn man die Starterzahlen bei einigen Endurorennen sieht, dann kann man feststellen, dass relativ viele Frauen bei den Rennen an den Start gehen – wie erklärst du dir das – ist Enduro speziell für Frauen eine interessante Rennsportdisziplin?
Es gibt einige wenige Rennen, mit sehr großen Starterfeldern zum Beispiel die Megavalanche in Alpe d’Huez oder auch die Bike Attack in der Lenzerheide. Insgesamt gibt es aber noch zu wenige Frauen, die sich auch für technisch schwierige Rennstrecken begeistern können. Mit steigender Nachfrage an Women Camps und Fahrtechnikkurse, wird sich dies in Zukunft vielleicht verbessern.
Wie trainierst du?
Bis in den Sommer habe ich eben soviel gemacht, wie neben dem Studium möglich war. Im Winter Langlaufen, Skitouren, Telemarken und im Sommer dann Biken, Rennradeln, Laufen. In den letzten Wochen habe ich wieder begonnen, mir Gedanken über einen strukturierten Trainingsaufbau wie zu XC-Zeiten zu machen und hatte bei der Ischgl Overmountain Challenge schon das Gefühl, das es gut anschlägt.
Was machst du, wenn du nicht gerade auf dem Bike sitzt oder auf Rennen und Events bist?
Interviews beantworten. Nein Spaß, im Sommer bleibt oft erstaunlich wenig Zeit. Neben der Organisation und Bürokram beschäftige ich mich dann gern mit Dingen fernab vom Radeln: mit Freunden Kaffee trinken, Shoppen, meinen kreativen Hobbies nachgehen.
Was hast du für kreative Hobbies?
Ich habe schon immer sehr gerne gezeichnet, gemalt, Dinge entworfen, Möbel umgestaltet oder genäht. Seit einigen Jahren habe ich ein eigenes kleines Label namens “endlos”. Wir haben mal mit gestrickten Mützen und Co angefangen, mittlerweile sind viele genähte Dinge im Sortiment und unsere Stirnbänder auch schon in Läden erhältlich. Mit der neuen Homepage bin ich zeitlich leider im Verzug, aber ich hoffe da passiert im Winter was. Ich werde euch auf Facebook informieren, wenn sie online ist.
Am Ende des Tages kann nur einer gewinnen. Wie ist das Verhältnis der Fahrerinnen untereinander?
Super, ich verstehe mich fast mit jeder Fahrerin richtig gut und es ergeben sich Freundschaften, die über das Rennenfahren hinaus gehen. Dadurch, dass man nicht Kopf-an-Kopf miteinander fährt, sind andere Fahrerinnen weniger als Konkurrenz zu sehen. Wenn jemand schneller ist als ich, habe ich großen Respekt vor der Leistung und sehe das als Ansporn. Wenn eine Ann-Caro Chausson hier nochmal 30 Sekunden schneller fahren kann, dann kann mein aktuelles Tempo einfach nicht alles gewesen sein.
Share