Das riesige Angebot an verschiedenen Arten von Mountainbikes, die es mittlerweile auf dem Markt gibt, ist gerade für Neueinsteiger oft überwältigend. Und dann kommt noch dazu, dass die Räder auch noch alle unterschiedliche Laufradgrößen haben, was für zusätzliche Verwirrung sorgt! Wie soll man sich da nur zurecht finden? Auf was muss ich achten? Welche Laufrradgröße brauche ich? Hier sind ein paar Tipps, die dir dabei helfen sollen, das richtige Rad für dich zu finden.
Tatsache ist: Der Mountainbikemarkt ist heute unübersichtlicher als jemals zuvor – und das ist auch gut so! Schließlich bedeutet das, dass es da draußen das perfekte Rad für so ziemlich jeden Einsatzbereich gibt. Man muss nur wissen, wonach man sucht. Bevor du eine Kaufentscheidung triffst, solltest du dir daher zunächst darüber klar werden, auf was für einem Terrain du dein neues Bike einsetzen möchtest. Davon hängt nämlich ab, für welche Laufradgröße du dich entscheiden solltest.
Vor nicht allzu langer Zeit waren Mountainbikes mit 26“-Laufrädern noch die Norm. Doch bereits in den 1980er Jahren tauchten die ersten Räder mit 29“-Laufrädern auf, die jedoch in Sachen Stabilität noch einiges zu wünschen übrig ließen, und sich deshalb zunächst nicht durchsetzen konnten. Spulen wir in das Jahr 2016 vor, gibt es eine ganze Fülle an Laufradgrößen, aus denen man auswählen kann. Welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Größen mit sich bringen, erfährst du weiter unten. Aber so viel sei schon mal verraten: Während 27,5″/650B-, 29“-Laufräder und Reifen in Plusgröße mittlerweile weit verbreitet sind, werden 26“-Laufräder heutzutage immer seltener verbaut.
29″
Wie gesagt, 29“-Laufräder führten lange Zeit ein Schattendasein. Sie fanden früher hauptsächlich an Crosscountrybikes mit Hardtailrahmen Verwendung. Der Grund dafür war, dass die frühen 29“-Laufräder noch stark flexten, was sie für Räder mit Vollfederung vollkommen ungeeignet machten. 29-Zoller mit ihren großen Laufrädern, ihrer steiler Geometrie und ihren langen Vorbauten haben wir in der Dirt-Redaktion deshalb auch lange Zeit belächelt. Das ist heute nicht mehr so. Erst vor Kurzem hat Trek mit dem Slash ein Endurorad auf den Markt gebracht, das eindrucksvoll beweist, wie weit die Entwicklung hochwertiger 29“-Bikes inzwischen vorangeschritten ist. Genauso wie das Specialized Enduro 29 gehört das Slash nämlich zu jener Sorte Räder, die mit ihren 29“-Laufräder selbst den härtesten Bedingungen trotzen können. Weitere Beispiele für hochwertige 29-Zoller sind das Canyon Spectral und das Transition Smuggler, die es sogar in unsere aktuelle Dirt-100-Bestenliste geschafft haben.
Was spricht für ein 29“-Mountainbike?
Da wäre zunächst der ästhetische Aspekt. Gerade bei hochaufgeschossenen Menschen stimmen die Proportionen zwischen Fahrer und Rad einfach besser, wenn die Laufräder eine Größe von 29“ haben. Es gibt zwar Fahrer, die meinen, dass sich 29“-Laufräder aufgrund ihrer Größe schwerfällig fahren. Doch diese Kritiker haben anscheinend die riesigen Fortschritte verpennt, die in den vergangenen Jahren auf diesem Gebiet erzielt wurden. Dank extra für große Laufräder entwickelter Rahmen und kürzeren Vorbauten lassen sich 29“-Mountainbikes nämlich mittlerweile viel besser beherrschen als noch vor wenigen Jahren. Nicht zuletzt deswegen fühlen sich jetzt auch Fahrer von durchschnittlicher Größe auf diesen Rädern pudelwohl.
Ein großer Vorteil von 29“-Laufrädern ist, dass sie auf so ziemlich jedem Terrain schneller unterwegs sind als ihre kleineren Geschwister. Wer sich schon mal auf ein 29“-Trailbike geschwungen hat, weiß, wovon wir sprechen. Es ist wirklich erstaunlich, mit was für einem Tempo man auf solch einem Rad vorankommt. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: 29“-Laufräder setzen den Schwung des Antritts besser um als kleinere Laufräder und ihr großer Durchmesser sorgt darüber hinaus für einen besseren Grip, was gerade in eher feuchten Klima ein Bonus ist. Dank breiterer Felgen haben die Hersteller mittlerweile außerdem das Stabilitätsproblem von 29“-Laufrädern in den Griff bekommen, sodass man mit den Dingern jetzt problemlos Trails, große Drops und selbst enge Kurven meistern kann.
Was spricht gegen ein 29“-Mountainbike?
Wir haben bereist erwähnt, dass die ersten 29“-Laufräder früher nicht gerade stabil waren und außerdem stark flexten. Gerade bei etwas schweren Fahrern und solchen, die ihre Räder hart rannehmen, führte das zu Problemen.
Abhilfe für diese Probleme kam in Form von breiteren und leichteren Felgendesigns und breiteren Naben (Stichwort: Boost Hub Standard), die die Stabilität und Steifigkeit von 29“Laufrädern erheblich verbesserten. Doch selbst diese technischen Fortschritte konnten bisher nichts an der Tatsache ändern, dass kleinere Laufräder prinzipiell stabiler und steifer sind. Aus diesem Grund eignen sich 27,5“- oder 26“-Laufräder weiterhin einfach besser für Enduroracing der härten Gangart oder Abfahrten im Gebirge. Im Downhillbereich experimentieren zwar einige Hersteller mit 29“-Laufrädern, aber keines davon ist bisher in Produktion gegangen. Hinzu kommt der Gewichtsfaktor, denn umso größer das Laufrad, desto schwerer ist es selbstverständlich auch. Leichtbaufetischisten rümpfen hier natürlich ihre Nasen.
Ein weiteres Problem stellte früher das eingeschränkte Angebot an 29“-Reifen dar. Wir erinnern uns: 29“-Laufräder kamen zunächst vor allem an Crosscountryrädern zum Einsatz, dementsprechend schnell, aber auch dünnwandig und für Trailbikes vollkommen ungeeignet waren die für sie designten Reifen. Doch ähnlich wie bei den Felgen und der Rahmengeometrie hat sich auch auf diesem Gebiet in letzter Zeit einiges getan. Und so gibt es mittlerweile auch für große Laufräder einen ganzen Haufen brauchbarer Reifen, darunter zum Beispiel die 29“-Version des Maxxis High Roller, den wir dir wärmstens empfehlen können.
Fazit? Nur wenige Fahrer wechseln wieder zu kleineren Laufrädern, wenn sie sich einmal auf ein 29“-Laufräder eingelassen haben. Aufgrund ihrer Größe und Schnelligkeit dauert es zwar eine ganze Weile dauert, bis man sich an 29“-Laufräder gewöhnt und das Timing für Kurven drauf hat, aber das ist alles nur eine Frage der Zeit. Du solltest dein Urteil über solch einen 29-Zoller also nicht schon nach einer kurzen Testfahrt fällen. Gib dem Rad Zeit! Dann wirst du nämlich schon bald feststellen, dass 29“-Laufräder für Trailbikes mit einem Federweg bis zu 150 mm perfekt sind.
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